Marius Hanniske springt schon mal falsch rum
Marius Hanniske schien an diesem Tag Anfang September im Stadion der Freundschaft von Königs Wusterhausen glücklich zu sein. Dabei hatte er gerade mal 2,05 Meter übersprungen, keine Höhe für einen, der in diesem Jahr die 2,30 Meter überfliegen wollte. "Aber ich bin mit dem falschen Bein abgesprungen, mit meinem rechten. Da steht meine Bestleistung bei 2,10 Metern, also nicht soviel höher."
Für Marius Hanniske fiel der Sommer praktisch flach (Foto: Möldner)
Warum springt einer mit dem falschen Bein ab? Entweder aus Spaß oder aber, weil er den normalen Sprungfuß schonen will. "Ganz so trifft das nicht den Kern, denn ich wechsle zumindest im Training oft den Sprungfuß", lautet die interessante Antwort. Aber der Ursprung liegt schon darin, dass Marius Hanniske längere Zeit verletzt war, in diesem Jahr vorher keinen richtigen Wettkampf bestreiten konnte."Am 20. Dezember letzten Jahres habe ich mich im Training verletzt, ein Bänderriss am linken Sprungfuß wurde diagnostiziert." Der Heilprozess lief anfangs reibungslos, so dachte zumindest der Athlet und hoffte auf ein erfolgreiches Jahr 2005. "Die 2,30 Meter sollen es auf jeden Fall werden, denn ich habe das Gefühl, wieder hoch springen zu können", ließ er damals verlauten. Das Saisonziel waren die U23-Europameisterschaften in Erfurt und schon wurde er als Medaillenkandidat gehandelt.
Schön und angenehm
Aber da ließ ihn sein Fuß im Stich. "Es wurde nicht alles richtig erkannt." Erst der Besuch beim Freiburger Arzt Dr. Schreiber brachte weitere Aufklärung. "Ein Kapselriss wurde festgestellt, zudem eine Entzündung. Aber der Doktor machte mir Mut, meinte, es müsse nicht operiert werden."
Es folgten diverse Reha-Maßnahmen. "Mir wurde vor allem auch gezeigt, wie man den Fuß stärken kann." Schweren Herzens musste er auf die Wettkampfsaison verzichten. Trotzdem trainierte er weiter, so konnte er auch die Sprünge in Königs Wusterhausen genießen. "Es war schön, mal wieder im Wettkampf zu stehen. Und auch angenehm, zum Interview gebeten zu werden." Das hatte er 2004 auskosten können, als er im italienischen Grosseto Silber bei der Junioren-WM holte und seine Bestleistung auf 2,24 Meter schraubte.
Wieder bei Null
"Jetzt fange ich gewissermaßen wieder bei Null an", ordnet der Schützling von Rainer Pottel seine gegenwärtige Leistungsfähigkeit ein. "In der Hallensaison 2006 will ich aber wieder dabei sein." Viel weiter wagt sich der junge Mann von der LG Nord Berlin nicht vor. "Im nächsten Jahr mache ich mein Abitur am Werner-Seelenbinder-Gymnasium. Januar und Februar sind die schriftlichen Prüfungen, im Juni die mündlichen." Das hat für den 20-Jährigen, der in Forst bei Cottbus wohnt, aber ein Zimmer in Berlin hat, Vorrang.
Ob es trotzdem mit einem EM-Startplatz in Göteborg klappen wird, steht auf einem anderen Blatt. Das kann im Moment keiner einschätzen, weder der Athlet, noch der Trainer oder der Arzt. Aber der deutschen Hochsprungszene würde ein gesunder und hoch springender Marius Hanniske gut tun.