Martin Beckmann will lernen und alles rausholen
Am Sonntag (8. Oktober) steht eine Premiere auf dem internationalen Leichtathletikparkett an. In der ungarischen Stadt Debrecen wird die erste Straßenlauf-WM ausgetragen. Mit von der Partie sind 180 Läuferinnen und Läufer aus 45 Nationen. Die deutschen Farben werden dabei von Martin Beckmann (LG Leinfelden-Echterdingen) vertreten.
Martin Beckmann vertritt den DLV in Debrecen (Foto: Gantenberg)
Debrecen ist nach Budapest die zweitgrößte Stadt Ungarns, mit über 200.000 Einwohnern. Der Wettkampfort liegt unmittelbar an der ungarisch-rumänischen Grenze. Für den einzigen deutschen WM-Starter Martin Beckmann beginnt die WM bereits am frühen Freitagmorgen, mit der Anreise nach Ungarn. Dort wird er dann Quartier beziehen und sich mit der Strecke vertraut machen. Die Straßenlauf-WM ist aber nicht sein lang geplanter Saisonhöhepunkt. So trainierte er zunächst auf einen Marathonstart bei der EM in Göteborg (Schweden) hin, verpasste aber die Qualifikation. Als sich dann die Chance bot, durch die DLV-Nominierung zu einem WM-Start zu kommen, zog der 29-Jährige diese Option. Zwar kann er nicht wie erhofft mit einer deutschen Mannschaft in Debrecen starten, aber auch als Einzelkämpfer will sich der Schwabe gut präsentieren.
Alles rausholen
Sein bisheriger Saisonverlauf lässt dies auch möglich erscheinen. Im Mai erreichte Beckmann beim Düsseldorf-Marathon den zweiten Platz, wenngleich er mit 2:17:00 Stunden nicht ganz zufrieden war: "Beim Marathon kommt es immer auf die Tagesbedingungen an und ich denke als Zweiter, bei einem starken Teilnehmerfeld, habe ich die noch gut genutzt."
Vor etwas mehr als einer Woche bestritt er in Karlsruhe seinen letzten Vorbereitungswettkampf für Debrecen und gewann den Halbmarathon in 1:04:47 Stunden: "Karlsruhe war noch mal ein harter Test, aber ich bin noch nicht mit voller Kraft gelaufen. Mein Ziel ist eindeutig der nächste Sonntag, da will ich alles aus mir rausholen."
Seine Chancen in Debrecen betrachtet Martin Beckmann dann aber doch ganz nüchtern: "Für mich ist das ein Lauf, bei dem ich lernen kann. So viele Großereignisse habe ich ja noch nicht auf der Habenseite. Die afrikanischen Straßenläufer hatten in diesem Jahr noch nicht viele Möglichkeiten, sich zu zeigen, sodass die sicherlich richtig heiß sein werden. Ich will mich so teuer wie möglich verkaufen und von Anfang an im roten Bereich laufen."
Abstand nach vorne herausfinden
Das Besondere an dieser neugeschaffenen Straßenlauf-WM ist, dass in den Folgejahren immer wieder unterschiedliche Strecken gelaufen werden sollen. In Debrecen beträgt die Distanz eher ungewöhnliche 20 Kilometer. Für 2007 ist im italienischen Udine ein Halbmarathon geplant. Die Straßenlauf-WM wird jedes Jahr ausgetragen und soll die 1992 geschaffene Halbmarathon-Weltmeisterschaft ersetzen. Dem Sieger winken in Ungarn immerhin 30.000 US-Dollar Preisgeld.
Dementsprechend stark besetzt ist das Teilnehmerfeld. Die Zeiten sind in Debrecen aufgrund der fehlenden Vergleichsmöglichkeiten eher uninteressant. Es kommt nur auf die Platzierung an. Martin Beckmann meint: "Schlussendlich ist mir egal, was rauskommt. Bei dieser internationalen Konkurrenz kann ich am Ende sehen, wie viel nach vorne fehlt."
Zweikämpfe erwünscht
Perspektivisch kann das Konzept der Straßenlauf-WM ein Publikumsmagnet und großer Erfolg werden, das findet auch der deutsche Langstreckler: "Der Straßenlauf ist ein Bereich, der boomt. Da gibt es viele Zuschauer und auch noch Sponsoren. Rennen Mann gegen Mann finde ich sowieso interessanter, als wenn das Ganze früh entschieden ist und sich nur die Frage stellt, ob ein Rekord gelaufen wird."
Nach der WM will sich Martin Beckmann erstmal eine Woche Pause gönnen und dann schauen, wie es weitergeht: "Ich werde wohl aufs Rad steigen, vielleicht etwas laufen, Grundlagentraining machen und meine Form kontrollieren. Im Prinzip trainiere ich konstant seit einem Jahr durch. Ich muss feststellen, was mein Körper mitmacht, aber nichts ist ausgeschlossen. Es gibt noch verschiedene interessante Straßenläufe und natürlich die Crosslauf-Europameisterschaft. Aber dafür muss man sich schon im November qualifizieren."
Schritt zum Profi nicht bereut
Martin Beckmann hat den Vorteil, sich als Profisportler die Trainingszeiten frei einteilen zu können. Auch wenn es einige Kritiker gibt, hat er den Schritt in die Profikarriere nie bereut: "Ich habe hier immer einen guten Rückhalt gehabt. Jetzt kann ich mein Training punktgenau, je nach Bedarf setzen und bin nicht mehr von Prüfungszeitpunkten oder Arbeit abhängig. Der Sport ist für mich die Nummer eins." Angst vor der Zeit nach dem Sport hat Martin Beckmann nicht, da er sich nebenher auch geistig fit hält und versucht den Anschluss an seine Branche zu halten.
Im nächsten Jahr hofft er, dann auch endlich die Früchte seines harten Trainings ernten zu können. Nach bisher 2:15 Stunden im Marathon hofft Martin Beckmann noch einen deutlichen Sprung machen zu können: "Ich möchte nächstes Jahr erst mal 2:14 Stunden laufen und dann weitersehen. Vielleicht kann ich dann irgendwann in Regionen um die 2:12 Stunden vorstoßen." Positives Feedback erhält er dabei auch von seiner Trainerin, die sicher ist, dass Martin Beckmann noch deutlich schneller laufen kann, als bisher.