Marktlücke Dreisprung - DLV-Coach sucht Trainer
Die Aufgabe, der er sich gestellt hat, ist schwierig. Verdammt schwierig. Eckhard Hutt widmet sich seit diesem Jahr nach rund zehn Jahren Abstinenz wieder als Bundestrainer der deutschen Dreisprung-Elite. Er kommt um einen Neuanfang nicht umhin. Mit einer Offensive, interessierten Trainern die Marktlücke Dreisprung schmackhaft zu machen, will er eine Disziplin vor allem bei den Männern neu aufbauen.
„Wir haben im DLV zu wenige Trainer, die den Dreisprung erfolgreich vermitteln können. Viele der guten Trainer sind in Rente oder haben aufgehört. Es ist sehr dünn geworden. Ich habe gerade noch eine gute Handvoll Trainer zur Verfügung und hätte gerne das Zehnfache“, stellt Eckhard Hutt fest.Im Gegensatz zu anderen Disziplinen wie dem Mehrkampf, dem Sprint oder dem Weit- und Hochsprung, wo sich viele und auch fachlich gute Trainer tummeln, ist seiner Meinung nach der Dreisprung zu einer „Nebenbei-Disziplin“ verkommen.
Nebenbei gibt es keinen Erfolg
Nur so nebenbei bringt aber keinen Erfolg und erst recht wird man nebenbei den deutschen Dreisprung nicht aus seinem momentanen Tal führen können. Deshalb will Eckhard Hutt, in der Szene auch als innovativer Sprung-Philosoph bekannt, die Disziplin wieder mehr in den Fokus rücken und die Werbetrommel rühren.
„Ich suche am Dreisprung interessierte Trainer. Diesen will ich in eigenen Lehrgängen das Grundwissen vermitteln, um im Dreisprung erfolgreich arbeiten zu können. Wie man einen Dreispringer aufbaut. Was im Training Voraussetzung ist, um Dreisprung im Wettkampf durchzuführen und dort Leistung zu bringen“, erklärt er.
Aufruf an die Landesverbände
Bei der Spitzensporttagung in Kienbaum hat sich Eckhard Hutt im September mit seinem Aufruf bereits an die Landesverbände gewandt. „Ich hoffe, dass ich mit dieser Maßnahme mehr Trainer für den Dreisprung interessieren kann und dass damit ein bisschen mehr passiert. Mein Ansatz liegt nicht bei den ganz aktuellen Athleten, sondern in der ferneren Zukunft.“
Der Nachwuchs soll an eine komplexe Disziplin herangeführt werden. Davon, wie man ein Dreisprung-Talent richtig aufbaut, hat Eckhard Hutt nämlich eine klare Vorstellung. Konkret bedeutet das: „Ein junger Athlet muss zunächst einmal auf mehr Sprünge trainiert werden. Das geht über den Sprunglauf, beim dem ausgegriffen und der Boden über hinter sich weg geschlagen wird. Das ist der Einstieg. Der zweite Punkt wäre es dann, die Einbeinsprünge vorzubereiten. Das braucht Zeit. Darüber kann man die Sprungfähigkeit und den richtigen Fußaufsatz von vorne nach hinten erarbeiten.“
Wissen nicht weitererzählt
Solches Wissen ist seiner Meinung nach in den letzten Jahren hierzulande verloren gegangen. „Es wurde nicht weitererzählt.“ Das war auch ein Grund, warum der frühere DLV-Sportdirektor Jürgen Mallow den Dreisprung-Experten Eckhard Hutt wieder in den Verband zurückholte. Immerhin hatte dieser früher deutsche Spitzen-Dreispringer wie Ralf Jaros und Peter Bouschen, die eineinhalb Meter weiter sprangen als die derzeit besten Deutschen, betreut und mit Erfolg auch auf eine Entwicklung in der Gruppe gesetzt.
Seit seiner Rückkehr sieht Eckhard Hutt aber viele, die andere Vorstellungen vom Sprung hätten, „nicht so erfolgreiche.“ Er hat so auch eine Erklärung dafür, warum das Niveau im deutschen Männer-Dreisprung in den letzten zehn Jahren massiv nachgelassen hat. „Die Dreispringer, die wir derzeit haben, trainieren nicht gezielt genug, um an ihre Leistungsgrenze zu kommen. Das Training ist zu allgemein geworden, wir haben früher viel gezielter auf den Punkt trainiert.“
Sieben Jahre
Wo Defizite sind, gibt es aber auch Chancen für Athleten. Darauf setzt der Bundestrainer. In dem Fall ist es eine Chance für eine möglichst neue, eine junge Generation, die es in den kommenden Jahren auf den Weg zu bringen gilt. „Der Dreisprung der Männer ist die Marktlücke im DLV. Im Moment tummeln sich nur wenige Talente im Dreisprung. Die Dreisprung-Talente machen vielleicht gerade etwas ganz anderes.“
Dass sich das wieder ändert, ist das große Anliegen von Eckhard Hutt. Und eine Herausforderung. Dabei ist er allerdings Realist. Sieben Jahre würde es dauern, eine Disziplin neu aufzubauen, meint er. Spätestens dann könnte die Marktlücke aber wieder geschlossen sein.