Malte Mohr - „Irgendwann platzt der Kragen“
Die Probleme hinter den Kulissen der LG Stadtwerke München entwickelten sich zum Leichtathletik-Thema der Woche. Im Interview mit leichtathletik.de spricht der derzeit beste deutsche Stabhochspringer Malte Mohr über seinen Frust im Verein und eine mögliche Vertragsauflösung, aber auch über seine Freundschaft mit Europameister Renaud Lavillenie (Frankreich).
Malte Mohr, nach Ihren 5,80 Metern beim Gastspiel am Wochenende in Sindelfingen reichte es beim Hallen-Meeting in Chemnitz nur zu 5,60 Metern und Platz zwei. Ist die Spannung etwas raus nach der erfüllten Norm für die Hallen-EM?Malte Mohr:
Nein, das spielt keine Rolle. Es war nie mein Ziel, nur die EM-Norm zu springen. Ich habe mir ganz andere Ziele gesetzt dieses Jahr. Für mich war es klar, dass die Norm direkt abgehakt wird. Ich habe mich technisch und vom Anlauf her nochmal verbessert zum letzten Jahr.
Das Chemnitzer Meeting wurde erwartungsgemäß dominiert von Europameister Renaud Lavillenie. Er versuchte sich am Ende sogar dreimal an 6,03 Meter. Ist das der Hauptkonkurrent für die Hallen-EM?
Malte Mohr:
Auf jeden Fall. Ich denke, über ihn wird es gehen. Er versucht sich jetzt schon zum dritten Mal am französischen Rekord. Er hat das drauf. Ihn gilt es vor allem zu schlagen in Paris.
Mit Renaud Lavillenie sind Sie privat befreundet. Geben Sie sich hin und wieder Tipps?
Malte Mohr:
Nein, in der Hinsicht arbeiten wir eher für uns selbst. Wenn niemand da ist, guckt man vielleicht mal auf die Zwischenmarken. Aber technisch haben wir einfach unterschiedliche Vorstellungen. Da können wir uns gegenseitig nicht wirklich helfen. Er kommt mehr über seine Geschwindigkeit, bei mir ist es eher technischer Natur. Es reicht, wenn man sich ansonsten gut versteht.
Weshalb sind Sie und Ihre Stabhochsprung-Kollegen der LG Stadtwerke München am Wochenende in Sindelfingen gestartet und nicht bei den Bayerischen Hallen-Meisterschaften in eigener Halle? Wollten Sie wirklich, wie zu lesen war, nur „neue Reize setzen“ oder waren die Unstimmigkeiten im Verein der Grund?
Malte Mohr:
Beides. Wir trainieren das ganze Jahr über in München. Dann mal wieder woanders hinzugehen, ist schon etwas wert. Natürlich ist es eigentlich so, dass man für den Verein dann auch bei den Bayerischen Meisterschaften springt. Aber wenn man dann die Person, mit der man gerade so viele Probleme hat, die ganze Zeit noch um sich herumspringen hat, dann ist das nicht unbedingt leistungsfördernd.
Sie sprechen von Norman Feiler, dem sportlichen Macher der LG Stadtwerke München, der kürzlich auch von Ihrem Vereinskollegen Tim Lobinger scharf kritisiert wurde. Gibt es noch Chancen, den Streit zu klären?
Malte Mohr:
Es ist schwierig. Momentan gibt es nicht wirklich eine Klärung. Eigentlich warte ich darauf, dass mein Vertrag aufgelöst wird.
Es geht offenbar um einbehaltene Prämien sowie um fehlende monatliche Bezüge?
Malte Mohr:
Ja, in erster Linie. Es kommen so ein paar persönliche Sachen dazu. Es wurden Versprechungen gemacht, die nicht eingehalten werden. Und irgendwann platzt einem halt der Kragen.
Eine vertrauensvolle Zusammenarbeit können Sie sich nicht mehr vorstellen?
Malte Mohr:
Nein. Das ist die Grundlage, um betreut und konzentriert arbeiten zu können. Und wenn das nicht geht, muss man andere Wege suchen.
Denken Sie und ihre Stabhochsprungkollegen darüber nach, in München einen neuen Verein zu gründen? Denn in der Stadt wollen Sie gern bleiben.
Malte Mohr:
An München liegt mir sehr viel, auch an den Trainingsbedingungen dort. Tim Lobinger ist von den Problemen genauso stark betroffen, mein Trainer auch (Chauncey Johnson, Anm. d. Red.). Fabian Schulze im Prinzip auch. Er hat zwar jetzt einen Vertrag, aber es gibt auch zwischen ihm und dem Vereinsvorsitzenden persönliche Geschichten.
Wie soll es weitergehen?
Malte Mohr:
Mal abwarten, was die nächsten Tage bringen. Ich hoffe, dann kommt man irgendwann zu einem Ergebnis, um sich dann wieder auf den Sport konzentrieren zu können. Im Training ist das Gesprächsthema Nummer eins. Und irgendwann nervt es einfach.