Mark Frank pendelt zwischen Sport und Familie
"In diesem Jahr ging es um alles oder nichts", macht Speerwerfer Mark Frank die Besonderheit der vergangenen Monate deutlich. Schon immer wurde er als großes Talent gehandelt, schon immer sprachen Experten von seinen Fähigkeiten. In diesem Jahr konnte er zeigen, dass man zu Recht an ihn geglaubt hatte.
Mark Franks Speer flog am Ende der Saison noch einmal weit (Foto: Kiefner)
Mit Platz Acht bei der Weltmeisterschaft erfüllte der Rostocker die in ihn gesetzten Erwartungen und schaffte die Legitimation für die Fortsetzung seiner Karriere. "Wenn man mir im Januar gesagt hätte, dass ich als bester deutscher Speerwerfer aus der Saison gehen werde, ich hätte ihm nicht geglaubt", schildert Mark Frank seine Situation Anfang des Jahres. Zwei lange Jahre machte der Rücken Probleme. Zwei lange Jahre, in denen er sein Potential nicht ausreizen, sein Können nicht beweisen konnte. Kein Arzt hatte ihm helfen können, bis er bei einem Bundeswehrlehrgang in Warendorf in die Hände der Bundeswehrärzte geriet. "Sie haben mich zwei Wochen lang im Februar behandelt. Danach war ich fast beschwerdenfrei", schickt der Sportsoldat ein dickes Lob an seinen Arbeitgeber, der ihm auch sonst als sein größter Sponsor unter die Arme greift.
Der Grundstein für eine erfolgreiche Saison war gelegt. Die Teilnahme beim Europacup in Florenz war seit langer Zeit mal wieder ein Auftritt im Nationaltrikot für den gebürtigen Neustrelitzer. 1999 hatte er bei der U23-Europameisterschaft Bronze gewonnen, 2005 siegte er beim Europacup mit 82,38 Metern und machte damit auch den Gesamttriumph der DLV-Männer perfekt.
Weltmeisterschaft Höhepunkt des Jahres
Damit war er auch gesetzt für die Weltmeisterschaften in Helsinki (Finnland) und leistete sich prompt bei den Deutschen Meisterschaften in Wattenscheid einen Ausrutscher. "Über den vierten Platz habe ich mich geärgert", gibt der Werfer offen und ehrlich zu. "Auch wenn der Rest der Saison entschädigt hat, so gibt mir das neue Motivation, dass ich es nächstes Jahr unbedingt besser machen will." Und ohne dem deutschen Meister Christian Nicolay (TV Wattenscheid) zu nahe treten zu wollen, schickt er eine Kampfansage an die Werferzunft: "Noch mal wird niemand mit 81 Metern Deutscher Meister."
Der achte Platz in der Regenschlacht des WM-Finales war sicherlich der Höhepunkt des gesamten Jahres. Das I-Tüpfelchen war die Bestleistung beim ISTAF in Berlin. Mit 84,44 Metern warf er im Olympiastadion seit 2002 endlich wieder Bestleistung. "Ich wusste das ganze Jahr, dass ich weit werfen kann. Aber durch meinen langen Saisonaufbau, komme ich immer erst relativ spät im Jahr auf ganz große Weiten. Außerdem ist es eine wahnsinnige Motivation, wenn man vor einer derartig bombastischen Kulisse werfen darf."
Mark Frank, der Familienmensch
Doch Mark Frank ist nicht nur Speerwerfer und genießt als Sportsoldat der Bundeswehr in Rostock optimale Unterstützung und Bedingungen zum Training. Mark Frank ist vor allem ein Familienmensch. "Meine Familie ist mein Ruhepol", sagt der 28-Jährige und beschreibt mit viel Wärme in der Stimme sein Leben als Vater zweier Söhne, Erik (3 ½ Jahre) und Jannik (14 Monate), und seine "Ruheoase", das Haus in einer ländlichen Gegend in der Nähe von Rostock, welches er sich zusammen mit seiner Frau Mandy aufgebaut hat. "Ich bin viel unterwegs, aber es gibt nichts Schöneres als nach Hause zu kommen", gibt er einen kleinen Einblick in sein Privatleben.
Der Sport sei sein Ventil, um Dampf abzulassen, die Familie sein Ausgleich zum Hochleistungssport. "Es ist immer eine riesige Entbehrung, die meine Familie in Kauf nehmen muss. Und wenn sie nicht dahinter stehen würde, wäre es unmöglich", sagt er und stellt vor allem die Rolle seine Frau heraus, die er an der Sportschule kennen gelernt hat. Die ehemalige 800 Meter- und 400 Meter-Hürdenläuferin bringt Verständnis für ihren Ehemann auf und er weiß ihre Unterstützung zu schätzten. "Sie war der goldene Griff", macht Mark Frank ihr eine Liebeserklärung.
