Marathon-Elite: Immer mehr, immer schneller
Laufhelden werden nicht geboren, sie werden gemacht. Doch durch die Fluktuation in der Langstreckenszene erscheint es als immer schwieriger, auf Dauer zu einem Helden aufzusteigen, wie es etwa der Äthiopier Haile Gebrselassie mit seinen Titeln und Rekorden immer noch ist. Namen aus Kenia und Äthiopien werden im Gedrängel um die Preisgelder schnell zu Schall und Rauch.
Zumindest mit geläufigen Spitzenathleten setzt das Rennen in London (Großbritannien) Akzente. An der Themse gibt es das erlesenste Feld eines Marathons überhaupt zu sehen. Und das Jahr für Jahr. So auch am Sonntag (22. April). Weltrekordhalter Patrick Makau ist dabei, Weltmeister Abel Kirui (beide Kenia) ebenso. Bekannte Namen. Doch die Konkurrenz ist umso unerbittlicher.In den vergangenen zehn Jahren gab es in London jeweils sieben verschiedene Männer- und Frauensieger, in den letzten drei Jahren immer unterschiedliche Champions. Sollten Patrick Makau oder Abel Kirui gewinnen, so sind sie doch nur die nächsten in der Liste. In Boston (USA) ist das nicht anders, dort siegte seit 2008 immer wieder jemand anderes.
Nur ein Moment des Erfolgs
In Paris (Frankreich) konnte in den letzten zehn Jahren nur die Äthiopierin Atsede Baysa zweimal gewinnen. Und in Rotterdam (Niederlande) vermochte schon 13 Jahre lang niemand den schnellen Lauf ein zweites Mal für sich zu entscheiden.
Sieger kommen, Sieger gehen. Vom Heldenstatus sind sie aber gerade deshalb weit entfernt. Die allermeisten bleiben nur ein Name unter ganz vielen, für einen Moment im Blitzlicht der Aufmerksamkeit.
Als Underdog zum Champion
In Paris standen zuletzt 24 Männer mit Bestzeiten unter 2:10 Stunden am Start. Die Plätze zwei und drei gingen aber an Läufer, die gar nicht diesem Kreis angehörten. Der Sieger Stanley Biwott reiste mit einer Bestzeit von 2:07:03 Stunden und dem Sieg beim Marathon in Chunchon (Korea) als Referenzen an. Mit der Startnummer zehn war er vor dem Rennen nur ein Underdog.
Die Konkurrenzsituation hat sich in den letzten Jahren in dessen Heimat unglaublich verschärft. Kenia weist inzwischen mehr als sechzig Läufer vor, die den Marathon schon unter 2:07 Stunden gelaufen sind. Über zwanzig davon konnten auch schon 2:06 Stunden unterbieten. Wöchentlich muss man damit rechnen, dass neue hinzu kommen.
In Äthiopien sieht es nicht anders aus. Auch dort sind inzwischen zwölf Athleten unter 2:06 Stunden geblieben. Zehn davon liefen ihre Bestzeiten in den vergangenen zwei Jahren. Fest steht: Die Masse an afrikanischen Spitzenläufern auf einem ähnlichen Niveau wird immer größer, die Fluktuation ebenso.
Neue Namen
Und auch die Zeiten werden immer noch besser. Die Veranstalter der internationalen Stadtmarathons können neue Streckenrekorde bei einem nur halbwegs glücklichen Händchen bei den Athletenverpflichtungen mit einer hohen Wahrscheinlichkeit planen und liebäugeln auch schon mal mit noch Größerem. So war es auch keine Überraschung, dass am letzten Wochenende bei den großen Städtemarathons in Paris, Rotterdam und auch Wien (Österreich) neue Bestmarken erzielt wurden.
