| Deutsche Meisterschaften

Martin Grau - Nürnberg soll sein Ding werden

Hindernisläufer Martin Grau rückt bei den Deutschen Meisterschaften in Nürnberg (24. bis 26. Juli) in die Rolle des aussichtsreichen Lokalmatadoren. In Biengarten bei Höchstadt wohnt er nur wenige Kilometer vor den Toren der Noris-Metropole.
Christian Fuchs

Doch damit nicht genug: Als Vize-Meister der letzten Titelkämpfe darf Martin Grau bei der Jagd nach DM-Gold auch berechtigte Ansprüche erheben. Das umso mehr, da sich der Titelverteidiger Steffen Uliczka (SG TSV Kronshagen/Kieler TB) von der Bahn zurückgezogen hat und sich nun dem Straßenlauf widmet.

Damit fällt für Martin Grau die Revanche mit dem Wegbegleiter und Freund, der ihm viel mit Rat und Tat zur Seite stand, ins Wasser. Dabei hatte er im letzten Sommer, als offiziell war, dass die DM 2015 in Nürnberg über die Bühne geht, seinem damaligen Mitstreiter bereits angekündigt, dass der DM-Titel in Franken bleibt. „Das war schon damals mein Ziel und mein Ansporn, um zu sagen: Das sind meine Deutschen Meisterschaften. Das ist mein Ding.“

Respekt vor der Konkurrenz

Ob er dann Ende Juli tatsächlich der Favorit ist, will sich der 23-Jährige aber noch offen lassen: „Ich bin jemand, der erst einmal abwartet und kuckt, was passiert.“ Er hat noch andere Widersacher auf dem Schirm. Da wäre Benedikt Karus (LG Farbtex Nordschwarzwald), der bereits 2012 Deutscher Meister geworden war, genauso zu beachten wie etwa der Frankfurter Nico Sonnenberg.

„Diese Leute sind nicht zu unterschätzen. Sie können auch ein schnelles Rennen haben und wenn ich einen schlechten Tag erwische, schaut es ganz schnell ganz anders aus. Es kann auch ein offener Kampf werden“, meint Martin Grau im Ausblick auf die DM. Die ersten Saisonrennen werden auch ihm Aufschlüsse darüber geben, wie die Karten verteilt sind.

Zwei Höhentrainingslager in den Beinen

Doch Martin Grau fühlt sich gut gerüstet. Gerade hat er zwei Höhentrainingslager in Flagstaff (USA) hinter sich. Diese Höhenkette war eine neue Erfahrung: „Ich gehe davon aus, dass mich das weiter nach vorne bringt.“ Beim Meeting in Dessau (29. Mai) will der Blondschopf dann die ersten Lorbeeren dafür ernten und bereits Jagd auf die WM-Norm (8:24,00 min) über 3.000 Meter Hindernis machen: „Dort würde ich schon gerne an eine Zeit von 8:22 Minuten heranlaufen.“

Zusätzliches Selbstvertrauen gibt ihm bei dieser Mission auch das gute Omen, das mit der Stadt in Sachsen-Anhalt verbunden ist: „Dessau ist bei mir immer gut gelaufen. Ich habe nur positive Erinnerungen an das Meeting. Ich habe dort stets ein gutes Ergebnis gebracht und bin dort immer meine internationale Norm gelaufen.“

Alte Erinnerungen an das Nürnberger Stadion

Dessau soll zum ersten Meilenstein in der neuen Saison werden, die Deutschen Meisterschaften in Nürnberg könnten dann der zweite sein. Zum Grundig-Stadion hat Martin Grau durchaus eine engere Beziehung.

Früher war er Fußball-Fan des 1. FC Nürnberg und auch öfters im Stadion, unter anderem 2008 beim dramatischen UEFA-Cup-Achtelfinale gegen Benfica Lissabon (Portugal). „Ich weiß deshalb, wie es ist, wenn das Stadion voll ist. Das sind auch alte Erinnerungen, die jetzt positiv wirken können und die mir Spaß machen.“

Noch im selben Jahr saß er als 16-Jähriger an gleicher Stelle bei den Deutschen Meisterschaften der Leichtathleten auf der Tribüne und holte sich dort den nächsten Motivationskick: „Ich wusste schon damals, das wäre ein richtiges Highlight, da einmal selbst laufen zu dürfen. Jetzt bekomme ich die Chance und ich hoffe, das werden dann meine knapp neun Minuten, in denen das Stadion für mich schreit.“

Heimvorteil durch die eigenen Fans

Sich am Ende vor dem heimischen Publikum, vor den Augen seines Trainers Markus Mönius, seiner Familie mit Zwillingsbruder Bastian, die ihn immer treu zu den Wettkämpfen begleitet, und seinen Freunden den DM-Titel zu sichern, das wär’s für Martin Grau.

