David Klaus - Nichts anderes als weit werfen
David Klaus hat sich gegen 84 Bewerber durchgesetzt und kann sich nun zu den acht glücklichen Stipendiaten der ReiseBank Akademie zählen. Doch wer ist dieser junge, vielversprechende Athlet, der mit seiner Leistung und seiner Persönlichkeit die Jury der ReiseBank Akademie derartig von sich überzeugen konnte?

David Klaus feierte bereits seine ersten Erfolge (Foto: Iris)
Dass aus David Klaus ein Speerwerfer werden würde, war früh klar. "Schon als Siebenjähriger konnte ich immer nur weit werfen. In den anderen Disziplinen war ich absolut kein Überflieger", erinnert sich der heute 18-Jährige an seine ersten Schritte in der Leichtathletik. Doch wohin seine Wurfkarriere ihn führen sollte, dass entschied sich erst im letzten Sommer. Handball und Leichtathletik. Lange Zeit waren es diese beiden Komponenten, die sein Leben bestimmten. Im TV Hüttenberg, der im Übrigen auch sein leichtathletischer Heimatverein ist, spielte er in der Regionalliga Handball und parallel dazu stand das Speerwurftraining in Wetzlar auf seinem Programm. Eine sportliche Doppelbelastung, die auf hohem Niveau wohl nur schwer eine Zukunft gehabt hätte.
Ein neuer Lebensabschnitt
"Leichtathletik hat mir schon immer mehr Spaß gemacht", begründet David Klaus seine Entscheidung, die ihn Ende letzten Jahres schlussendlich zu seinem Abschied vom Handball bewog. Mit diesem Schritt in die endgültige Spezialisierung hat sich einiges im Leben des Elftklässlers, der ein Gymnasium in Wetzlar besucht, geändert. "Die Umstellung von vier auf zwölf Stunden Training in der Woche musste ich erst mal verarbeiten", weiß er zu berichten.
Dabei lief die vergangene Saison gar nicht nach Wunsch für David Klaus. "Ich war zu den wichtigen Wettkämpfen nicht fit", erinnert er sich und erzählt, noch immer mit einem Hauch von Enttäuschung in der Stimme, von einem Bauchmuskelanriss, der schlussendlich die Konsequenz hatte, dass der Zug zur U20-Europameisterschaft in Kaunas (Litauen) ohne ihn abfuhr.
Deutscher B-Jugend-Rekord
Aber David Klaus kam wieder in Form. Am 17. September warf er in Walldorf den 700-Gramm-Speer auf 74,88 Meter. Deutsche Bestmarke für die B-Jugend! Ein Trostpflaster für die verpasste U20-EM und die Bestätigung, es geht doch noch was.
Dass dieser Rekord jedoch keiner für die Ewigkeit ist, dessen ist sich David Klaus bewusst. "Ich habe mit Franz Burghagen (LG Nord Berlin) schon gewettet, dass er den Rekord in dieser Saison bricht", erzählt er und zeigt sich siegessicher, denn Rekorde bedeuten David Klaus nicht viel.
Dass neben der Schule, die für ihn oft erst um halb vier endet, und den zwölf Stunden Training in der Woche nicht viel Zeit für andere Freizeitaktivitäten bleibt, versteht sich von selbst. Aber sein Umfeld steht hinter ihm. "Meine Schwester Maja war selber Speerwerferin und meine Eltern unterstützen mich absolut", spricht David Klaus seiner Familie ein großes Lob aus und betont: "Ansonsten würde ich den Sport auch gar nicht ausüben können."
Erste Erfahrungen vor der Kamera
Doch mit der ungewohnt hohen Trainingsbelastung dieses Jahres kamen auch die ersten Verletzungssorgen. "Seit Ende Januar habe ich Schmerzen im Ellenbogen", erzählt David Klaus von der typischen Speerwerferkrankheit und es ist seiner Stimme anzuhören, dass ihm diese Verletzung nicht nur körperlich Schmerzen bereitet. "Es steht noch keine Diagnose und solange versuche ich die fehlenden Würfe mit Krafttraining und Athletik zu kompensieren, aber psychisch gut umgehen kann ich damit nicht", bemerkt er.
