Malte Mohr - „München war Abenteuer“
Der Neu-Münchner Malte Mohr hat am Wochenende eine erfolgreiche Hallensaison mit Silber bei der Hallen-WM in Doha (Katar) gekrönt. Mit welchen Erkenntnissen er aus dem Winter geht, lesen Sie im Interview mit dem Stabhochspringer, der sich im Februar auf 5,83 Meter verbessert hatte.
Malte Mohr, nach dem Abschneiden der deutschen Stabhochspringer bei den jüngsten Großereignissen, mussten Sie und Ihre Disziplinkollegen zuletzt immer wieder Kritik einstecken. Hat Sie das so angespornt, dass Sie und Alexander Straub jetzt in Doha gleich zweimal Edelmetall mitgenommen haben?Malte Mohr:
Für mich war die Kritik kein Ansporn, ich nehme so etwas nicht wirklich ernst, weil ich vor allem für mich selbst springe. Allerdings freue ich mich jetzt als Vize-Weltmeister, die Kritiker Lügen gestraft zu haben.
Was bedeutet die Silbermedaille für Sie?
Malte Mohr:
Das ist der größte Erfolg in meiner Karriere. Ich habe damit geliebäugelt und genau die richtige Taktik gewählt. Mit den gewählten Höhen habe ich mich selbst unter Druck gesetzt, das war optimal.
Wie haben Sie den Erfolg gefeiert?
Malte Mohr:
Lange, wir waren in einer Hoteldiskothek, und ich war erst um halb Sieben im Bett. Dann habe ich prompt einen Fototermin verschlafen. Aber ich hoffe, als Vize-Weltmeister wird man mir das verzeihen.
Was halten Sie davon, dass die Hallen-WM und Ihr Erfolg im deutschen Fernsehen nicht zu sehen war?
Malte Mohr:
Das ist schon ein bisschen peinlich. Hier in Katar kann man deutschen Handball und deutschen Volleyball sehen und bei uns noch nicht einmal eine Leichtathletik-Weltmeisterschaft. Es ist ja nicht so, dass sich in Deutschland niemand für Leichtathletik interessiert. Im Gegenteil, sie hat eine große Fangemeinde, das hat die WM in Berlin gezeigt. Eine Übertragung aus Doha mit den drei deutschen Medaillen hätten sicher viele Leute eingeschaltet.
Wenn Sie den Malte Mohr, der im vergangenen Sommer bei der WM 14. war, mit dem Malte Mohr vergleichen, der jetzt Silber geholt hat - wie haben Sie sich verändert?
Malte Mohr:
Dass ich mich groß verändert hätte, kann ich nicht sagen. Aber natürlich hat sich in meinem Leben eine Menge verändert. Ich habe den Trainer gewechselt, bin umgezogen und musste mich an vieles Neues gewöhnen.
Was machen Sie denn im Training bei Chauncey Johnson anders als zuvor bei Leszek Klima in Leverkusen?
Malte Mohr:
Das sind viele Kleinigkeiten. Beispielsweise legen wir großen Wert auf die Gestaltung meines Anlaufs. Ich habe auch meine Technik leicht verändert, greife am Stab etwas breiter. Mit 23 Jahren entwickelt man sich bei entsprechendem Training auch in Sachen Kraft und Schnelligkeit ständig weiter. Außerdem bin ich in München von Glasfiber- auf Karbonstäbe umgestiegen. Die sind zwar etwas schwieriger zu biegen, aber wenn du das beherrschst, befördern sie dich mit mehr Power nach oben als Glasfiberstäbe.
Warum haben Sie nach der Saison 2009 eigentlich den TSV Bayer 04 Leverkusen und Leszek Klima verlassen?
Malte Mohr:
Ich wollte einen neuen Reiz setzen. Es war an der Zeit etwas zu verändern, ich hatte seit 2003 mit Leszek Klima zusammengearbeitet. Außerdem habe ich Abenteuerlust verspürt.
In München ist es abenteuerlich?
Malte Mohr:
Es war nicht der sichere Weg. Der wäre Leverkusen gewesen, bei Leszek Klima hätte ich gewusst, was ich habe. Nach München zu gehen war auch ein Abenteuer, weil mir dort längst nicht so viele Stäbe zur Verfügung standen wie in Leverkusen. Deshalb war der Umstieg auf Karbon auch aus der Not geboren. Tim (Lobinger) hatte einfach viel mehr Karbon- als Glasfiberstäbe.