Marius Broening - jung, schnell, zielstrebig
Bislang kennt man ihn vornehmlich aus der 4x100 Meter-Staffel des DLV. Doch Marius Broening ist viel mehr als ein Staffelläufer. Der junge Sprinter im Trikot der LAV Asics Tübingen will im kommenden Jahr auf der Karriereleiter weiter nach oben steigen und sich für einen Einzelstartplatz bei der Europameisterschaft in Göteborg qualifizieren.
Marius Broening will weiter nach oben (Foto: Chai)
Bereits 2004 erfüllte sich für Marius Broening einen Traum. Olympische Spiele, das Ereignis nach dem alle Leistungssportler streben, für ihn ist dieser sehnliche Wunsch bereits im Alter von 20 Jahren wahr geworden. Zwar kam er als Ersatzläufer der 4x100 Meter-Staffel nicht zum Einsatz, dennoch war es der Durchbruch für den schnellkräftigen Athleten. "In diesem Jahr musste ich zum ersten Mal nicht mehr das Benzingeld für die Anreise zu den Meetings bezahlen, sondern die Organisatoren haben mich bezahlt", verrät der gebürtige Herrenberger (Baden-Württemberg) und der Stolz in seiner Stimme ist durchaus nachvollziehbar.Eine Entwicklung, für die Marius Broening sehr dankbar ist, denn er liebt Wettkämpfe. "Ich bin ein absoluter Wettkampftyp", sagt er und schwärmt von der Männerfreundschaft, die sich mittlerweile zwischen den Staffel-Mitgliedern gebildet hat. "Ich freue mich auf jeden Wettkampf, denn ich kann dort arbeiten, was mir wiederum Spaß macht, nette Menschen treffen und habe so immer ein super Wochenende", beschreibt er die für ihn optimale Mischung eines normalen Wettkampfs.
Erfolgreiche Saison
Die Leistung dieser Saison wird sein Ansehen auf der Beliebtheitsskala der Meeting-Chefs und auch auf der des Bundestrainers weiter nach oben getrieben haben. Denn, war er in Athen Ersatzmann, war er es in diesem Jahr, der den Staffelstab im Weltmeisterschafts-Finale als Schlussmann über die Linie brachte und dem deutschen Team Platz sieben sicherte. "Darüber freue ich mich heute noch. Außerdem habe ich gezeigt, dass auf mich in der Staffel Verlass ist", zieht er ein positives Fazit einer Saison, in der für ihn persönlich, neben dem dritten Platz bei den Deutschen Meisterschaften, auch noch mehr drin gewesen wäre.
Bei 10,30 Sekunden steht seine Bestleistung über die 100 Meter. 10,31 Sekunden lief er in diesem Jahr. "Zu gerne hätte ich eine neue Bestmarke aufgestellt", macht er seinem Ärger Luft. Betrachtet man die Konstanz, in der er in diesem Jahr Zeiten um 10,30 und 10,40 Sekunden geliefert hat, wird sein Ärger über den ausgebliebenen Ausrutscher in Regionen unter 10,30 Sekunden verständlich.
Silber mit der Staffel bei der U23-EM
Die U23-EM in Erfurt warf nicht die erhoffte Medaille ab. Nach einer nervenzehrenden Fehlstart-Serie landete der Sohn eines Guadeloupers auf Platz sechs über 100 Meter. "An dem Tag war einfach nicht mehr drin", gesteht Marius Broening ein und ganz der Sportsmann betont er, dass man den Grund nicht allein bei den vielen Fehlstarts suchen dürfe. Entschädigung war auch in Erfurt die Staffel, bei der dann doch noch Silber für den talentierten Sprinter heraussprang.
Ärger hält jedoch bei Marius Broening ohnehin nicht lange an. "Ich habe eine allgemeine Grundzufriedenheit", beschreibt er sich selbst und fügt hinzu, dass seine Gelassenheit, die man aus jedem seiner Sätze heraushört, ihm auch im Wettkampf zu Gute kommt. "Ich mache mir nie groß Gedanken vor dem Start." Doch bei aller Zufriedenheit ist der Sprinter auch selbstkritisch. "Ich bin stark im fliegenden Bereich, das heißt ab 40, 50 Metern, aber die Spritzigkeit am Start fehlt mir noch."
Sport und Studium
Daran arbeitet er zusammen mit seinem Trainer Markus Fendt acht Mal die Woche. Neben dem Training stehen noch Besuche beim Physiotherapeuten auf dem Programm. Da bleibt nicht viel Zeit für andere Hobbys, zumal Marius Broening nicht ausschließlich auf den Leistungssport setzt. Er studiert an der Uni Tübingen Sportwissenschaft mit dem Schwerpunkt Gesundheit.
"Man unterstützt uns Sportler in Tübingen", spielt er auf das neue Abkommen des Olympiastützpunkt Stuttgart und der Universität Tübingen an, von dem auch Vorzeigesprinter Tobias Unger (LAZ Salamander Kornwestheim/Ludwigsburg) profitiert. Neben den zusätzlichen Terminen für Prüfungen und Nachschreibeklausuren, wird den Sportlern die doppelte Studienzeit gewährt. Und Marius Broening ergänzt aus eigener Erfahrung; "Ich darf mir auch schon mal mehr Fehlzeiten erlauben als andere."
Privatmensch = Sprinter
"Mein Tag ist ziemlich ausgelastet. Vor allem während der Saison trainiere und studiere ich ganz brav", meint er, muss aber dennoch zugeben, dass am Wochenende "manchmal auch Fetz gemacht wird." Der Spaß soll eben auch nicht zu kurz kommen. Jedoch ist er kein Freund großer Show. "Ich bin immer so wie ich bin und setzte mir keine Maske auf", stellt er seine Authentizität heraus und unterstreicht, dass es keinen Unterschied zwischen dem Privatmensch Marius Broening und dem Sprinter Marius Broening gibt.
In den letzten Jahren jagte für Marius Broening ein sportliches Highlight das nächste und so soll es auch weiter gehen. Ein Einzelstart bei der Europameisterschaft in Göteborg soll die nächste Station seiner Karriere sein. "Die EM-Norm liegt bei 10,30 Sekunden", sagt er und den Ansporn, diese Zeit zu knacken, kann man aus seiner Stimme heraushören. Dass es nicht einfach wird, davon ist der 22-Jährige überzeugt. Neben Tobias Unger sieht er auch Marc Blume, Alexander Kosenkow (beide TV Wattenscheid 01) und Ronny Ostwald (ASV Köln) als heiße Kandidaten im Fight um die begehrten drei EM-Tickets. "Es wäre mein Traum in Göteborg, neben der Staffel, auch im Einzel laufen zu dürfen", bekennt Marius Broening.
Bei den Deutschen Meisterschaften 2006 wird die Entscheidung fallen, dessen ist sich der junge Sprinter sicher. Wer dann den besseren Tag erwischt, bleibt abzuwarten. Fest steht aber jetzt schon, dass der deutsche Männersprint mit Marius Broening einen hoffnungsvollen jungen Mann in seinen Reihen hat, der nur auf seine Chance wartet, auch abseits der geliebten Staffel für Furore zu sorgen.