Marco Schmidt - „Wird ein heißes Rennen“
Kugelstoßer Marco Schmidt dreht auf. In Nordhausen verbesserte der Sindelfinger seine Hallen-Bestleistung um 78 Zentimeter auf 20,58 Meter und ließ zwei Tage später bei den Baden-Württembergischen Hallen-Meisterschaften in Karlsruhe noch einmal 20,02 Meter folgen. Damit erfüllte der 26-Jährige gleich zweimal die Norm für die Hallen-WM in Doha (Katar; 12. bis 14. März). Lesen Sie im Interview unter anderem, wie sehr ihn diese Leistung überrascht und welche Ziele er sich für das Jahr 2010 gesetzt hat.
Marco Schmidt, herzlichen Glückwunsch zu den beiden starken Wettkämpgen. Erfolgreicher kann ein Wochenende ja kaum verlaufen. Haben Sie mit solchen Ergebnissen gerechnet?Marco Schmidt:
Mit 20 Metern hatte ich zuvor gerechnet. Ich wollte die Norm (20,00 m - Anmerk. d. Red.) für die Hallen-WM abhaken. Aber dass ich dann mit 20,58 Metern aus Nordhausen die Heimreise antrete, das war schon sehr überraschend.
Und dann haben Sie ja nur zwei Tage später bei den Baden-Württembergischen Meisterschaften in Karlsruhe noch einmal 20,02 Meter nachgelegt…
Marco Schmidt:
Und das, obwohl ich ganz schön müde war. Ich war "tot" von Nordhausen und der Heimfahrt und bin am Sonntag erst ungefähr eine Stunde vor dem Wettkampf aufgewacht.
Sie haben in Nordhausen und Karlsruhe nicht nur dreimal über 20 Meter gestoßen. Bei allen sieben weiteren gültigen Versuchen ist die Kugel auch erst jenseits von 19,60 Metern gelandet. Wie erklären Sie sich diese Konstanz auf hohem Niveau?
Marco Schmidt:
Mein Trainer Peter Salzer und ich haben einiges im Training umgestellt, vor allem die Technik verbessert und an vielen Feinheiten gearbeitet. Im Kraftbereich hat sich aber nicht so viel verändert.
Mit 26 Jahren gehören Sie nicht mehr zu den ganz jungen Athleten. Zum ersten Mal richtig auf sich aufmerksam gemacht haben Sie im vergangenen Jahr. Wie kam es zu der Steigerung auf über 20 Meter?
Marco Schmidt:
Ich hatte zuvor nie so optimale Trainingsbedingungen. Seit vergangenem September arbeite ich jetzt nur noch halbtags und habe dadurch noch mehr Zeit für das Training. Mein Arbeitgeber ist mir da sehr entgegen gekommen.
Im vergangenen Jahr waren Sie auch erstmals international am Start. Wie sind Ihre Erinnerungen an die Hallen-EM, bei der es leider noch nicht für das Finale gereicht hat?
Marco Schmidt:
Der Start bei der Hallen-EM war für mich wirklich toll. Das Einstoßen war schon gut und der Wettkampf auch. Es war ein klasse Gefühl, dabei zu sein.
Im Sommer hatten Sie auch die Norm für die Weltmeisterschaften in Berlin. Im Kampf um den dritten Startplatz neben Ralf Bartels und Peter Sack setzte sich allerdings David Storl durch. Überwog am Ende des Jahres die Freude über die guten Leistungen im Jahr oder der Frust, es nicht zur WM geschafft zu haben?
Marco Schmidt:
Ich war frustriert und wirklich traurig, nicht in Berlin dabei gewesen zu sein. Ich habe mir den Kugelstoß-Wettkampf auch nicht im Fernsehen angeschaut. Nur den Wettkampf von Robert Harting habe ich gesehen. Das war klasse.
Auch für die Hallen-WM in diesem Winter haben mit Ihnen, Ralf Bartels und David Storl bereits drei deutsche Athleten die Norm erfüllt. Es gibt aber nur zwei Startplätze. Wie schätzen Sie Ihre Chancen ein?
Marco Schmidt:
Ich denke, Ralf Bartels steht als Starter fest, gegen den ist derzeit kein Kraut gewachsen. David Storl wird sich in den nächsten Wettkämpfen bestimmt auch noch auf 20,50 Meter steigern. Und Peter Sack darf man auch nicht vergessen, obwohl ich nicht weiß, ob er eine Hallensaison absolviert. Das wird bei den Deutschen Hallen-Meisterschaften in Karlsruhe ein heißes Rennen.
Ist die starke deutsche Konkurrenz für Sie eher ein Segen oder ein Fluch?
Marco Schmidt:
Ich nehme das definitiv als Ansporn. Konkurrenz belebt das Geschäft.
Welche Ziele haben Sie sich für dieses Jahr gesetzt?
Marco Schmidt:
20,50 Meter hatte ich mir eigentlich erst als Ziel für den Sommer gesetzt und in der Halle noch gar nicht damit gerechnet. In der Halle würde ich diese Weite jetzt gerne noch einmal bestätigen und im Freien dann 20,50 bis 20,60 Meter stoßen. Im Sommer habe ich die Europameisterschaften auf jeden Fall auf dem Plan - die müssen sein.
Sie arbeiten halbtags. Beneiden Sie manchmal Ihre Konkurrenten, die sich voll auf den Sport konzentrieren können?
Marco Schmidt:
Ich hätte auch die Möglichkeit gehabt, mich als Sportsoldat nur um das Kugelstoßen zu kümmern. Aber ich arbeite gerne, brauche zwischendurch etwas anderes für den Kopf. Und mein Arbeitgeber kommt mir auch sehr entgegen. Außerdem ist es auch immer gut, neben dem Sport etwas Sicheres in der Hand zu haben. Für mich ist das im Moment die optimale Lösung, was die Zeit zum Trainieren angeht, finanziell allerdings nicht.