Marie-José Pérec – Karriere beendet?
Marie-José Pérec geistert wieder durch den französischen Blätterwald. Sie läuft nicht, sorgt aber weiter für dicke Schlagzeilen. "Marie-José denkt nicht mehr an ein Comeback", berichtete die Tageszeitung "Le Parisien", "sie hat einen Schlussstrich gezogen." Diese Aussage stamme von einer ihr nahe stehenden Person, berichtete der Autor, doch den Namen gab er nicht preis.
Marie-José Pérec scheint vor ihrem Karriereende zu stehen.
Der Französische Leichtathletik-Verband wusste von dieser Entscheidung genauso wenig wie ihr Sportartikelausrüster "Reebok". Auf Anfrage der Nachrichtenagentur "Associated Press" antwortete Patricia Menant: "Ich habe sie schon länger nicht mehr gesprochen", so die Reebok-Mitarbeiterin. "Wenn das der Fall ist, wäre es für Marie-José eine riesige Enttäuschung, denn es war ihr größter Wunsch, erneut vor Publikum zu brillieren."Bei der WM als Kommentatorin aktiv
Ein wenig deprimiert sei sie, hieß es außerdem in der Story von "Le Parisien", da Marie-José Pérec nichts anderes habe als die Leichtathletik, könne sie sich mit dem Gedanken an ihr Karriere-Ende nur schwer anfreunden.
In der WM-Saison 2003 hatte die dreimalige Olympiasiegerin, die in Barcelona und Atlanta über 200 Meter und 400 Meter Gold scheffelte, die Öffentlichkeit wochenlang hingehalten mit einer "never ending story", ob sie nun starten wird oder nicht. Pérec, ein "enfant terrible", was man wörtlich nehmen darf, "ein schreckliches Kind", gab schließlich ihren WM-Verzicht bekannt, da der verflixte Ischiasnerv, so ihre Version, sie permanent piesackte. Statt auf der Bahn ihre Runden zu drehen im proppevollen "Stade de France" wie die anderen Kollegen aus dem Nationalteam, verdingte sie sich anfangs als Kolumnenschreiberin bei "L'Equipe", bis die scheue Dame, die stets und ständig die Flucht ergreift, wenn sie nur einen Journalisten kommen sieht, urplötzlich auf dem Bildschirm auftauchte.
Für den Fernsehsender "TF 1" kommentierte sie den 200-Meter-Endlauf und interviewte hinterher Muriel Hurtis, ihre Nachfolgerin, die am Schlusstag mit Christine Arron, Patricia Girard und Silviane Félix Gold holte in der 4 x 100-Meter-Staffel. Ob die als Diva verschrieene Französin noch die Kurve kriegt und vielleicht sogar Olympia-Pläne schmiedet, fragt sich ihre Fans auch in den vergangenen Monaten, doch "Le Parisien" bereitete ihnen einen Dämpfer.
Vertrag mit Ausrüster ausgelaufen
Seit ihrer überstürzten Abreise bei den Sommerspielen in Sydney 2004 ist sie auf Tauchstation gegangen. Mit ihrem amerikanischen Freund Anthuan Maybank, einem 400-Meter-Läufer, wollte sie sich in San Diego auf die Weltmeisterschaft in Paris vorbereiten. Daraus wurde leider nichts. 36 Jahre wird Peréc am 9. Mai. Mehr als unwahrscheinlich, dass sie in diesem Alter in Athen ein rauschende Rückkehr feiern wird.
Patricia Menant hat die Hoffnung auch aufgegeben. "Es ist natürlich brutal, dass sie ihre Laufbahn so abrupt beenden muss, sollten die Informationen stimmen", erklärte sie, "andererseits ist das keine Überraschung mehr, denn die Rückenprobleme, mit denen sie sich zuletzt ständig herumschlagen musste, haben ein Comeback unmöglich gemacht. Mit fast 36 muss sie nun erfahren, dass die Natur stärker ist."
Der Vertrag mit "Reebok" sei Ende 2003 ausgelaufen, bemerkte Menant abschließend, doch seien sich beide Parteien einig, dass er bei einer eventuellen Rückkehr erneuert würde. Danach sieht es allerdings nicht aus.