| Interview der Woche

Marius Probst: „In Bydgoszcz um die Medaillen laufen“

Er zeigte es im Ziel der U23-DM in Leverkusen mit beiden Händen an: Vier Finger für vier U23-DM-Titel in Folge über 1.500 Meter streckte Marius Probst am Sonntag in die Höhe. Klar war das Rennen mit der Siegerzeit von 3:53,28 Minuten nicht schnell. Doch richtig flotte Rennen will der Mittelstreckler vom TV Wattenscheid 01 schon bald in Angriff nehmen. Außerdem verrät der 21-Jährige im Interview, wie er bei der U23-EM in Top-Form um die Medaillen laufen will und dass er mit dem Umstieg auf die 5.000 Meter liebäugelt.
Martin Neumann

Marius Probst, herzlichen Glückwunsch zum 1.500-Meter-Titel bei der U23-DM.

Marius Probst:
Dankeschön.

Es war Ihr vierter U23-Titel in Serie, was Sie im Ziel auch mit den Fingern angezeigt haben. Welche Bedeutung hat für Sie dieser Erfolg?

Marius Probst:
Eine große Bedeutung, der Titel macht mich glücklich und stolz. Klar ist es etwas schwierig, wenn alle schon vor dem Rennen zu dir kommen und sagen. „Du gewinnst ja eh.“ Da steigt der Druck noch ein Stück. Leider hat Julius Lawnik aufgrund von Rückenproblemen gefehlt. Das ist natürlich schade. Nicht nur, weil er ein guter Freund von mir ist, sondern auch weil ein starker Konkurrent nicht dabei war.

Kam Ihnen das langsame Rennen mit einer 1.000-Meter-Durchgangszeit von etwa 2:46 Minuten entgegen?

Marius Probst:
Letztendlich war mir es egal, ich hätte jedes Tempo mitgehen können, da ich von der Meldezeit klar der Schnellste war. Und hinten raus bin ich ja auch ein ganz ordentlicher Spurter.

Apropos Meldezeit: Sie waren mit 3:38,54 Minuten aus Oordegem (Belgien) gemeldet, Ihrer Bestzeit. Dass Sie wirklich diese Zeit gelaufen sind, stand erst einen Tag später fest. Zunächst waren Sie in Oordegem mit 3:39,27 Minuten notiert. Können Sie das Missverständnis aufklären?

Marius Probst:
Das Rennen war sehr spät, etwa 22:30 Uhr. Die Zielkamera hatte aufgrund der Dunkelheit Probleme, die Läufer genau darzustellen. Da das Rennen aber sehr eng war und vor mir drei Läufer fast parallel ins Ziel kamen, wurde ein Läufer übersehen. Im Endeffekt wurde mir zunächst die falsche Zeit zugeordnet.

Aber Sie haben es bemerkt und Einspruch eingelegt?

Marius Probst:
Genau. Die Bundestrainer vor Ort hatten ja auch allesamt eine 3:38 Minuten für mich gestoppt. So wurde noch einmal ein Video herangezogen, auf dem alle Läufer zu sehen waren. Damit war der Fehler gefunden und ich kam zu meiner korrekten Zeit, die mich auch sehr stolz macht.

Oordegem war Ihr erstes Saisonrennen über die 1.500 Meter und Sie haben gleich Ihre Bestzeit um 1,06 Sekunden gesteigert. Wie schnell kann es in den kommenden Wochen für Sie noch werden?

Marius Probst:
Ich will auf jeden Fall noch schneller laufen. Das war noch nicht alles, da bin ich mir sicher.

Die nächste Stufe wäre die WM-Norm vom 3:36,00 Minuten. Ist eine solche Zeit für Sie schon 2017 möglich?

Marius Probst:
Mein erstes Ziel war die U23-EM-Norm von 3:41,50 Minuten. Die habe ich souverän unterboten. Eine Chance habe ich noch kommendes Wochenende in Bottrop. Dort möchte ich das Rennen von vorn mit den Kenianern gestalten. Ich hoffe, dass es Richtung 3:36, 3:37 Minuten gehen kann. Mal sehen, welche Zeit am Ende herauskommt.

Wie sieht danach Ihr weiterer Saison-Fahrplan aus?

Marius Probst:
Nach Bottrop werde ich noch einmal vernünftig trainieren und speziell an der Schnelligkeit arbeiten. Denn auf die kommt es bei der U23-EM an. Als Test werde ich <link>bei den Deutschen Meisterschaften in Erfurt die 800 Meter laufen. Eine Woche später in Bydgoszcz möchte ich in Top-Form sein und um die Medaillen mitlaufen. Ich glaube das ist ein realistisches Ziel, wenn ich mich vernünftig im Rennen verhalte.

Vor zwei Jahren in Tallinn (Estland) waren Sie schon im Finale der U23-EM. Was haben Sie in diesen zwei Jahren läuferisch gelernt?

Marius Probst:
Einiges. Ich bin vom Kopf her viel weiter und reifer. Klar bin ich auch physisch deutlich stärker, so habe ich mich in dieser Zeit von der Bestleistung um knapp dreieinhalb Sekunden gesteigert. Ich werde mich mit Sicherheit in Bydgoszcz wesentlich besser verhalten als noch vor zwei Jahren.

Sie sind mit 21 Jahren noch ein junger Mittelstreckler. Aber schielen Sie vielleicht mit einem Auge sogar schon auf die längeren Strecken?

Marius Probst:
Das ist eine gute Frage (lacht). Meine Team-Kollegen sagen schon immer: „Lauf doch 5.000 Meter, lauf doch 5.000 Meter.“ Damit spielen sie auf meine guten Ausdauerwerte an. Aber ganz ehrlich: Noch fühle ich mich nicht so weit, um 5.000 Meter um 13:35 Minuten zu laufen. Und das ist der Richtwert, den ich beim Debüt schaffen will. So weit bin ich aber noch nicht – das glaube ich jedenfall.

Gibt es denn schon einen Zeitplan fürs 5.000-Meter-Debüt?

Marius Probst:
Ich denke, dass ich kommendes Jahr die Distanz in Angriff nehmen werde. Aber noch sind die 1.500 Meter meine Strecke.

Mehr:

<link https: www.youtube.com>Marius Probst' vierter DM-Streich im Video

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