Marie-José Pérec übt sich in Geduld
Der Ischiasnerv spielt nicht mit. Marie-José Pérec, die dreimalige Olympiasiegerin, rennt mehr zum Arzt als über die Laufbahn. Zwei Spritzen brachten keine große Linderung, eine dritte Injektion wurde erforderlich. "Das ist die letzte Behandlungsphase", teilte ihre Pressesprecherin Francoise Blanc mit, "Marie-José hofft, dass sie in den nächsten Tagen das Training wieder aufnehmen kann."
Marie-Jose Perec hängt in der Warteschleife
Nachdem die schrille Diva bei den Olympischen Spielen in Sydney 2000 unter mysteriösen Umständen Knall auf Fall das Weite gesucht hatte, war sie auf Tauchstation gegangen. In der Karibik verbrachte die auf der Antillen-Insel Guadeloupe geborene Französin die meiste Zeit. Öffentliche Auftritte mied sie wie die Motten das Licht. "Ich möchte bei der WM in Paris starten", verkündete Marie-José Pérec urplötzlich im Frühjahr und sorgte für reichlich Wirbel in den Medien, "das 400-Meter-Finale ist mein Ziel." Nur leichtes Training
Weltmeisterin war sie auf dieser Strecke bereits 1997 und 1999. Aber auch die Olympischen Spiele in Athen 2004 spielen in ihren Gedanken eine tragende Rolle. 1992 in Barcelona gewann sie erstmals Olympia-Gold über 400 Meter. 1996 in Atlanta gelang ihr dann sogar das heiß begehrte Double über 200 Meter und 400 Meter.
Ihr Comeback lässt allerdings auf sich warten. Denn die hartnäckige Verletzung, die Marie-José Pérec am 23. April bekannt gegeben hat, wird sie nicht mehr los. Ihr lädierter Ischiasnerv hat bisher einen dicken Strich durch alle Rechnungen gemacht. "Sie kann zwar leicht trainieren", erklärte ihr Freund Anthuan Maybank, Staffel-Olympiasieger über 4 x 400 Meter in Atlanta, "jedoch nur so lange, bis der Ischiasnerv sich meldet." Mit Aquajogging hält sie sich über Wasser. "Wichtig ist", betonte Maybank, "dass sie bald wieder auf der Laufbahn arbeiten kann."
Vom Traum zum Alptraum
Das letzte Rennen über die Stadionrunde absolvierte sie im Juli 2000 in Nizza. Damals wurde Marie-José Pérec noch von Wolfgang Meier gecoacht, dem Ehemann der 400-Meter-Weltrekordlerin Marita Koch. Mittlerweile hat der US-Amerikaner Brooke Johnson, der in der Vergangenheit auch schon mit Ex-Weltrekordler Harry "Butch" Reynolds kooperiert hat, das Kommando übernommen. In San Diego haben sich die drei niedergelassen: Pérec, Maybank und Johnson.
Mit 35 Jahren träumt Marie-José Pérec jetzt von einer Rückkehr in den Leichtathletik-Zirkus, in einem Alter also, in dem andere ihre Spikes an den Nagel gehängt haben. Pérec steckt indes voller Ziele. Und voller Pläne. "Ich will's noch mal versuchen", ließ sie bereits vor einigen Wochen verlauten, "in Paris dabei zu sein, dann würde für mich ein Traum in Erfüllung gehen." Doch der Ischiasnerv wird für sie mehr und mehr zum Alptraum.