Nationale Konkurrenz nicht unterschätzen
Doch auch im kommenden Jahr wird die Familie Frank ihren Papa und Ehemann nicht allzu oft zu Hause begrüßen können. Nachdem dieses Jahr, es war das "Jahr der Entscheidung" macht Mark Frank deutlich, so bravourös beendet wurde, steht einer Fortsetzung nichts mehr im Wege. 84,88 Meter bedeuten Platz fünf in Europa und Platz sechs in der Welt.
"Das Schwierigste ist es die nationale Quali für die EM zu überstehen", behauptet der knapp 1,90 Meter große Werfer und liefert gleich eine ganze Liste an Namen, die er als Konkurrenz betrachtet: "Christian Nicolay, Boris Henry (SV Saar 05 Saarbrücken), Björn Lange (SC Magdeburg), Stephan Steding (Hannover 96) und Stefan Wenk (VfB Stuttgart) können alle um 82, 83 Meter werfen und werde ihre Chance bei der EM nutzen wollen", prophezeit der derzeitige deutsche Vorzeigewerfer.
Ganz vorne mitwerfen
"Für mich geht es darum mein Gesamtniveau um ein bis zwei Meter zu steigern, Bestleistung zu werfen, bei der DM endlich aufs Treppchen zu kommen und die EM positiv zu gestalten", zeigt sich der Sportsoldat ehrgeizig und bringt sein Ziel dann auf den Punkt: "Ich will ganz vorne mitwerfen."
An vorderster Stelle sieht er bei der EM in Göteborg (Schweden) jedoch die alten Bekannten des WM-Finales. "Tero Pitkämäki (Finnland), Sergey Markarov (Russland) und Andreas Thorkildsen (Norwegen) sind unter normalen Umständen nicht schlagbar", glaubt er, lässt jedoch einen kleinen Hoffnungsschimmer für sich offen: "Aber wer weiß, vielleicht kann ich mich ja im nächsten Jahr noch weiter steigern und dann für eine Überraschung sorgen."
Sport nicht nur aus Spaß an der Freude
An Motivation für die kommenden Aufgaben mangelt es Mark Frank jedenfalls nicht: "Dieses Jahr war so super, da freue ich mich schon auf die kommende Saison." Aber der Mann vom 1. LAV Rostock ist auch Realist genug um zuzugeben: "Ich mache Sport nicht nur aus Spaß an der Freude. Natürlich gehört Spaß dazu, aber um Hochleistung bringen zu können, muss es die meiste Zeit weh tun. Ich verdiene damit mein Geld."
Im kommenden Jahr wird sich das Training jedoch etwas ändern. "Mein Trainer Ralf Skopnik hat eine Anstellung am Sportgymnasium in Rostock bekommen und dadurch nicht mehr so viel Zeit", verrät Mark Frank. Sonderlich problematisch sieht er diese Veränderung jedoch nicht, sondern stellt klar, dass er mittlerweile alt genug sei, um alleine zu trainieren und wenn er wolle, könne er auch jederzeit in Magdeburg bei Björn Lange anrufen. "Dieses Jahr habe ich bereits zehn Wochen lang dort trainiert. Björn und ich ergänzen uns sehr gut."
Bewunderung für junge Wilde
Bewunderung bringt Mark Frank aber weniger den deutschen Werfern als den jungen Wilden um den Olympiasieger Andreas Thorkildsen und dem Weltjahresbesten, Tero Pitkämäki, entgegen. Während in Deutschland zu viel Wert auf Maximalkraft gelegt würde, würden diese beiden ganz geschmeidig, wie aus dem Lehrbuch, werfen. "Dabei werfen die kaum Schatten", bemerkt der 90-Kilo-Mann Mark Frank. "Von deren sauberer Technik kann ich mir als alter Hase noch eine Scheibe abschneiden", sagt er mit tiefster Anerkennung in der Stimme.
Das Technikbild sei noch eine seiner Schwächen, reflektiert der Werfer selbstkritisch. "Außerdem brauche ich meistens drei Würfe, um in den Wettkampf zu finden." Zu viel, wenn man bedenkt, dass dann die Quali bei internationalen Wettkämpfen schon vorbei ist. Daran wird nun im Wintertraining, welches Ende Oktober mit der DLV-Team-Woche-Wurf in Kienbaum begonnen wird, gearbeitet.
Im Januar geht es dann aller Voraussicht nach ins Trainingslager nach Kuba und im April nach Südafrika. Dann heißt es wieder: Mark Frank – der Pendler. Doch vorerst fliegt er mit seiner Mandy in den wohlverdienten Urlaub. "Eine Woche Mallorca und die Kinder bleiben zu Hause bei Oma und Opa", freut sich der WM-Achte auf die Sonneninsel und die freie Zeit mit seiner Frau.