Ein Punkt, an dem auch das Stipendium der ReiseBank Akademie 2006/2007 ansetzen kann, denn ein Programmpunkt umfasst Entspannungsübungen. Doch dies war nicht der Grund, der David Klaus auf das Stipendium aufmerksam werden ließ. "Ich war noch nie in einem Tanzkurs und bin außerdem der schlechteste Koch der Welt", lässt er tief blicken und erzählt von dem ersten Treffen der Akademie und seinen ersten Erfahrungen vor der Kamera beim Interviewtraining. "Ich habe ganz seltsame Antworten gegeben, auf den Boden gestarrt und war total nervös", verrät er und kann ein Lachen über die eigene Darstellung nicht unterdrücken.
Sympathisch vs. Hitzig
Neben Ernährungsberatung und den ersten eigenen Kochversuchen begann auch der Englisch-Kurs, der den Teilnehmern speziell auf die Leichtathletik zugeschnittene Grundkenntnisse vermitteln soll. Doch David Klaus' persönliches Highlight der Akademie folgt erst beim nächsten Treffen Mitte September. "Dann steht das Foto-Shooting an", erzählt er. Die Vorfreude darauf ist in seiner Stimme nicht zu überhören und er fügt in seiner sympathischen Art hinzu: "Ich bin echt gespannt, was sie aus mir machen können."
Dass David Klaus aber auch Tage hat, an denen er weniger gelassen ist, mag er nicht zu verschweigen. "Ich bin sehr selbstkritisch und kann leicht hitzig werden. Daher kann es im Training, wenn etwas nicht klappt wie es soll, ganz schön zur Sache gehen", gewährt er einen kleinen Einblick in seine Persönlichkeit und fügt mit einem Lachen auf den Lippen hinzu: "Ich bin froh, dass mein Trainer Eugen Welsch mein Verhalten gut verkraftet."
Ziel 2006: U20-WM
Dass die Geduld des Trainers durchaus mit Erfolgen seines Schützlings belohnt wird, bewies David Klaus nicht erst mit seinem Rekordwurf im vergangenen September. Bei den Deutschen Jugend-Meisterschaften 2004 in Jena gewann er völlig überraschend Gold in der B-Jugend. "Das war ein absolutes Schlüsselerlebnis", weiß David Klaus noch heute ganz genau und Begeisterung schwingt in seiner Stimme mit, als er vom Moment erzählt, als er ganz oben auf das Siegerpodest kletterte. "Das erste Mal über 70 Meter zu werfen und dann gleich Gold zu gewinnen, war das Größte."
Doch bei diesem einen Glücksmoment soll es nicht bleiben. Für den Athlet der LG Wetzlar gibt es in diesem Jahr nur ein Ziel: die U20-Weltmeisterschaft in Peking (China). "Ich würde im Boden versinken, wenn es nicht klappt", sagt David Klaus voller Ehrgeiz. Doch er weiß, dass Peking das Ziel aller jungen Werfer ist. "Fünf, sechs Athleten haben das Potenzial die Norm zu werfen", gibt er zu bedenken. Der Run auf die Tickets wird also heiß. Dennoch – David Klaus ist fest entschlossen alles zu geben. "Wenn ich es nach Peking schaffen sollte, möchte ich auf jeden Fall in den Endkampf und dann so weit wie möglich nach vorne. Obwohl das schwer werden wird, denn ich gehöre dort zum jüngeren Jahrgang."
Traum vom Treppchenplatz
Langfristig möchte sich der aufstrebende Speerwerfer, der gerne einmal den deutschen Rekordhalter Raymond Hecht kennen lernen würde, in der Weltspitze etablieren. "Ein Treppchenplatz bei großen Meisterschaften wäre natürlich ein Traum", schwärmt David Klaus.
Den Grundstein für eine erfolgreiche Saison 2006 auf sportlicher Ebene hat David Klaus bereits gemeinsam mit seinem Trainer Eugen Welsch selber gelegt und das getan, was er am besten kann: weit werfen. Mit 73,65 Metern, die er im Februar in Leipzig geworfen hat, setzte er ein erstes Achtungszeichen in diesem Jahr. Den Grundstein für eine erfolgreiche Darstellung am Rande der Wettkampfanlage legt das Stipendium der ReiseBank Akademie, so dass seine nächsten Interviews vor der Kamera mit weniger Nervosität verbunden sind.