Ein Ende dieser Entwicklung ist lange nicht in Sicht. Weitere Langstrecken-Asse kommen aus dem Nichts. Neue Namen wie Atsedu Tsegay, der in Prag (Tschechische Republik) den äthiopischen Halbmarathonrekord von Haile Gebrselassie auslöschte, oder Dennis Kipruto (Kenia), der mit seinen angeblich 18 Jahren bei den Halbmarathons in Berlin und Ras Al Khaimah (Vereinigte Arabische Emirate) mit Glanzzeiten siegte, stehen bereits vor dem Marathontor. Ob eines Tages echte Helden aus ihnen werden, ist allerdings eine ganz andere Frage.
Marathonläufer mit Bestzeiten unter 2:06 Stunden:
2:03:38 | Patrick Makau Musyoki | KEN | Berlin | 25.09.2011 |
2:03:42 | Wilson Kipsang Kiprotich | KEN | Frankfurt | 30.10.2011 |
2:03:59 | Haile Gebrselassie | ETH | Berlin | 28.09.2008 |
2:04:23 | Ayele Abshero | ETH | Dubai | 27.01.2012 |
2:04:27 | Duncan Kibet Kirong | KEN | Rotterdam | 05.04.2009 |
2:04:27 | James Kipsang Kwambai | KEN | Rotterdam | 05.04.2009 |
2:04:40 | Emmanuel Kipchirchir Mutai | KEN | London | 17.04.2011 |
2:04:50 | Dino Sefir | ETH | Dubai | 27.01.2012 |
2:04:54 | Markos Geneti | ETH | Dubai | 27.01.2012 |
2:04:55 | Paul Tergat | KEN | Berlin | 28.09.2003 |
2:04:55 | Geoffrey Kiprono Mutai | KEN | Rotterdam | 11.04.2010 |
2:04:56 | Sammy Korir | KEN | Berlin | 28.09.2003 |
2:04:56 | Jonathan Kiplimo Maiyo | KEN | Dubai | 27.01.2012 |
2:05:04 | Abel Kirui | KEN | Rotterdam | 05.04.2009 |
2:05:10 | Samuel Kamau Wanjiru | KEN | London | 26.04.2009 |
2:05:10 | Tadese Tola | ETH | Dubai | 27.01.2012 |
2:05:13 | Vincent Kipruto | KEN | Rotterdam | 11.04.2010 |
2:05:15 | Martin Lel | KEN | London | 13.04.2008 |
2:05:16 | Levy Matebo Omari | KEN | Frankfurt | 30.10.2011 |
2:05:18 | Tsegay Kebede | ETH | Fukuoka | 06.12.2009 |
2:05:23 | Feyisa Lilesa | ETH | Rotterdam | 11.04.2010 |
2:05:25 | Bazu Worku | ETH | Berlin | 26.09.2010 |
2:05:25 | Albert Kiplagat Matebor | KEN | Frankfurt | 30.10.2011 |
2:05:27 | Jaouad Gharib | MAR | London | 26.04.2009 |
2:05:27 | Wilson Kwambai Chebet | KEN | Rotterdam | 10.04.2011 |
2:05:30 | Abderrahim Goumri | MAR | London | 13.04.2008 |
2:05:37 | Moses Cheruiyot Mosop | KEN | Chicago, IL | 09.10.2011 |
2:05:38 | Khalid Khannouchi | USA | London | 14.04.2002 |
2:05:39 | Eliud Kiptanui | KEN | Praha | 09.05.2010 |
2:05:41 | Dadi Yami | ETH | Dubai | 27.01.2012 |
2:05:42 | Abdullah Dawit | ETH | Dubai | 27.01.2012 |
2:05:42 | Deressa Chimsa | ETH | Dubai | 27.01.2012 |
2:05:44 | Getu Feleke | ETH | Amsterdam | 17.10.2010 |
2:05:48 | Jafred Chirchir Kipchumba | KEN | Eindhoven | 09.10.2011 |
2:05:49 | William Kipsang | KEN | Rotterdam | 13.04.2008 |
2:05:50 | Evans Rutto | KEN | Chicago, IL | 12.10.2003 |