Markus Münch - Aufwind nutzen für die WM
Er liebt das Meer, die Sonne und den Strand, vor allem auf der deutschen Insel Fehmarn. Dort geht es nach der Saison zum Entspannen hin – und zwar beim Kitesufern und Wakeboarden. Zumindest bei einem dieser Hobbies spielt der Aufwind eine große Rolle. Diesen konnte Diskuswerfer Markus Münch (LG Wedel-Pinneberg) schon im März beim Winterwurf Europacup in Los Realejos auf Teneriffa (Spanien) spüren, wo er mit 64,90 Meter bereits erstmals die WM-Norm übertroffen hat.
Die Richtung stimmt, das Ziel ist Berlin. Jetzt heißt es für den 22-Jährigen nochmal alle Kräfte bündeln und volle Fahrt voraus.Und wo kann sich das Nordlicht besser auf so eine wichtige Saison vorbereiten, als an einem Ort mit Meer, Sonne und Strand? Seit Donnerstag befindet sich Markus Münch für zwei Wochen auf Zypern im Mittelmeer. Hier wird unter DLV-Disziplintrainer Jürgen Schult nochmal alles gegeben, angespornt von U20-Weltmeister Gordon Wolf (SC Postdam) und dem U23-Europameister von 2007, Martin Wierig (SC Magdeburg), die sich mit dem Hamburger Sportstudenten auf die Saison vorbereiten.
Zwar kann sich Markus Münch noch nicht mit solchen Titeln schmücken, dafür hat er jetzt die Chance, bei der Weltmeisterschaft im eigenen Land dabei zu sein (Berlin, 15. bis 23. August). Nach seinem Überraschungs-Coup beim Winterwurf Europacup in Los Realejos, wo er mit 64,90 Metern Zweiter hinter Olympiasieger Gerd Kanter (Estland) wurde und die WM-Norm von 64,50 Metern übertraf, ist er ein heißer Kandidat für das deutsche Team. Bis zu diesem Punkt war es jedoch ein langer Weg mit vielen Höhen und Tiefen.
Angefangen hat die Leichtathletik-Karriere des Sportstudenten mit 5 Jahren beim TuS Hasloh, wo die Leichtathletik jedoch noch in einer Reihe mit Fußball, Tischtennis und Badminton stand. Erst mit 14 Jahren kristallisierte sich eine Stärke von Markus Münch heraus: Der Mehrkampf. Er nahm in diesem Jahr zum ersten Mal bei einer Deutschen Meisterschaft im Blockmehrkampf Wurf teil und wurde Neunter. Es wurde also Zeit, einen neuen Verein zu suchen, um sich weiterzuentwickeln.
Trainer-Gespann
Seit 2000 ist die LG Wedel-Pinneberg der Heimatverein von Markus Münch. Dort trainiert ihn zweimal in der Woche Sigrun Ohland-Soukup beim Sprint und Sprung, den Rest lässt sich der 22-Jährige seit 2004 vom Los-Angeles-Olympiasieger im Diskuswerfen, Rolf Danneberg, beibringen. 2004 war auch das Jahr, in dem sich der 2,07 Meter große Markus Münch gegen den Mehrkampf und für das Diskuswerfen entschloss.
Ein Olympiasieger als Trainer reicht jedoch nicht aus, um große Erfolge zu feiern. Zunächst wollte diese Kombination einfach keine Früchte tragen. „Ich hatte eine schlechte Technik und war immer höchstens im unteren Bereich der Top Acht platziert. Rolf hatte eine Menge Arbeit vor sich“, berichtet Markus Münch schmunzelnd über seine Anfänge.
Ein Jahr später folgten das Abitur und eine Verletzung, die sich der passionierte Sportler bei einer seiner Lieblingsbeschäftigungen, dem Beach-Volleyball, zugezogen hatte. „Auch das Jahr 2006 lief nicht so, wie wir es uns vorgestellt hatten, weil ich Zivildienst in der Notaufnahme gemacht habe und mich das oft sehr belastet hat“, erklärt Markus Münch seine Leistungen.
