Maren Schwerdtner will kleiner Goldfisch sein
Maren Schwerdtner will einfach nur mitschwimmen, wenn die großen Namen bei der Europameisterschaft in Barcelona (Spanien; 27. Juli bis 1. August) im Siebenkampf nach den Medaillen hechten. Die Hannoveranerin wäre dann am liebsten so etwas wie ein „kleiner Goldfisch im großen Haifischbecken“.
„Ich freue mich riesig auf meine erste internationale Meisterschaft“, sagt die 24-Jährige. Und die kommt durchaus überraschend, denn sie konnte mit der Nominierung zwischenzeitlich nicht wirklich rechnen: „Ich hatte mich eigentlich schon auf den Thorpe-Cup Anfang August vorbereitet.“Das wiederum musste sie aus einem bestimmten Grund: Mit 6.045 Punkten hatte sie im Juni die geforderte EM-Norm (6.100) verpasst. Über Platz neun in der bereinigten europäischen Jahresbestenliste schicken sie die DLV-Verantwortlichen in Barcelona nun aber doch in das zweitägige Kräftemessen der besten Mehrkämpferinnen des Kontinents.
Kein Hitzemensch
„Ich nehme mir vor, dass ich mein Ding durchziehe und nicht ganz so aufgeregt sein werde“, sagt die Kommissarsanwärterin der Bundespolizei im Ausblick. „Ich würde gerne 6.100 Punkte überbieten. Damit wäre auch ihre drei Jahre alte Bestleistung von 6.096 Zählern fällig.
Während es der Leverkusener Vize-Weltmeisterin Jennifer Oeser nicht heiß genug sein kann, bereitet Maren Schwerdtner die avisierte schwüle Hitze Barcelonas eher Sorgen. „Ich bin kein Hitzemensch und hatte auch zuletzt im Training zu knabbern.“ Deshalb will sie sich noch überlegen, wie sie Temperaturen von mehr als 30 Grad am besten begegnen könnte.
In viele Löcher gefallen
Für Maren Schwerdtner wird am Ende aber schon das Dabeisein viel zählen, denn die EM-Teilnahme alleine ist eine Belohnung. Schließlich hatte die leidenschaftliche Fußballerin in den vergangenen zwei Jahren mit einer erheblichen Verletzungsmisere zu kämpfen, die Ende 2007 mit einer Knochenabsplitterung, gefolgt von einem Einriss der Plantarsehne, ihren Lauf nahm.
„Ich bin in viele Löcher gefallen und wusste nicht wohin mit mir“, erinnert sich die 1,82 Meter große Athletin, die zwischenzeitlich in Neubrandenburg ihr Glück versucht hatte, dort aber außer dem Sport nicht viel hatte.
Zurück ins Glück
Mit der Rückkehr in ihre Geburtsstadt Hannover, wo sie sich jetzt wieder „pudelwohl“ fühlt, und mit der Ex-Mehrkämpferin Beatrice Mau-Repnak als Trainerin fand Maren Schwerdtner dann wieder Halt und zurück in die Erfolgsspur. „Es ist Wahnsinn, dass ich nach zwei Jahren Verletzungspause jetzt bei der EM dabei bin. Ich wollte in diesem Jahr nur nach Gefühl gucken. Die EM war in weiter Ferne.“
Jetzt aber ist sie als kleiner Goldfisch mittendrin im Haifischbecken der besten Siebenkämpferinnen in Europa. Und gerade das dürfte Maren Schwerdtner genauso „riesig Spaß“ machen wie ihre bisherige Saison. Schließlich ist der Goldfisch ja auch ein Symbol des Glücks und davon hat die frühere Deutsche Juniorenmeisterin in den letzten Monaten wieder eine ganze Menge gefunden.
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