Christine Arron liebäugelt mit einem Doppelstart
Mögen andere in Sorge sein um die Olympia-Teilnahme, sie ist die Ruhe in Person. Christine Arron, die Hauptdarstellerin über 100 Meter beim Super Grand-Prix-Meeting in Lausanne (11,01 sec), kann sich ein leises Schmunzeln nicht verkneifen, wenn von den Dopingproblemen der US-Sprinterinnen die Rede ist.
Christine Arron hat große Olympiapläne (Foto: Kiefner)
"Endlich passiert was", sagte die Europarekordlerin (10,73 sec in Budapest 1998) zu den "Aufräumarbeiten" der amerikanischen Verbandsoberen, "das ist gut so." Sie selber freut sich schon auf Athen und liebäugelt sogar mit einem Doppelstart über 100 sowie 200 Meter. Die 30-jährige Französin, die in der Vergangenheit stets die Chancenungleichheit angeprangert hat, ist dem "Double" nicht abgeneigt. In Lille hat sie vor zehn Tagen bereits die Probe aufs Exempel gemacht. Mit durchschlagendem Erfolg: Erst gewann Christine Arron die 100 Meter in 11,18 Sekunden und dann auch die doppelt so lange Distanz in 22,60 Sekunden vor ihrer Trainingspartnerin Muriel Hurtis, die über 200 Meter immerhin amtierende Europameisterin ist.
"Ich wollte immer schon beide Strecken an einem Tag laufen. Bislang hatte ich das noch nie ausprobiert", erzählte sie, "in der vergangenen Saison fehlte mir dazu die Kraft." Nach ihrer Mutterschaft wollte Christine Arron bei ihrem Comeback im WM-Jahr 2003 kein unnötiges Risiko eingehen. "Aber jetzt war auch mein Trainer der Meinung, dass ich das Double locker packen würde." Guy Ontanon gab grünes Licht, weil er wusste, wie stark sie ist.
Reiz mehr denn je
Der Doppelstart in Athen reizt sie mehr denn je. "Die 100 Meter haben allerdings absolute Priorität. Die 100 Meter sind und bleiben meine Strecke", betonte Christine Arron, eine der "Golden Girls", die in Paris Gold über 4 x 100 Meter geholt haben, "gleichwohl habe ich große Lust, in Athen beide Strecken zu laufen." Dank ihrer bisherigen Bestleistungen über 100 Meter (11,01 sec gestern in Lausanne) und 200 Meter (22,60 sec in Lille) hat sie hier wie dort das Olympia-Ticket in der Tasche.
In Athen fehlt Kelli White, die nachträglich ihre drei WM-Goldmedaillen abgeben musste. Gesperrt! Ob Marion Jones und Chryste Gaines, die beiden US-Sprinterinnen, dabei sind oder nicht, steht noch in den Sternen. Dafür sind andere Konkurrentinnen ins Blickfeld gerückt. Wie beispielsweise Ivet Lalova, eine Bulgarin, im Mai gerade 20 geworden, die mit 10,77 Sekunden nur hauchdünn an Arrons Europarekord vorbei geschrammt ist.
"Ich weiß nicht, wie ich diese Zeit beurteilen soll", erklärte Christine Arron, "ich kann nur wiederholen, dass man eine solche Zeit nicht von heute auf morgen rennt, dann noch mit 20 Jahren." Das kommt ihr komisch vor. "Man muss schon des öfteren unter elf Sekunden gelaufen sein, dann ist eine derartige Zeit machbar." Dann grinste sie und meinte: "Oder ist hochbegabt."