Marc Raquil will wieder ins WM-Finale
Das Seuchen-Jahr 2004, als ihm das Verletzungspech an den Spikes klebte, hat er abgehakt. Aus und vorbei. Marc Raquil, der WM-Dritte über 400 Meter, schaut nach vorn. Zwei Ziele hat er sich für die Weltmeisterschaft 2005 in Helsinki, dem Sommer-Highlight, gesteckt: "Ich möchte ins 400-Meter-Finale und mit der Staffel natürlich auch."
Marc Raquil will wieder auf der Sonnenseite stehen (Foto: Gunkel)
Das Silvesterfest feierte er mit anderen Sportgrößen Frankreichs in La Plagne, dem Wintersportort in Savoyen. "Ich möchte mich Schritt für Schritt meiner Bestform nähern", erklärte Marc Raquil, der den Europarekord (44,33 sec in Rom 1987) des heute 39-jährigen Thomas Schönlebe aufs Korn nehmen wird, "den müsste ich in den Beinen haben. Leslie Djhone übrigens auch. Mal schauen."Nach der langen Zwangspause will er sich nicht verzetteln. "Deshalb lasse ich die Hallensaison aus." Mit einer Ausnahme: "Wenn ich mich gut fühle, starte ich vielleicht im Februar beim Meeting in Lièvin." Seinen letzten Wettkampf absolvierte er am 18. Juli bei den Französischen Meisterschaften. Damals lief Marc Raquil mäßige 46,21 Sekunden. Danach war Schluss mit lustig. Denn er schob Frust und schrieb seine Olympia-Teilnahme bitter enttäuscht in den Wind.
Wieder Spaß
Im Oktober hat der 27-jährige Modellathlet, der 81 Kilo bei einer Körperlänge von 1,91 Meter auf die Waage wuchtet, das Training wieder aufgenommen. "Es macht mir richtig Spaß, was vorher nicht der Fall war, als ich ständig verletzt war", betonte er, "selbst bei Regen und Kälte zieh ich mein Programm durch." Sein Comeback will Marc Raquil nicht übers Knie brechen. "Ich muss Geduld haben und mir Zeit lassen."
Natürlich wäre er gern in Athen mitgerannt. "Aber ich war nicht in der nötigen Verfassung", gab Marc Raquil ehrlich zu, "wenn man sich die Ergebnisse der anderen Läufer anschaut, dann weiß ich, dass ich dort nicht zu suchen gehabt hätte."
Dicke Freunde
Der Einzige, der in der griechischen Hauptstadt von seiner Anwesenheit profitiert hätte, wäre Leslie Djhone gewesen. "Ich hätte ihm helfen können. Mit mir an seiner Seite wäre Leslie besser drauf gewesen. Zu zweit in einem Zimmer ist es halt schöner als allein", sagte Marc Raquil und dachte zurück an die WM 2003 in Paris, "vor und während der Weltmeisterschaft waren wir nicht wirklich Gegner." Sie waren die dicksten Freunde und haben sich gegenseitig angespornt. "Doch 2005 werden wir Rivalen sein."
In Helsinki, Schauplatz der WM vom 5. bis 14. August, hofft Marc Raquil, endlich seine Goldmedaille über 4 x 400 Meter zu erhalten, die er sich mit seinen Kameraden im "Stade de France" auf ehrliche Art und Weise verdient hat. Weil Calvin Harrison, Startläufer im Staffelfinale, im Doping-Sumpf versackt ist, wurde das siegreiche US-Quartett, das ganze acht Hundertstel schneller war als die Franzosen, nachträglich disqualifiziert.
Verspätetes Gold in Helsinki
"Neben der Medaille und dem Preisgeld haben uns die Amerikaner vor allem eins gestohlen: dass für uns die Marseillaise gespielt wurde im Herzen des Stadions, vor unserem Publikum", ärgerte sich Marc Raquil, "dass uns diese Goldmedaille in nachhinhein während der WM in Helsinki überreicht wird, ist völlig korrekt." Allerdings werden die großen Emotionen fehlen.