Markus Esser versucht sich im "Triathlon"
Schwimmen, Radfahren und Laufen standen zwar in der vergangenen Woche nicht auf Markus Essers Programm, doch einen ganz persönlichen „Triathlon“ hat er trotzdem zu Ende gebracht. An drei Wettkämpfen innerhalb von vier Tagen nahm der Hammerwerfer des TSV Bayer 04 Leverkusen teil. Von Sofia (Bulgarien) über Bydgoszcz (Polen) nach Königs Wusterhausen führte ihn seine Reise. Im Anschluss war er froh, dass er sich ins wohlverdiente Wochenende verabschieden durfte.
Der Dreikampf des Deutschen Meisters begann am Montag mit einer Reise zur Militär-WM in Sofia. Am Dienstag verfehlte er mit guten 78,04 Metern nur hauchdünn die Bronzemedaille. Während sich die übrigen Starter der Veranstaltung nach getaner Arbeit auf die abschließende Poolparty vorbereiten konnten, ging es für Markus Esser weiter nach Polen – mit einem ordentlichen Schlafdefizit: „Ich war mehr als zwölf Stunden auf den Beinen. Um 7 Uhr musste ich aufstehen und war erst nach 1 Uhr nachts im Bett.“Zwar lag der nächste Veranstaltungsort nicht ganz so weit entfernt wie das griechische Thessaloniki, von dem der Stadionsprecher in Königs Wusterhausen im dortigen Wettkampf ständig sprach, doch die Anreise hatte es trotzdem in sich. „Ich wurde mit einer Propellermaschine, einem 21-Sitzer, von Wien nach Bydgoszcz gebracht. Den Flughafen dort fliegen ja nur ganz wenige Maschinen an.“ Ganz behagte dem Leverkusener dieses Transportmittel nicht: „Ich bin kein Freund vom Fliegen“, gestand er.
Von Polen zurück nach Deutschland
In Bydgoszcz schleuderte der Olympia-Siebte am Mittwoch sein Wurfgerät auf 77,18 Meter (Platz vier), bevor es auch schon gleich weiter ging zum Stadionfest in Königs Wusterhausen. Hier konnte er am Freitag in seinem dritten Start der Woche den ersten Sieg feiern, musste aber die geringste Weite (76,71 m) in Kauf nehmen.
„Es war eine harte Woche für mich. Da merkt man schon mal, dass man nicht mehr ganz der Jüngste ist“, erklärte der 29-Jährige anschließend dem Publikum. „Nach Königs Wusterhausen bin ich vor allem aus Dankbarkeit dem Veranstalter gegenüber gekommen. Ich bin hier schon neun Mal angetreten. Gewonnen hatte ich vorher, glaube ich, noch nicht.“
Saisonverlauf schleppend
Trotz anstrengender fünf Tage hatte Markus Esser sich vom Wettkampf in KW, wie die Einheimischen ihr Örtchen liebevoll nennen, eine bessere Weite erhofft. Die beiden ersten, vielversprechenden Versuche schleuderte er links aus dem Wurfsektor. „Da war mehr drin. Aber die ganze Saison verläuft schon recht schleppend. Jetzt schaue ich in Richtung Deutsche Meisterschaften, bei denen ich unbedingt den Titel gewinnen will, und danach wird, hoffe ich, noch mal eine Menge Ballast von mir abfallen. Das war im letzten Jahr auch so.“
2008 hatte er die Olympianorm erst zu spät, nämlich nach den deutschen Titelkämpfen, überboten, durfte dann aber aufgrund einer Ausnahmeregelung trotzdem mit nach Peking (China). In diesem Jahr stellte die WM-Norm von 77,50 Metern kein Problem für ihn dar, dafür sitzt ihm nun die nationale Konkurrenz im Nacken: In Fränkisch-Crumbach musste sich der dreimalige Deutsche Meister Ende Mai erstmals dem Frankfurter Sergey Litvinov geschlagen geben.
Ehrgeiz und Motivation sind da
„Früher habe ich Karsten Kobs geärgert, und jetzt habe ich jemanden, der mich ärgert. Das ist eine besondere Situation. Vorher waren wir in dem Bereich praktisch drei Jahre ohne Nachwuchs“, beschreibt Markus Esser den Stand der Dinge im deutschen Hammerwurf. Für die Deutschen Meisterschaften in Ulm (4./5. Juli) und die Weltmeisterschaften in Berlin (15. bis 23. August) stellt er sich auf einen harten Kampf ein. „Es ist schön, dass von unten etwas nachkommt. Aber man muss auch egoistisch bleiben - gewinnen will ich natürlich trotzdem.“
Am Ende seines "Triathlons" stand dem Leverkusener dann am Freitagabend noch ein letzter Flug bevor, aus Berlin zurück zu Frau und Tochter. „Die Kleine wird nächste Woche zwei Jahre alt, da können wir sie nicht mehr überall hin mitnehmen.“ Ein gebührender Empfang wird ihm umso mehr sicher gewesen sein.