| Domspringen

Mark Hollis auch in Aachen der Überflieger

Mark Hollis (USA) hat sich am Mittwochabend nicht von weiteren Höhenflügen abhalten lassen. Beim Domspringen in Aachen schob sich der aktuell zweitbeste Stabhochspringer der Welt über 5,80 Meter. Damit setzte er sich vor Changrui Xue und Pawel Wojciechowski (beide 5,75 m) durch. Rund 5.000 Zuschauer, die den Katschhof in der Kaiserstadt bevölkerten, waren absolut aus dem Häuschen.
Harald Koken

"Dominate the Party" wummerte es aus den Lautsprecher-Boxen. Und Mark Hollis nahm den Titel des Bootleg House Mix wörtlich. Jedenfalls hatte der 29-Jährige am Mittwochabend in Aachen jederzeit den Stab fest im Griff und das begeistert mitgehende Publikum unter Kontrolle.

Buchstäblich beflügelt hievte sich der mit 5,83 Metern aktuell zweitbeste Stabhochspringer der Welt im ersten Durchgang über 5,80 Meter. 5,85 Meter waren noch zu hoch. Einer der ersten Gratulanten: sein Trainer Jeff Hartwig, dessen Hausrekord bei 6,03 Meter steht. 2008 hatte er beim Aachener Domspringen seine Karriere beendet.

Vize-Europameister Pawel Wojciechowski (Polen), am Sonntag in Berlin mit dem Saisonrekord von 5,80 m ISTAF-Sieger und auf Rang vier der Weltjahres-Bestenliste geklettert, landete auf dem zweiten Rang. Der Weltmeister von 2011 bewältigte 5,75 Meter. Changrui Xue (China), der sich im Mai daheim in Peking auf 5,80 Meter verbessert und damit in die Weltklasse katapultiert hatte, erkämpfte imaginäres Bronze. Der Fünfte der Hallen-WM wurde ebenfalls mit 5,75 Meter notiert.

Piotr Lisek vor Karsten Dilla

Piotr Lisek (Polen), EM-Sechster und mit 5,82 Meter Drittplatzierter der Weltjahresbestenliste, holte mit 5,60 Meter Platz vier. Der 22-Jährige hat in diesem Jahr eine beispiellose Leistungsexplosion vollzogen und konnte seine persönliche Bestleistung innerhalb weniger Monate um 22 Zentimeter steigern.

Karsten Dilla (TSV Bayer 04 Leverkusen), der kölsche Klänge als Anlaufmusik gewählt hatte, wurde mit 5,60 Meter Fünfter. "Bei dieser Höhe lief es rund, nachdem ich vorher Probleme mit dem Wind gehabt hatte", sagte der 24-Jährige, der vier Tage zuvor beim Vier-Länderkampf „<link>Berlin fliegt!“ vor dem Brandenburger Tor der deutschen Mannschaft im entscheidenden Augenblick den Gesamtsieg sichern konnte. "Bei 5,70 Meter war ich zu verkrampft", so der EM-Neunte, der am Freitag in Brüssel (Belgien) erneut Anlauf nimmt, um seinen Saisonrekord von 5,71 Meter zu knacken.

Marvin Caspari gleichauf mit Augusto Dutra

Der Deutsche Vize-Meister Marvin Caspari (TSV Bayer 04 Leverkusen), der zuletzt bei den Stabhochsprung Classics an seinem Vereinsort als Vierter 5,43 Meter bewältigt hatte, war eigentlich schon über 5,40 Meter. Doch dann fiel die Latte doch noch. 5,30 Meter brachten dem 23-Jährigen Platz sechs. Ihn teilte er sich mit Südamerika-Meister Augusto Dutra (Brasilien), der schon 5,81 Meter geschafft hat, diesmal aber bei 5,30 Meter hängen blieb. Auf 5,40 Meter verzichtete der 24-Jährige, 5,50 Meter waren dann zu hoch.

Hendrik Gruber, als Sieger eines mit 5,35 Metern gewonnenen Qualifikationsspringens ins zwölfköpfige Hauptfeld gerückt, bewältigte 5,20 Meter - Platz acht. Endgültig den Stab in die Ecke gestellt hat Rens Blom (Niederlande). Der Weltmeister von 2005, der sich vier Wochen zuvor einen Muskelfaserriss zugezogen hatte, holte die Einstiegshöhe von 5,00 Metern, musste dann aber passen.

„Die Nähe zu den Zuschauern und die einmalige Atmosphäre, das spürt man in Aachen bei jedem Schritt Richtung Latte. Als Athlet wird man von der Euphorie getragen, ähnlich einem Rausch springt man über die Höhen“, umschrieb der im grenznahen Sittard beheimatete 37-Jährige - mit den Tränen kämpfend - die besondere Atmosphäre und „unbeschreibliche Stimmung“ der zum zehnten Mal ausgetragenen Veranstaltung.

Tobias Scherbarth erkrankt

Der DM-Dritte Tom Konrad (TSV Bayer 04 Leverkusen) musste sich ebenfalls mit 5,00 Metern zufriedengeben. Sein Klubkollege Michel Frauen und Yansheng Yang (China), der Sieger der Asienspiele, scheiterten an ihren Anfangshöhen. Der Deutsche Meister Tobias Scherbarth (TSV Bayer 04 Leverkusen), früh in der Saison auf 5,73 Meter verbessert, meldete sich verletzt und erkältet ab.

Björn Otto (ASV Köln), der vor zwei Jahren an gleicher Stelle den Deutschen Rekord auf 6,01 Meter verbesserte, stand - da verletzt - seinen Disziplin-Kollegen beratend zur Seite. Klar, dass auch die Autogrammjäger nicht zu kurz kamen. Den Wettbewerb der Frauen gewann Femke Pluim (Niederlande; 4,21 m).

Die rund 5.000 Zuschauer, die am Anlaufsteg Spalier standen und die Matte im Lichterschein von Dom und Rathaus förmlich einkesselten, waren nicht nur stimmungsmäßig voll auf der Höhe. Immer gut unterrichtet wurde das Publikum von DLV-Sprecher Dirk Bartholomy und Robert Moonen, Stadionsprecher von Fußball-Regionalligist Alemannia Aachen.

Teilen
#TrueAthletes – TrueTalk

Hier finden Sie alle Folgen des Podcasts des Deutschen Leichtathletik-Verbandes!

Zum Podcast
Jetzt Downloaden
DM-Tickets 2024