Armspannweite von 2,24 Meter gibt richtige Impulse
Eine Steigerung um sieben auf 58 Meter brachte dann den langersehnten Durchbruch und den ersten Einsatz im Nationaltrikot bei der U23-EM in Debrecen (Ungarn) im Jahr 2007. Dort scheiterte er jedoch als 13. in der Qualifikation. Trotzdem wurde der Hasloher im Diskuswurf-Bundeskader aufgenommen. „Es lief ganz gut. Bei den Junioren bin ich Deutscher Vizemeister geworden und bei den Männer Siebter. Danach fing ich an, zu viele Erwartungen an mich selbst zu stellen. Ich wollte einfach zu viel“, beschreibt Markus Münch seine Probleme.
Die Armspannweite von 2,24 Metern musste erstmal vernünftig eingesetzt werden. Beim Einwerfen und im Training zeigte sich deutlich das Potential des 22-Jährigen, er konnte es beim Wettkampf jedoch nie richtig umsetzten.
Seit Anfang dieses Jahres scheint das Problem wie weggeblasen und alles läuft wie am Schnürchen. Erst die Qualifikation für den Winterwurf Europacup beim Ausscheidungswettkampf in Kienbaum, wo die Würfe über 60 Meter gingen und dann gleich eine Steigerung auf 64,90 Meter auf Teneriffa. „Ich wusste eigentlich gar nicht, wie der Wettkampf wird, weil ich im Winter in der Halle immer nur ins Netz geworfen habe. Nach dem Wettkampf war ich einfach nur sprachlos“, schildert Markus Münch.
Im Sog des eigenen Vorbilds Gerd Kanter
Am Tag vor dem Wettkampf hatte das Nachwuchstalent noch mit Gerd Kanter geworfen, von dem er sich immer einiges abgeschaut hatte, sei es per Videoanalyse beim Training oder einfach bei seinen Wettkämpfen vor dem Fernseher. „Er ist einfach mein großes Vorbild und so hat er mich sehr angespornt. Dass ich mit ihm einmal auf dem Treppchen stehen würde, war mein großes Ziel und dieses zu erreichen, hat sich gut angefühlt“, beschreibt der Hamburger Student.
Eine Vorstellung, die jetzt gar nicht mehr ganz so weit weg scheint, denn zumindest bei der WM in Berlin könnten die Zwei sich wiedersehen. „Ich habe seit diesem Winter ein Bild von dem Berliner Olympiastadion in meinem Zimmer hängen. Es ist einfach mein Traum und Saisonziel, einmal dort zu werfen. Ich hätte dabei nie gedacht, dass ich es dieses Jahr möglicherweise schon schaffen könnte, den Traum zu realisieren“, kann es Markus Münch selbst noch kaum glauben.
Über die Universiade zur WM
Der Weg nach Berlin soll über den Werfercup in Wiesbaden (16. Mai), die Deutschen Hochschul-Meisterschaften in Darmstadt (16./17. Mai) und die Halleschen Werfertage (23./24.Mai) nach Belgrad (Serbien) zur Universiade (7. bis 12. Juli) gehen. „Dort kann man mit 62 Metern schon mal gewinnen. Es wäre eine gute Generalprobe für mich“, skizziert der 22-Jährige seinen Fahrplan.
Ab September kann Markus Münch dann wieder seinen etwas anderen Hobbies, dem Kitesurfen und Wakeboarden, auf der Insel Fehmarn nachgehen. Dort geht es schon seit 23 Jahren mit der Familie zum Entspannen hin. „Im Moment habe ich leider absolutes Beach-Volleyball- und Surf-Verbot, da die Verletzungsgefahr zu groß ist. Aber auf den Wassersport kann ich einfach nicht verzichten, man fühlt sich so frei und vergisst den ganzen Stress um sich herum“, beschreibt Markus Münch sein außergewöhnliches Hobby.
Bleibt zu hoffen, dass er den derzeitigen Aufwind auch im Diskuswurfring nutzt - der Auftritt im Berliner Olympiastadion ist zum Greifen nah.