Spannender Siebenteiler am ersten WM-Wochenende
In der Hauptrolle die kantige, dunkelhäutige Eunice Barber als Liebling der heimischen Zuschauer. Ihre Gegenspielerin die blonde, extrovertierte Schwedin Carolina Klüft. Ein vollgepacktes "Stade de France" als großartiger Rahmen. Besser könnte man das Drehbuch kaum schreiben. Ein Duell mit einem Wimpernschlagfinale kündigt sich bereits für das erste Wochenende der Weltmeisterschaft in Paris als Höhepunkt an, wenn die Siebenkämpferinnen am Samstag und Sonntag ihr Können zeigen.
Schlägt die große Stunde der Eunice Barber?
"Ich rede nicht über Klüft", sagt die eine. Betont kühl und distanziert. Von dem im vergangenen Jahr als Europameisterin gepreschten Youngster aus Skandinavien will Eunice Barber nichts wissen. "Ich habe mir nicht einmal die EM in München im Fernsehen angesehen." Große Freundinnen werden die beiden wohl auch in Saint-Denis nicht werden, die Vorzeichen dafür stehen denkbar schlecht. Grundverschieden ist nicht nur das äußere Erscheinungsbild, sondern auch das, was sportlich und persönlich dahinter steckt.Eunice Barber, die Ex-Weltmeisterin, meldete sich in diesem Jahr nach langer Verletzungspause wieder im Siebenkampfgeschehen zurück und freut sich, dass sie die großen Schmerzen hinter sich gelassen hat. Mit 6.694 Punkten führt sie die Weltjahresbestenliste an, dicht – nämlich nur um zwei Punkte – gefolgt von Carolina Klüft.
Extrovertiert sich Carolina Klüft zum Titel?
Die Schwedin wird mit ihrer ausgeflippten und energiegeladenen Art wieder viel Aufmerksamkeit des Publikums und der Kameras auf sich ziehen, um eine neue Folge ihrer "Klüft-Show" zu drehen. "Ich will nur Spaß haben", lautet ihr Motto und es ist Erfolgsrezept zugleich.
Doch zum ersten Mal wird sich die erst 20-jährige auf der großen Leichtathletik-Bühne einer starken internationalen Konkurrenz, die eine große Erfahrung auszeichnet, stellen müssen, denn mit Olympiasiegerin Denise Lewis (Großbritannien) und Weltmeisterin Yelena Prokhorova (Russland) sind in diesem Jahr neben Eunice Barber zwei weitere herausragende Siebenkämpferinnen der letzten Jahre zurückgekehrt.
Denise Lewis ohne Druck
Denise Lewis will sich aber bei der WM nicht von außen beeinflussen lassen. "Ich spüre keinen Druck", sagt sie und erklärt vor allem die Olympischen Spiele im nächsten Jahr als ihr großes Ziel.
Um einen guten Platz und eine neue persönliche Bestleistung kämpft die einzige deutsche Siebenkämpferin, die sich für die Weltmeisterschaft qualifiziert hat. Sonja Kesselschläger, in diesem Sommer erstmals Siegerin beim ruhrgas DLV-Mehrkampf-Meeting in Ratingen, hofft auf eine Steigerung nahe der 6.300 Punkte. "Ich freue mich so richtig auf die WM", sagt sie, "ich hoffe auf viele Zuschauer, schönes Wetter und dann wird das schon irgendwie werden."