Mark Frank beendet seine Karriere
Der Körper will nicht mehr. „Der Rücken und die Schulter sind für den Leistungssport wohl einfach nicht mehr gemacht“, sagt der mehrmalige WM-Achte Mark Frank (1. LAV Rostock). Es ist das Ende einer langen Speerwurf-Karriere. Doch sein neues Leben wartet schon auf ihn.
„Das sind Verschleißerscheinungen“, sagt Mark Frank. Was er meint: Auflösungserscheinungen im Wirbel, Bandscheibenprobleme und eine Schulter, die nach mehrfachen Operationen, bei der letzten im August 2012 wurde die Kapsel aufgefächert, keine Würfe mehr verträgt. „Im Alltag habe ich keine großen Probleme, aber ans Werfen ist nicht mehr zu denken.“ 36 Jahre ist Mark Frank heute alt, knapp zwanzig Jahre Leistungssport liegen hinter ihm. „Eine schöne Zeit, aber ich muss einsehen, dass dieser Lebensabschnitt nun wohl zu Ende geht.“2009 – das war sein schönstes Jahr. Fünf seiner zehn besten Würfe stammen aus dieser Zeit. Nur 2005 warf er weiter, seitdem steht seine Bestleistung bei 84,88 Metern. „Von der Leistungsfähigkeit hätte ich hier bei der WM 2009 eine Medaille holen müssen“, sagt Frank im Rückblick. Doch im knallvollen Berliner Olympiastadion („Die Stimmung werde ich nie vergessen“) verfiel er in alte, eigentlich längst vergessene Technikmuster. Am Ende stand Platz acht. Eine Platzierung, die er drei Mal bei einer WM erreichen sollte, zuletzt im Jahr 2011.
„So ein kleines bisschen Wehmut ist schon dabei“, sagt Mark Frank. Im April musste er nach einem Trainingslager einsehen, dass die Schmerzen in diesem Jahr zu groß sind, keine Wettkämpfe zulassen. „Ich hätte mich gerne bei der WM in Moskau so richtig verabschiedet.“ Doch sein Körper traf die Entscheidung alleine. Wobei: Die Probleme sind nicht neu. Seit 1999 meldet sich in regelmäßigen Abständen der Rücken. Dann war es mal der Fuß, dann der Ellbogen, oder auch die Schulter. Die geraden Jahre, sie waren im Rückblick immer die verletzungsintensivsten. Denn so richtig schmerzfrei, das kennt wohl kein Speerwerfer. „Niemand sagt, dass Leistungssport gesund ist“, sagt Mark Frank.
Traum vom Abschiedswettkampf
Dennoch – so richtig kann und will er seine Beziehung zum Speer auch jetzt noch nicht beenden. Wenn die Schmerzen doch noch abklingen, will er im kommenden Jahr bei dem einen oder anderen Wettkampf werfen. Nicht um die Jungen zu ärgern, sondern um Tschüss zu sagen. Und auch später will er noch in Altersklassen-Wettkämpfen starten. Zum Spaß, nur um zu sehen, „was so geht“. „Wenn ich jetzt gehe, hinterlasse ich sportlich ja keine große Lücke“, sagt Mark Frank. „Die jungen Kerle sind schon voll da, haben viel Potential. Um Speerwurf-Deutschland müssen wir uns nicht sorgen.“
Um Speerwurf-Norddeutschland schon eher, findet zumindest der gebürtige Neubrandenburger, der seit 1999 in Rostock lebt. Da will er nun mit seiner Trainertätigkeit gegensteuern. „Auch in Mecklenburg gibt’s Jungs und Mädels, die weit werfen können.“
Die will er fördern, hat beim 1. LAV Rostock schon längere Zeit eine eigene Trainingsgruppe von 11 bis 15-jährigen Jugendlichen. Auch seine eigenen Kinder (11 und 9 Jahre) laufen manchmal mit dem Speer über die angrenzende Wiese seines Hauses. Zum Spaß. „Wenn sie später irgendwann wirklich ernsthaft daran Interesse haben, werde ich sie darin unterstützen, aber ich werde sie nicht dazu treiben. Nur weil Papa Speere durch die Gegend geworfen hat, müssen die Jungs das nicht auch machen.“
Ausbildung zum Diplom-Trainer
Im Sommer feierte er auch bereits erste Erfolge als Speerwurf-Trainer. Sein Kurzzeit-Schützling Tim Wiebe wurde überraschend Deutscher Meister bei der U18-DM in Rostock, ging nach diesem einen Wettkampf aber wie geplant zurück zum Handball. Zu dem Sport, zu dem auch Mark Frank schon enge Kontakte geknüpft hat, arbeite er in Magdeburg dort auch bereits als Athletik-Trainer im Jugendbereich.
Um im Trainerbereich weiter Fuß zu fassen, treibt Mark Frank momentan seine Diplom-Trainer-Ausbildung in Köln weiter voran. Zwei Jahre dauert diese Ausbildung noch. „Mein Traum war schon immer, nach meiner eigenen Karriere Trainer zu sein. Ich will so etwas zurück geben und bleibe dem Sport auch weiterhin ganz nah verbunden.“ Und doch ist damit plötzlich alles neu. Plötzlich richtet sich sein Leben nach den Athleten, plötzlich muss er Pläne für andere Leute schreiben, plötzlich sitzt er auf der Schulbank, statt im Stadion Speere zu werfen. In ein Loch fällt er dennoch nicht. „Es ist ein anderes Leben“, sagt Mark Frank. „Aber ich freue mich total drauf.“