| Porträt

Manuel Sanders: 400-Meter-Hoffnung mit viel Luft nach oben

Auch in einem kleinen Verein kann man groß herauskommen. Manuel Sanders von der TSG Dülmen ist in diesem Jahr im Nachwuchsbereich der Shooting-Star auf der 400-Meter-Strecke.
Peter Middel

Qualifikation für die U20-Europameisterschaften in Grosseto (Italien) und im Finale in 46,81 Sekunden ein respektabler siebter Platz. Darüber hinaus zum Jahresende der deutsche Meistertitel der U20 in neuer Bestzeit von 46,63 Sekunden – auch das in dieser Altersklasse Rang sieben in Europa: Der 19-jährige 400-Meter-Sprinter Manuel Sanders (TSG Dülmen) hat in der vergangenen Saison einen großen Schritt nach vorne gemacht.

„Für mich ist 2017 nahezu alles nach Wunsch gelaufen", bestätigt Manuel Sanders, der in Dülmen von Thomas Bleß trainiert wird. Nur die Disqualifikation der deutschen 4x400 Meter-Staffel bei der U20-EM, die mit Medaillenhoffnungen angetreten war, sei "eine herbe Enttäuschung" gewesen. "Ich habe dieses Pech aber schnell abgehakt, denn ich bin noch jung und bekomme solch eine Chance bestimmt noch einmal geboten.“

Vielseitige Grundausbildung als Basis für den Langsprint

Manuel Sanders hat sich im Alter von sieben Jahren den Leichtathleten der TSG Dülmen angeschlossen und seinem Verein und seiner Sportart seitdem die Treue gehalten. Andere Sportarten, auch Fußball, interessierten ihn nicht. Die Leichtathletik stand für ihn immer ganz obenan. Ihn fasziniert heute wie damals die große Vielseitigkeit dieser Sportart. Bis aufs Hammerwerfen und Gehen hat er alle Disziplinen schon mal ausprobiert und sich sogar schon im Zehnkampf versucht.

„Ich bin sehr froh, dass ich bei der TSG Dülmen eine vielseitige Grundausbildung erhalten habe. Davon profitiere ich jetzt auch auf der 400-Meter-Strecke,“ betont der Langsprinter, der erst im Mai 2016 auf diese Strecke gewechselt ist. Es ist eine Distanz, auf der Weichlinge nichts zu suchen haben. Schließlich bildet die unbarmherzige Strecke ein einziges Ringen um Sauerstoff.

Auf den Unterdistanzen mit viel Luft nach oben

Dass der Deutsche U20-Meister und letztjährige Zweitplatzierte innerhalb eines so kurzen Zeitraums so schnell nach vorne kam, verblüfft selbst Experten. Schließlich nimmt Manuel Sanders national mit seinem 400-Meter-Hausrekord von 46,63 Sekunden bereits bei den Männern einen sechsten Rang ein. Und er verfügt noch über enormes Verbesserungspotenzial. Auffallend ist nämlich, dass er über 100 Meter und 200 Meter lediglich mit Bestzeiten von 11,20 beziehungsweise 22,22 Sekunden zu Buche steht.

„Das ist mein Knackpunkt. Im Vergleich zu anderen guten 400-Meter-Läufern bin ich auf der ersten Streckenhälfte recht langsam, habe dann aber den Vorteil, dass ich zum Schluss noch einmal richtig Gas geben kann." Bisher habe diese Taktik immer ganz gut funktioniert. "Doch je höher ich komme, desto flexibler muss ich in meiner Tempogestaltung reagieren können. Daher werde ich in nächster Zeit konsequent an meinen Unterdistanz-Leistungen arbeiten“, kündigt Manuel Sanders an.

Die körperlichen Voraussetzungen für weitere Leistungssteigerungen bringt der blonde Westfale in jedem Fall mit: 85 Kilogramm verteilen sich bei ihm auf eine Körperlänge von zwei Metern. Ein Gardemaße gepaart mit weiteren physischen und psychischen Fähigkeiten, um sich auf dieser harten Strecke auch langfristig national und international durchzusetzen.

Klarer Fokus, schnellere Zeiten

Dass er sich in der abgelaufenen Freiluft-Saison von 47,23 auf 46,63 Sekunden verbesserte, führt der frühere Allrounder vor allem auf seine Fokussierung auf die Strecke zurück. Sein Coach Thomas Bleß, der mit 34 Jahren zur jüngeren Trainergeneration zählt, hat sich in letzter Zeit zudem intensiv mit der Stadionrunde beschäftigt und an entsprechenden Fortbildungen teilgenommen.

In Dülmen verfügt Manuel Sanders darüber hinaus über optimale Bedingungen. Falls das Wetter nicht mitspielt, weicht er ins rund 30 Kilometer entfernte Münster und in die dortige Leichtathletik-Halle aus. Meist kommt er auf sechs Einheiten pro Woche, sodass er auch beim Training in den kommenden Jahren noch draufpacken kann.

Ausbildung zum Veranstaltungsmanager

Im vergangenen Jahr hat der erfolgreiche Nachwuchs-Leichtathlet eine Ausbildung als Veranstaltungsmanager begonnen. Er organisiert für seinen Arbeitgeber Seminare im Außenwirtschaftsbereich. Seine Arbeit kann Manuel Sanders gut mit dem Sport koordinieren.

Das kommende Jahr, in dem der 19-Jährige in die U23- beziehungsweise Männerklasse aufrückt, will er recht locker angehen, denn international steht in der U23-Altersklasse kein Highlight an. Die Heim-Europameisterschaften in Berlin sind für ihn zwar noch kein Thema, ausschließen will er sie jedoch nicht: „Wenn ich eine kleine 46er Zeit laufe und bei den Männern ins DM-Finale komme, dann rückt eventuell auch die EM in den Fokus." Manuel Sanders hat es nicht eilig. Aber wenn seine Fortschritte weiter so rasant bleiben, könnten entfernte Träume ganz schnell zu konkreten Zielen werden.

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