Martin Beckmann - "Genügend Luft nach oben"
Mehr als vier Jahre lang musste Martin Beckmann (LG Leinfelden-Echterdingen) warten. Beim Frankfurt Marathon 2008 folgte dann endlich die Erlösung. In 2:14:30 Stunden verbesserte der 31-Jährige seine 2004 aufgestellte Bestzeit (2:15:06 h). Nur sechs Monate später steigerte sich der Schwabe am Sonntag beim Düsseldorf-Marathon als Sechster auf 2:13:42 Stunden erneut. Im Interview mit leichtathletik.de spricht er über das Rennen in Düsseldorf und die Gründe, warum es nun wieder bergauf geht.
Martin Beckmann, Hand aufs Herz. Hätten Sie damit gerechnet, dass Sie in Düsseldorf so stark laufen würden?Martin Beckmann:
Eigentlich nicht. Aber ich wusste, dass ich sehr, sehr gut gearbeitet habe. Wir waren im März vier Wochen lang im Trainingslager in Kenia. In den letzten paar Tagen habe ich dann schon gemerkt, dass ich Bestzeit laufen kann. Vor Frankfurt war das Training nicht optimal und ich bin trotzdem Bestzeit gelaufen. Daher wusste ich, dass noch mehr drin ist.
Sie sind das Rennen mit einer Durchgangszeit von 66:07 Minuten bei der Halbmarathonmarke sehr schnell angegangen. War das so geplant?
Martin Beckmann:
Als ich gehört habe, dass André Pollmächer und Falk Cierpinski 66 Minuten anlaufen wollen, da habe ich schon geschluckt. Aber es bringt ja auch nichts, dann 100 Meter hinterherzulaufen. Wenn man schnell laufen will, muss man eben auch mal was riskieren. Das habe ich gemacht.
Ab wann haben Sie gemerkt, dass das Ihr Rennen wird?
Martin Beckmann:
Ich habe mich wirklich bombig gefühlt. Bis Kilometer 30 lief es fantastisch und ich dachte, dass ich sogar noch schneller laufen könnte, als ich dies letztendlich dann getan habe. Am Ende sind die Beine aber doch ganz schön schwer geworden und der Wind hat etwas aufgefrischt.
War das jetzt Ihr Maximum?
Martin Beckmann:
Nein, noch lange nicht. So wie das Rennen lief, bin ich eigentlich gar nicht so zufrieden mit der Zeit. Da ist auf jeden Fall noch genügend Luft nach oben.
Vor vier Wochen sind Sie bei den Deutschen Halbmarathon-Meisterschaften Dritter in enttäuschenden 66:45 Minuten geworden. Jetzt sind sie mit 66:07 Minuten 38 Sekunden schneller angelaufen. Wie erklären Sie diese Leistungsunterschiede?
Martin Beckmann:
Nach dem Trainingslager in Kenia bin ich sofort danach beim Halbmarathon in Lissabon an den Start gegangen, musste dort aber aussteigen, da ich mich sehr müde gefühlt hatte. Die Woche danach habe ich im Training nochmals richtig Kilometer gemacht. Da es da wieder gut lief, habe ich mich dann dazu entschieden bei den Deutschen Halbmarathon-Meisterschaften in Aichach zu starten. Leider kam dort die Müdigkeit zurück und wenn du dann merkst, dass nichts geht, dann schaltest du einfach auch vom Kopf her ab. So habe ich dann von Kilometer 15 bis ins Ziel 90 Sekunden auf die Spitze verloren.
Haben Sie nach den Wettkämpfen in Lissabon und Aichach nicht angefangen, an sich zu zweifeln?
Martin Beckmann:
Nein, gar nicht. So etwas passiert eben. Ich wusste ja, was ich im Training geleistet habe und dass es wirklich nur zwei Ausrutscher waren, habe ich ja nun gezeigt.
Sie mussten über vier Jahre warten, bis Sie Ihre Marathon-Bestzeit von 2:15:06 Stunden steigern konnten. Jetzt verbessern Sie diese Marke innerhalb von einem halben Jahr gleich zweimal deutlich. Wie erklären Sie sich das?
Martin Beckmann:
Ich habe immer kontinuierlich an mir gearbeitet. In diesem Jahr habe ich zudem zusammen mit Tobias Sauter und Falk Cierpinski eine Trainingsgruppe gebildet. Wenn man mit solch starken Leuten zusammentrainiert, erhöht sich die Qualität natürlich deutlich und davon habe ich, aber auch die anderen beiden profitiert.
Das heißt, Sie werden weiterhin regelmäßig mit den beiden trainieren?
Martin Beckmann:
Definitiv. Wir werden in der ersten Juni-Woche zusammen nach St. Moritz ins Höhentrainingslager fahren und auch danach sicherlich das ein oder andere Mal noch zusammen trainieren. Ich hoffe, dass wir dann im August alle Drei gemeinsam an der Startlinie des WM-Marathons stehen und dass dann auch Falk wieder fit ist. Es ist schade für ihn, dass er verletzt war. Ich habe ja mit ihm trainiert und weiß, was er vor seinen Hüftproblemen drauf hatte.
Stichwort WM. Mit dem Auftritt in Düsseldorf ist ihre Nominierung so gut wie sicher. Mit welchen Zielen wollen Sie nach Berlin aufbrechen?
Martin Beckmann:
Die WM in Berlin ist natürlich ein absolutes Highlight. Ich möchte mich da so teuer wie möglich verkaufen, eine gute Platzierung erreichen und wenn es geht, meine Bestzeit erneut steigern.