Er will auch seine Fans aus der Nachbarschaft für das Heimspiel begeistern und sich so selbst einen kleinen Heimvorteil schaffen: „Ich komme aus Biengarten, einem kleinen Dorf. Die Leute fragen mich immer, wie es mir geht. Deshalb würde ich sie gerne zu den Deutschen Meisterschaften einladen und etwas zurückgeben wollen.“

Überhaupt ist der gebürtige Erlanger einer, der in Franken tief verwurzelt ist und auch seinem Verein, dem LSC Höchstadt/Aisch, die Treue hält. Belohnt wird er dafür seit diesem Jahr auch mit verbesserten Rahmenbedingungen, unter anderem bei der Physiotherapie und durch neue Sponsoren.

Professionellere Rahmenbedingungen

Im Grunde ist das eine logische Konsequenz, um den nächsten Schritt in der sportlichen Laufbahn gehen zu können: „Wir wussten, wir müssen etwas tun, um noch professioneller zu arbeiten. Für 2015 und das Ziel 2016, die Olympischen Spiele, versuchen wir das jetzt so in die Bahnen zu bekommen, damit ich auch zuhause gut trainieren kann.“

Dass der frühere U20-EM-Dritte das Leistungsniveau hat, um nicht nur national, sondern auch international Akzente zu setzen, hat Martin Grau vor allem im letzten Jahr bewiesen. Seine persönliche Bestzeit steigerte er von 8:42,60 Minuten auf 8:24,29 Minuten. Ein Quantensprung. „Ich war damit in einen Bereich gelaufen, in dem ich mich bis dahin gar nicht auskannte. Plötzlich war alles anders. Ich habe mir aber gesagt: Genieß diese neuen Eindrücke.“

Diese Einstellung führte Martin Grau zu den fünf schnellsten Zeiten seiner bisherigen Karriere. Außerdem wartete er mit einem zweiten Platz bei der Team-Europameisterschaft in Braunschweig auf und stand bei der Europameisterschaft in Zürich (Schweiz) im Finale. „Ich konnte das abrufen, was ich mir erhofft hatte. Rückblickend bin ich richtig froh, dass ich diese Saison hatte. Das motiviert unglaublich. Es hatte alles gepasst und es hat Spaß gemacht. Das will ich einfach noch einmal haben.“

Martin Grau will die einmalige Chance nutzen

Mit dieser Motivation im Rücken lockt jetzt nicht nur die WM-Teilnahme in Peking (China; 22. bis 30. August), sondern es winkt nun ausgerechnet vor der eigenen Haustüre bei den Deutschen Meisterschaften in Nürnberg auch der erste große Titel bei den Erwachsenen. „So eine Chance bekommt man wahrscheinlich kein zweites Mal. Natürlich werde ich versuchen, dort zu gewinnen und mich zuhause zu profilieren.“

Es wäre das nächste Kapitel in der aufstrebenden Karriere des Blondschopfs und zugleich auch eine besondere Geschichte. Schließlich würde er mit einem DM-Coup nicht nur seine eigenen Fahnen hochhalten, sondern bei diesem nationalen Sportereignis auch in der fränkischen und bayerischen Leichtathletik für einen willkommenen Impuls sorgen.

 

Deutsche Meisterschaften 2015 in Nürnberg

Seien Sie live dabei, wenn es im Frankenland vom 24. bis zum 26. Juli um Meisterehren und WM-Startplätze geht! Tickets erhalten Sie online bei <link http: www.ticketmaster.de event _blank link zu>www.ticketmaster.de oder unter der Hotline 01806 - 999 0000 (€ 0,20/Verbindung aus dem dt. Festnetz / max. € 0,60/Verbindung aus dem dt. Mobilfunknetz). Der Eintritt zum Weitsprung in der clubers.net-Arena auf dem Nürnberger Hauptmarkt am Freitagabend ist frei!

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