Marathonis holen Schwung für Berlin
Vier Marathonläufer unter 2:16 Stunden, fünf Läuferinnen unter 2:30 Stunden - der deutsche Marathonlauf ist im Aufwind. „Gute Leistungen in dieser Dichte hatten wir schon lange nicht mehr“, sagt DLV-Disziplintrainer Detlef Uhlemann, auch wenn die absoluten Top-Zeiten, zumindest im Männerbereich, noch fehlen. Und der Aufschwung kommt zu einem passenden Zeitpunkt: Zur Heim-WM im kommenden Jahr in Berlin, bei der nun zwei deutsche Teams im Weltcup an den Start gehen dürften.
„So viele haben sich schon lange nicht mehr für den Männer-Marathon interessiert“, sagte Detlef Uhlemann lachend, als er nach dem Frankfurt-Marathon am Sonntag umringt von Journalisten im Zielbereich Rede und Antwort stand. Gerade waren sowohl André Pollmächer (LAC Erdgas Chemnitz; 2:14:18 h) als auch der Deutsche Marathonmeister Martin Beckmann (LG Leinfelden-Echterdingen; 2:14:30 h) erstmals unter 2:15 Stunden geblieben.Gleiches war vier Wochen zuvor in Berlin Falk Cierpinski (SG Spergau; 2:13:30 h) gelungen. Und auch der Wattenscheider Stefan Koch hatte in seinem erst zweiten Marathon in 2:15:38 Stunden in einer guten Zeit das Ziel erreicht.
Berlin-Start fast sicher
Auch wenn alle damit nicht die WM-Einzelnorm von 2:13:00 Stunden erfüllt haben, ist ein Start in Berlin für sie nun fast sicher. Für den gleichzeitig ausgetragenen Weltcup können sich die Marathonis mit einer Team-Norm qualifizieren. 6:52 Stunden müssen drei Läufer gemeinsam erreichen - für jeden einzelnen sind dies durchschnittlich 2:17:20 Stunden, die die bislang besten vier Deutschen bereits locker unterboten haben. Mindestens drei und höchstens fünf Läufer können für die Mannschaft nominiert werden. Auf der Rechnung hat Detlef Uhlemann auch noch den Leverkusener Mario Kröckert und WM-Starter Uli Steidl vom SSC Hanau-Rodenbach.
„So eine Bestenliste hatten wir schon lange nicht mehr“, stellte auch Martin Beckmann im Ziel des Frankfurt-Marathons fest. 33 Kilometer war er in der Börsenmetropole zusammen mit André Pollmächer gelaufen, obwohl beide zunächst unterschiedliche Pläne gehabt hatten. „Am Vortag haben wir uns unterhalten und gemeint, es wäre doch Unsinn, wenn wir nicht zusammen laufen.“ Beide modifizierten ihre Renneinteilungen ein wenig und profitierten davon.
Kleine Schritte
„Natürlich kann man unsere Zeiten immer positiv oder negativ bewerten“, sagte er. „Aber es geht voran, wenn auch in kleinen Schritten.“ Vor allem der junge André Pollmächer habe mit seinem Debüt gezeigt, was auf der Marathonstrecke noch alles möglich sei. Jetzt wollen die Langstreckler gemeinsame Sache machen und ein Marathonprojekt mit gemeinsamen Trainingslager forcieren.
Der Aufschwung im Frauen-Bereich ist hingegen schon länger festzustellen. Irina Mikitenko (TV Wattenscheid 01) führt mit ihrem neuen deutschen Rekord von 2:19:19 Stunden die Weltjahresbestenliste an und rangiert auch mit ihrer Sieger-Zeit vom London-Marathon von 2:24:14 Stunden noch unter der weltweiten Top-Ten des Jahres. Davon ist Sabrina Mockenhaupt (Kölner Verein für Marathon) als Siegerin des Frankfurt-Marathons (2:26:22 h) zwar noch ein Stückchen entfernt, aber sie weiß: „Ich bin noch ein Neuling auf dieser Strecke.“
Gutes Team für Berlin
„In Frankfurt war ich schon besser trainiert als letztes Jahr in Köln, nächstes Jahr in Berlin werde ich noch besser sein.“ Und auch bei einer besseren Renneinteilung und einer ruhigeren Renngestaltung wäre in Frankfurt für sie schon ein besseres Resultat möglich gewesen.
Dieses Duo führt derzeit die deutsche Bestenliste an und die deutschen Frauen müssen nicht den Umweg über eine Team-Norm nehmen, um sich für die WM zu qualifizieren. Auch Melanie Kraus (TSV Bayer 04 Leverkusen; 2:28:20 h) und Luminita Zaituc (LG Braunschweig; 2:29:58 h) haben die geforderte Einzelnorm von 2:32:00 Stunden bereits unterboten. Europameisterin Ulrike Maisch (1. LAV Rostock), Olympia-Starterin Susanne Hahn (SV schlau.com Saar 05 Saarbrücken) und Claudia Dreher (LG Ihleläufer Burg) könnten ähnliche Zeiten nachreichen.
„Wir haben ein gutes Team für Berlin“, sagt auch Sabrina Mockenhaupt. Mindestens sieben Starterinnen kommen damit für das Team in Frage, nur für fünf ist Platz. Eine Situation, die vor einigen Jahren noch nicht so war, die aber eben zeigt, dass es im Laufbereich wieder nach oben geht.