Abschied von Annika und Sebastian ohne dickes Ende
Mit Stabhochspringerin Annika Becker und Sprinter Sebastian Gatzka hat der Verein LG Alheimer Rotenburg/Bebra zum Jahreswechsel seine beiden Vorzeigeathleten verloren. Was sich zunächst als Rosenkrieg zwischen Verein und Sportlern anbahnte, wird nun zu einem Abschied im Guten, der kein endgültiger Bruch ist.
Annika Becker ist jetzt sportlich in Erfurt zuhause (Foto: Chai)
Erfurter LAC heißt seit 2003 der Verein, für den Annika Becker an den Start geht. Doch das Thema Vereinswechsel war für den Rotschopf anfangs ein rotes Tuch, über das sie nicht reden wollte. Einzig auf ihrer Homepage äußerte sie sich über einen gewissen Druck, der auf sie ausgeübt wurde und formulierte den Vorwurf, dass ihr Steine in den Weg gelegt würden. Also ersetzten Mutmaßungen die sachliche Diskussion. Als Hauptgrund für den Wechsel spricht man in Beckers Umfeld von der schwierigen Sponsorensituation. Die vielen kleinen Helfer mit ständigen Terminwünschen werden in Zukunft in Erfurt von einem großen Sponsor ersetzt. Damit erhält die 21-Jährige etwas mehr Luft und Freiraum und kann sich besser auf sportliche Anforderungen konzentrieren.Geglättete Wogen
Nach der ersten Aufregung ändert sich letztendlich gar nicht so viel. "Annika wird weiter in ihrer Trainingsgruppe bleiben, zu Hause auch die gleichen Trainingsstätten nutzen", erklärt LGA-Pressewart Wolfgang Weber. Er bleibt gleichzeitig für die Gesamtplanung Beckers weiteren Werdegangs verantwortlich und auch Thomas Weise wird weiter an der Technik der Hessin feilen.
Ein Spagat, der vermitteln hilft. Vereinzelt hört man sogar Töne der Erleichterung in der LGA. Mit zwei Athleten in der (inter-)nationalen Spitze war der kleine Verein an seinen Grenzen der Belastbarkeit angekommen, dem Vorstand schien das fast schon eine Nummer zu groß. Jetzt wird man sich verstärkt um den hoffnungsvollen Nachwuchs kümmern. Wenn auch Wolfgang Weber klar ist: "Zwei wie Annika und Sebastian hat man nur einmal in fünfzig Jahren."
Gemeinsam auf der Suche
Ungleich friedlicher passierte der Wechsel von Sebastian Gatzka: Trainer Wolfgang Weber machte selbst seinem Schützling den Vorschlag, ging gemeinsam mit ihm auf die Suche. Mit dem früheren Olympiasieger Volker Beck in Frankfurt hat man einen optimalen Partner gefunden. Der Youngster hat nun neben einem Spezialisten für die von ihm inzwischen angestrebten 400 Meter auch eine Trainingsgruppe statt Einzeltraining und einen Studienplatz. Entsprechend fröhlich klingt Sebastian Gatzka: "Alles wunderbar, ich will gar nicht mehr weg!". Und auch Wolfgang Weber ist begeistert: "Mit einer Persönlichkeit wie Volker Beck zusammenzuarbeiten ist für mich eine Art Fortbildungstraining."
Happy End
Passend zum reibungslosen Wechsel klingt Gatzka entsprechend dankbar, wenn er über die LGA spricht: "Mein alter Verein hat mich top unterstützt und zu dem gemacht, was ich heute bin." Auch in Zukunft wird der Sprinter die Homepage weiter betreuen, und sowohl Sebastian Gatzka als auch Annika Becker bleiben Mitglieder des hessischen Vereins, auch wenn sie das rot-weiße Trikot bei Wettkämpfen in Zukunft nicht mehr überstreifen werden.
Inzwischen ließ auch Wolfgang Schad, Präsident des Hessischen Leichtathletik-Verbandes, Annika Becker Grüße ausrichten mit der Info, dass er nicht mehr sauer sei. Höchste Zeit und beste Voraussetzungen also, sich wieder auf sportlichen Wettstreit zu konzentrieren.