Marc Osenberg – "Völlig entspannt gewesen"
Der deutsche Leichtathletik-Manager Marc Osenberg, der beim TSV Bayer 04 Leverkusen unter anderem als Direktor des Bayer-Meetings arbeitet, hat den holländischen Stabhochspringer Rens Blom bei den Weltmeisterschaften in Helsinki am Donnerstag als Trainer zum WM-Titel geführt. Was er nach diesem Erfolg erzählte, lesen Sie im Interview.
Marc Osenberg blieb selbst bei größter Spannung locker (Foto: Chai)
Herr Osenberg, herzlichen Glückwunsch. Sie sind als Manager Weltmeister-Trainer geworden. Wie kam es dazu, dass Sie das Training von Rens Blom übernommen haben?Marc Osenberg:
Rens kam vor vielen Jahren nach Leverkusen, weil er sich weiterentwickeln wollte. Zuerst hat er in der Gruppe von Leszek Klima trainiert. Aber nachdem er bei der Hallen-EM 2000 die Bronzemedaille gewonnen hatte und Richard Spiegelburg nur Platz vier blieb, gab es einige Diskussionen um die Betreuung. 2003 vor der Hallen-WM gab es dann einen Brief an die deutschen Trainer, in dem sie aufgefordert wurden, das Coaching von Rens zu unterlassen. Da ich aber nicht zur offiziellen Trainerriege gehöre, habe ich die Betreuung übernommen, mir konnte sie ja keiner verbieten. Mittlerweile kommt Rens zwischen ein- und dreimal pro Woche zum Techniktraining nach Leverkusen. Wir sind dem TSV sehr dankbar, dass er das ermöglicht.
Damals, 2003 in Birmingham, wurde Rens Blom mit 5,75 Metern Hallen-WM-Dritter hinter Tim Lobinger und Michael Stolle. Jetzt, zwei Jahre später in Helsinki, sprang er zum Titel. Wie haben Sie den Wettkampf erlebt?
Marc Osenberg:
Völlig entspannt. Rens war gut vorbereitet und hat noch am Morgen gesagt, dass er sich einiges zutraut. Es bestand höchstens die Gefahr, dass ihm die Nerven durchgehen. Doch selbst als er 5,50 Meter zweimal gerissen hatte, sind wir ruhig geblieben und haben gewusst, das geht noch. Im zweiten Versuch über 5,65 war sicher viel Glück dabei. Die Latte bleibt normalerweise bei so einem Sprung nicht liegen. So bist du dann auf einmal Dritter und plötzlich sogar Weltmeister.
So ein Titel eröffnet neue Perspektiven. Sie sind ja nicht nur Trainer, sondern auch Manager von Rens Blom und zahlreichen anderen Springern aus mehreren Ländern. Wird jetzt umgeplant?
Marc Osenberg
Nein, wir ziehen unseren Plan durch. Das nächste Meeting für Rens steht am Dienstag auf Norderney an.
Wie wurde der Erfolg eigentlich gefeiert? Haben Sie in der Nacht danach überhaupt geschlafen?
Marc Osenberg:
Ja, ein paar Stunden schon. Wir haben in aller Ruhe gefeiert. Erst sind wir am Stadion mit der Familie von Rens und seiner Freundin Joyce Essen gewesen und dann ins Athletendorf gefahren. Um 2.30 Uhr ging die Feier zu Ende. Da war Rens einfach müde. Denn nicht nur der Wettkampf schlaucht, auch das Prozedere danach.
Rens Blom ist den deutschen Stabartisten jetzt einen Schritt voraus. Er hat eine Medaille bei einer großen internationalen Meisterschaft gewonnen. Die aktuellen deutschen Aushängeschilder noch nicht. Was hat er besser gemacht als beispielsweise Lars Börgeling und Danny Ecker?
Marc Osenberg:
Rens hat den Vorteil, dass er von Anfang des Jahres bis zum WM-Finale voll durchtrainieren konnte. Bei Danny war das nicht der Fall. Sein Finaleinzug trotz der vielen verletzungsbedingten Rückschläge ist hoch zu bewerten. Anders sieht das bei Lars aus. Er hatte eine gezielte Vorbereitung auf den Jahreshöhepunkt gemacht, so wie das oft von der Öffentlichkeit und vom Deutschen Leichtathletik-Verband gefordert wurde. Körperlich ist er auch in einer glänzenden Verfassung gewesen. Aber die Sicherheit hat ihm gefehlt. Er ist halt ein Typ, der die Sicherheit durch Wettkämpfe bekommt. Diese sind das beste Training für ihn. Das ist bei Rens anders. Der tankt sein Selbstvertrauen durch erfolgreiche Trainingssprünge und nimmt zwei Monate vor einer internationalen Meisterschaft am besten an keinem Wettkampf mehr teil.
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