Mareike Peters - Mit 16 Jahren ausgezogen
Hübsch, blond, schnell und voller Elan: Die Leverkusenerin Mareike Peters setzt alles daran, nicht nur von der Optik Sina Schielke (TV Wattenscheid 01) ernsthaft Konkurrenz zu machen. 2008 war die 22-Jährige Teil der 4x100-Meter-Staffel bei den Olympischen Spielen in Peking (China). Zwar stand für die Ostfriesin von Anfang an fest, dass sie nur Reserve sein würde, das Erlebnis Olympia ist ihr trotzdem unvergesslich geblieben.
Schon im zarten Alter von 16 Jahren setzte die ehrgeizige Sprinterin alles auf eine Karte. Realschulabschluss in der Tasche, Koffer gepackt und auf ging es mit Sack und Pack in die Sportmetropole Leverkusen, um dort die Sprintwelt zu erobern. Andere Mädchen in dem Alter denken noch gar nicht ans Ausziehen, für Mareike Peters war das ein logischer Schritt."Dieser Entschluss ist mir nicht schwer gefallen, da meine Eltern zu einhundert Prozent hinter mir standen. Ich hatte meinen Realschulabschluss in der Tasche und somit war das die perfekte Gelegenheit“, erinnert sich die Auricherin. Zehn Jahre in ihrem Heimatverein SV Georgsheil, an den sie viele positive Erinnerungen hat, waren dann doch genug. Und nicht nur die hervorragenden Trainingsstätten in Leverkusen reizten die 16-Jährige, die es gewohnt war, bei Eis und Schnee draußen zu trainieren.
Leichtathletin durch und durch
Schon damals war sie kein unbeschriebenes Blatt mehr. Mareike Peters durfte sich bereits zweimalige Deutsche Schülermeisterin im Blockwettkampf Wurf (2000 und 2001) nennen. Durch diese Erfolge konnte sie bei Bayer eine Ausbildung als Bürokauffrau absolvieren und wurde für den Sport oft freigestellt. „Bei Bayer zu lernen, war und ist etwas ganz besonderes für mich. Der Sport ließ sich optimal mit der Ausbildung kombinieren.“
Der Vereinswechsel und die neuen Lebensumstände trugen auch bald die ersten Früchte und so wurde Mareike Peter bei den Deutschen Jugendmeisterschaften 2003 Dritte über 100 Meter in der B-Jugend. Damals musste sie sich ihrer heutigen Trainingspartnerin, der Hürdensprinterin Anne-Kathrin Elbe (damals noch SC Magdeburg), geschlagen geben. Heute hat sie im Sprint die Nase vorne und aus Konkurrenz ist schnell eine tiefe Freundschaft geworden.
Pfeiffersches Drüsenfieber nimmt Wind aus den Segeln
Dann begann jedoch eine zwei Jahre andauernde Talfahrt für das junge Talent. Auf der Anzeigetafel beim Zieleinlauf standen immer wieder Zeiten um die 12,80 Sekunden. „Ich konnte mir das einfach nicht erklären und als dann die Diagnose Pfeiffersches Drüsenfieber kam, war ich nur erleichtert, endlich einen Grund für diesen Leistungsrückgang zu haben“, blickt sie zurück. „Als ich die Krankheit überstanden hatte, wollte ich mir dann einfach nur noch beweisen, dass ich schneller laufen kann als 12,80 Sekunden.“
Passend für diesen „Neuanfang“ war auch der Wechsel in die Erwachsenenklasse und damit auch gleichzeitig ein Trainerwechsel. Die neue gemischte Trainingsgruppe mit den Siebenkämpferinnen Jennifer Oeser und Christine Schulz, Hürdensprintern Anne-Kathrin Elbe und 400-Meter-Läuferin Caroline Diekhöner gab neuen Aufwind.
2007 kam der ersehnte Durchbruch über 200 Meter bei den Deutschen Hallen-Meisterschaften, wo sie Dritte wurde. In diesem Jahr war Mareike Peters dann endlich ganz oben auf dem Treppchen angelangt. Bei den Deutschen Meisterschaften in Nürnberg siegte sie über die halbe Stadionrunde in 23,62 Sekunden, nachdem sie im Vorlauf mit 23,52 Sekunden deutsche Jahresbestleistung und persönliche Bestzeit gelaufen war.
Top Kurvenläuferin
Durch ihre ausgezeichneten Kurvenläufe setzte sich die 22-Jährige im Olympiajahr in Szene und ergatterte somit einen Platz als Ersatzläuferin in der 4x100-Meter-Staffel. Dabei hatte sie sich über die Olympischen Spiele in Peking gar keine richtigen Gedanken gemacht. „Natürlich hat man das irgendwo im Hinterkopf, aber ich habe es mir bewusst nicht zum Hauptziel gemacht, um mich nicht unter Druck zu setzen.“
Dass sie dann doch die Reise nach China antreten konnte, freute die junge Sportsoldatin umso mehr. „Die Stimmung unter uns Mädels in Peking war klasse. Katja Wakan und ich wussten von Anfang an, das wir ‚nur’ Ersatzläuferinnen sind, deswegen war das auch nie ein Problem für uns und wir waren einfach nur froh, dabei zu sein.“
Mit Glücksbringer zum Heimspiel?
Sich jetzt automatisch die Staffel-Teilnahme bei der Weltmeisterschaft in Berlin im nächsten Jahr vorzunehmen, vermeidet Mareike Peters tunlichst. „Ich setze mir so Ziele ungern, wenn es klappt, dann freue ich mich, wenn nicht, dann nicht. Ich bin schließlich noch sehr jung und habe noch viel vor mir.“ Dabei war Peking ein großer Motivationsschub für die Ostfriesin: „Ich stand da im Stadion und habe mir gedacht, das nächste Mal willst du auch laufen.“
Um das zu realisieren, trägt Mareike Peters auf jedem Wettkampf eine Kette ihres 24 Jahre alten Bruders. „Mein Bruder ist mein größter Fan, das bedeutet mir sehr viel. Er und meine Eltern sind bei fast jedem Wettkampf dabei - mein Bruder jedoch meistens nur am Telefon.“
Seine kleine Schwester in Berlin zu erleben, würde sich ihr großer Bruder aber mit Sicherheit nicht entgehen lassen. Eines ist auf jeden Fall klar: Mareike Peters wurde nicht nur mit der Power einer Sprinterin gesegnet, sondern ist einfach durch und durch eine Sprinterin mit Leib und Seele.