| DM Ulm

Markus Rehm sorgt für Überraschung

Der beeindruckende 100-Meter-Rekord von Julian Reus (TV Wattenscheid 01) - am Sonntag vor Beginn des abschließenden Wettkampftages der Deutschen Meisterschaften beherrschendes Thema. Ein anderes: der Weitsprung-Sieg von Markus Rehm (TSV Bayer 04 Leverkusen). Wohl auch, weil der Paralympics-Weltrekordler am Vorabend im "Aktuellen Sportstudio" des ZDF ausführlich zu Wort kam.
Harald Koken

Markus Rehm war zusammen mit seiner Trainerin Steffi Nerius und Vize-Meister Christian Reif (LC Rehlingen) Gast im "Aktuellen Sportstudio" des ZDF. Reif zeigte sich mit seinem Wettkampf überaus zufrieden. Kein Wunder, immerhin war der Europameister von 2010 in allen sechs Durchgängen jenseits der Acht-Meter-Marke gelandet - beim weitesten gar bei 8,20 Meter. "Das war die beste Serie meiner Karriere und gibt mir Rückenwind für die EM",  sagte Christian Reif. "Markus Rehm hat verdient gesiegt", so der 29-Jährige.

Der Paralympics-Sieger, der am Samstag mit 8,24 Meter die EM-Norm des DLV klar überboten hatte und auf Rang fünf der europäischen Saisonrangliste vorgeprescht war, gab sich im Interview mit Moderatorin Kathrin Müller-Hohenstein gelassen, gestand aber: "Ich habe immer noch Herzklopfen. Es gibt einfach Sprünge, die trifft man perfekt. Und so war das heute." Der 25-Jährige amtiert einstweilen unter Vorbehalt als Deutscher Meister. Noch zu klären ist, ob er durch seine Prothese einen Vorteil gegenüber Nichtbehinderten hat.

Biomechaniker analysieren

"Es braucht komplexe Analysen, um diese Frage beantworten zu können", sagte DLV-Cheftrainer Idriss Gonschinska. Zurzeit werden Daten ausgewertet, die Biomechaniker während des Ulmer Wettkampfes erhoben hatten. Die Analysen sollen ergeben, ob die High-Tech-Prothese - eine Karbonfeder - Vorteile gegenüber Nicht-Behinderten bringt, etwa durch den Katapulteffekt.

Europameister Sebastian Bayer (Hamburger SV), in Ulm mit 7,62 Meter Fünfter, brachte sich nach dem Wettkampf in die Diskussion ein. "Optisch sieht es für mich so aus, als ob man Markus Rehms Leistung nicht mit der eines nicht mit Prothesen springenden Weitspringers vergleichen kann. Aber ich bin kein Experte und kenne mich mit Prothesen nicht aus. Wir müssen da die Auswertung abwarten", meinte der 28-Jährige. "Gefühlt ist seine Prothese 15 Zentimeter länger als sein anderes Bein. Ich dagegen springe mit zwei gleichlangen Beinen."

Prothese länger als linkes Bein

Dass es einen Längenunterschied gibt, bestätigte Markus Rehm, gab aber die Differenz mit "etwa vier Zentimeter" an. "Die Prothese gibt leicht nach, das muss ich ausgleichen. Wenn sie gleich lang wäre wie mein linkes Bein, würde ich durch die Gegend humpeln", erklärte der Orthopädietechniker, dem als 14-Jähriger nach einem Wakeboard-Unfall der rechte Unterschenkel amputiert wurde. Elf Jahre ist es her, dass er nach einem Sturz ins Wasser mit den Beinen in die Schraube eines Motorbootes geriet.

Möglicherweise steht Markus Rehm auf der Nominierungsliste für die EM, die der DLV am Mittwoch veröffentlichen will. Letztendlich müsse aber der Weltverband IAAF über eine Startberechtigung in Zürich entscheiden, erklärte Christian Milz, der Generaldirektor des Europäischen Leichtathletikverbandes (EAA), auf Anfrage der Nachrichtenagentur dpa. Die EAA wolle unverzüglich Gespräche mit dem DLV und der IAAF führen. "Jetzt müssen wir schnell handeln", sagte Milz.

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