Mannheim letzte Ausfahrt nach Bydgoszcz
Letzte Ausfahrt Mannheim: bei der Bauhaus Junioren-Gala in der Quadratestadt haben die deutschen U20-Athleten am 21. und 22. Juni die letzte Möglichkeit, sich für die Junioren-WM im polnischen Bydgoszcz (8. bis 13. Juli) zu qualifizieren. Für viele lautete die Frage: Reiseticket nach Polen oder Karren aus dem Dreck ziehen?
Am Tag nach der Gala benennt der Deutsche Leichtathletik-Verband (DLV) sein Bydgoszcz-Aufgebot. Die Junioren-Gala bekommt dadurch zusätzliche Brisanz. Nachwuchs-Bundestrainer Dietmar Chounard erwartet daher Wettkämpfe mit viel Dramaturgie. Der DLV darf für die Welt-Titelkämpfe pro Disziplin nur zwei Athleten nominieren, so denn diese die DLV-Norm unterboten haben. Härtefälle sind zu erwarten. Ticket und Tristesse dürften in diesem Jahr wieder nahe beisammen liegen.Spannende Duelle mit einem Showdown um die beiden Bydgoszcz-Startplätze erwartet Dietmar Chounard im Stabhochsprung (bislang sieben Norm-Erfüllerinnen) und über 400 Meter Hürden (bislang sechs Norm-Erfüllerinnen) bei den Juniorinnen.
Im Speerwurf der Junioren dürfte ein Jahr nach dem deutschen Jugend-Rekord von Matthias de Zordo (SC schlau.com Saar 05; 78,67 m) das Duell zwischen Franz Burghagen (LG Nike Berlin) und Maik Dolch (Hallesche LAF) Spannung garantieren.
Auf dem Weg nach oben
Mit Kugelstoßer David Storl (LAC Erdgas Chemnitz) oder Diskuswerferin Julia Fischer (SCC Berlin) werden in Mannheim zwei als U18-Weltmeister international erfolgreiche Athleten auf dem Weg nach oben zu beobachten sein.
„Ich traue den meisten Athleten zu, sich mittelfristig bei den Erwachsenen durchzusetzen“, meint Dietmar Chounard und fährt fort: „Die Qualität der Sportler ist so hoch, dass sie bis 2012 oder 2013 den Stamm der Nationalmannschaft bilden werden.“ Beim Blättern durch die Ergebnislisten der Junioren-Gala aus den Vorjahren sei ihm aufgefallen, dass das „Who is who“ des DLV als Junior in Mannheim gestartet sei.
Gala-Organisationsleiter Rüdiger Harksen kann gleich mit ein paar Namen wie denen von der Mannheimer Hürdensprinterin Kirsten Bolm, dem Ex-Zehnkämpfer Frank Busemann oder dem Erfurter 800-Meter-Läufer Nils Schumann glänzen. „Die Gala ist ein Sprungbrett in den Erwachsenen-Bereich“, fügt er an.
Viel Konkurrenz aus dem Ausland
Die etwa 250 deutschen Athleten werden auf rund 140 Konkurrenten aus dem Ausland treffen. Aus dem Heer an Gala-Gästen aus aller Welt dürfte sich Vicky Parnov heraus katapultieren. Die australische Stabhochspringerin sollte ihren deutschen Konkurrentinnen wohl nicht nur in Mannheim, sondern auch bei der U20-Weltmeisterschaft das Leben schwer machen. Die U18-Weltmeisterin verbringt ihre Zeit während ihrer Deutschland-Aufenthalte immer bei der Stabhochsprung-Familie Ryshich nahe Ludwigshafen, obwohl Lisa Ryzih in den vergangenen Jahren bei internationalen Wettkämpfen stets ihre Hauptkonkurrentin war. Die Väter der beiden Springerinnen sind ehemalige Studienfreunde.
Disziplin-Kollege Raphael Holzdeppe (LAZ Zweibrücken) plant in Mannheim eine erneute Verbesserung des deutschen Jugend-Rekords, den er am Mittwoch beim Lausitz-Meeting in Cottbus auf 5,65 Meter schraubte. Dafür lässt der Stabhochspringer die Rheinland-Pfalz-Meisterschaften am Wochenende sausen. „Ich finde es fantastisch, wie er den Sport und die Schule unter einen Hut bringt“, lobte Dietmar Chounard den jungen Stabakrobaten.
Lokale Hoffnungen
Raphael Holzdeppe steht wie Julien Howard und Julia Müller-Foell mitten im Abiturstress. Doch mit freiem Kopf soll auch für die beiden Mannheimer Lokalhoffnungen die Ticket-Buchung kein Problem werden.
Schließlich stehen sie in der aktuellen deutschen Jugend-Bestenliste jeweils auf Position eins. 400 Meter-Läuferin Julia Müller-Foell fehlen noch 17 Hundertstelsekunden, Weitspringer Julien Howard noch 16 Zentimeter nach Bydgoszcz. Orientierungsschwierigkeiten dürften beide bei ihrem Heimspiel keine haben.
Bauhaus Junioren-Gala in Mannheim