Marathonis zu Klaviermusik durchs Opel-Presswerk
Der 2. Internationale Karstadt RuhrMarathon stand ganz im Zeichen von Faustin Baha (Tansania), der für die 42,195 Kilometer lange Distanz 2:10:08 Stunden benötigte und für seinen Erfolg eine Prämie von 16.500 Euro kassierte. Mit deutlichem Rückstand folgten Samson Loywapet (Kenia; 2:12:10 h) und Silvio Guerra (Ecuador; 2:13:11 h). Als bester Deutscher erreichte Triathlet Marcus Klönne (PV Triathlon Witten) als Neunter in 2:31:51 Stunden das Ziel.
Sieger Faustin Baha winkte nach dem Zieleinlauf ins Publikum. (Foto: Middel)
Sieger Faustin Baha (23), der über 10.000 Meter eine Bestzeit von 27:56 Minuten hat, gab beim RuhrMarathon sein Debüt auf der klassischen Strecke. Die Entscheidung suchte der 1,67 Meter große und 51 Kilo leichte Langstreckler bereits bei Kilometer 32, als ihm das Tempo zu langsam wurde. "Trotz meines sicheren Sieges war es für mich ein hartes Rennen, denn es fehlt mir noch die Erfahrung auf solch langen Strecken", sagte Baha.350 Meter durchs Bochumer Opel-Werk
Auch bei den Frauen fiel die Entscheidung recht eindeutig aus. Lydia Vasilevskaya (Ukraine), die bei Halbzeit noch in einer dreiköpfigen Spitzengruppe gelegen hatte, erreichte als Siegerin in 2:30:06 Stunden vor Mary Ptikany (2:31:16 h) und Beatrice Omwanza (beide Kenia; 2:33:31 h) das Ziel. "Ich bin froh, dass es heute so gut bei mir geklappt hat, denn ich habe mich verletzungsbedingt nur zwei Monate auf den Marathon vorbereiten können", erklärte Lydia Vasilevskaya, die nun im weiteren Saisonverlauf noch ihre persönliche Bestzeit von 2:29:24 Stunden verbessern möchte. Felicitas Witt von der Uni Essen kam in 3:06:35 Stunden als beste Deutsche auf Rang fünf.
22.700 Teilnehmer waren beim ersten Fünf-Städte-Marathon der Welt, der von Dortmund über Bochum, Herne und Gelsenkirchen nach Essen führte, bei idealen Laufbedingungen an den Start gegangen. Die Strecke, die von schätzungsweise 500.000 Zuschauern gesäumt wurde, ging an zahlreichen Sehenswürdigkeiten des Reviers vorbei. Ein Highlight für viele "Marathonis war auf dem Opel-Gelände das Passieren einer 350 Meter langen Strecke durch das Presswerk des Autoherstellers. Pianist Oleg Polianski saß am Flügel und begleitete die Läuferschar musikalisch durch die Halle.
Frank Busemann nach 3:46 Stunden im Ziel
Der Aufwand für dieses sportliche Großereignis war gewaltig. So waren über 2600 ehrenamtliche Helfer im Einsatz, die u.a. 450.000 Becher und 67.500 Bananen bedarfsgerecht verteilten. Darüber hinaus sorgte ein Team von 200 Ärzten und Physiotherapeuten für eine umfassende medizinische Betreuung.
In dem nicht enden wollenden Lindwurm, der sich durchs Revier bewegte, befand sich auch Zehnkämpfer Frank Busemann, der bei seinem Marathon-Debüt nach 3:46 Stunden das Ziel erreichte. "Für mich war das ein völlig neues Wettkampfgefühl. Vor allem den ersten Kilometern war es unwahrscheinlich verlockend, Läufer zu überholen. Die letzten sieben Kilometer waren für mich jedoch sehr hart. Durch die großartige Atmosphäre wurde ich jedoch immer wieder aufgemuntert, berichtete der frühere Olympia-Silbermedaillen-Gewinner im Zehnkampf, der versicherte, im nächsten Jahr wieder dabei zu sein.
Joey Kelly verlor am Start seinen Chip
Trotz seiner zahlreichen Verpflichtungen als Berufsmusiker spulte Joey Kelly die 42,195-km-Distanz in knapp vier Stunden herunter und blieb damit deutlich über seiner Bestzeit von 3:02 Stunden. Der Extremsportler, dessen nächstes großes Ziel die 5000 Kilometer lange Durchquerung des US-amerikanischen Kontinentes auf dem Fahrrad ist, hatte am Start seinen Zeit-Chip verloren, so dass es für den Veranstalter schwierig war, ihn zeitmäßig zu erfassen.
Peter Middel