Marius Hanniske – Auf den Spuren von Buß & Boswell
Wenn vom 24. bis 27. Juli die U20-Europameisterschaften im finnischen Tampere stattfinden, sind auch die Berliner Hochspringer Marius Hanniske und Sebastian Goltz dabei. Seit ihrer Leistungsexplosion bei den Deutschen Meisterschaften, wo sie den zweiten und dritten Rang belegten, zählen die 18-Jährigen zur deutschen Hochsprungspitze und vor allem Marius Hanniske gilt nun als möglicher Medaillenkandidat für die Junioren-Titelkämpfe.
Marius Hanniske war die Entdeckung von Ulm (Foto: Kiefner)
Die Ulmer Meisterschaften hätten ihre Riesen-Sensation gehabt, wenn Nobody Marius Hanniske nach den übersprungenen 2,23 Metern nicht aufgehört und Roman Fricke sich nicht gefangen und im letzten Versuch mit 2,25 Metern gesiegt hätte. Doch auch der Vizemeistertitel und die Steigerung seiner Bestleistung während der Meisterschaften um neun Zentimeter reichten den Medienvertretern für eine gute Story. Als der 18-Jährige seinen Wettkampf beendet hatte, war er von Journalisten umringt, die sich erst einmal ein Basiswissen über den Athleten der LG Nord Berlin erfragen mussten.
Magisch: Bestleistung in geliehenen Schuhe
"Ich war den ganzen Wettkampf über sehr locker und habe jede Höhe im ersten Versuch gemeistert. Als ich die 2,23 Meter übersprang, fühlte es sich so an, als ob die Latte lediglich auf zwei Metern liegen würde."
Von seinem guten Abschneiden war der 1,92 große Schlacks selbst überrascht und konnte es sich nicht wirklich erklären. Vielleicht haben die Schuhe, die ihm Weltmeister Martin Buß Mitte Mai geliehen hatte, weil er immer weggeknickt war, magische Kräfte verliehen. Seither hat er sich nämlich um ganze zwölf Zentimeter verbessert.
Sportlicher Umzug nach Berlin
In größerem Maße ausschlaggebend ist wohl die Tatsache, dass Marius Hanniske letzten Herbst mit dem Sport wirklich ernst machte. Von der Lausitz zog er nach Berlin, besucht dort die elfte Klasse der Werner-Seelenbinder-Gesamtschule und konzentriert sich bei seinem neuen Trainer Rainer Pottel voll und ganz auf den Hochsprung.
Der Weitsprung-Bundestrainer, der übrigens auch Martin Buß unter seinen Fittichen hat, riet ihm dazu, seinen Sprungfuß zu wechseln – nicht ohne Erfolg wie man sieht.
Jamaikanische Inspiration
Darüber hinaus hat der 67 Kilogramm leichte Athlet das Talent von Mutter Heidrun in die Wiege gelegt bekommen – ihre Bestleistung als Hochspringerin liegt bei 1,71 Metern. Weil Stiefvater Jörg früher DDR-Juniorenmeister über 400 Meter Hürden war, hatte sich der Filius zeitweise auch auf den Mittelstrecken versucht.
Wie sein Idol, der jamaikanische Kanadier Mark Boswell, trägt Marius Hanniske lange weiße Kniestrümpfe. Einmal hat der Berliner ihn beim Meeting in Eberstadt getroffen, wo er beim Jugendspringen und der Rastaman bei den "Grossen" mitmachte. "Mark Boswell finde ich einfach cool. Er ist mein großes Vorbild, denn ich stehe auf Reggae und Rasta."
Weiter auf Erfolgskurs
Seit dem Durchbruch in Ulm geht es für Marius Hanniske weiter bergauf. Bei den Deutschen Jugendmeisterschaften am 5. Juli in Fulda ließ er es wieder krachen und holte sich mit 2,20 Metern erwartungsgemäß den Titel.
Zusammen mit seinem Freund und Trainingspartner Sebastian Goltz wurde er Mitte Juli ins ISTAF-Athlententeam aufgenommen. Man darf also gespannt sein, was Marius in Tampere zeigen wird.