Martin Kallmeyer auf EM-Tour
Martin Kallmeyer erkundet Göteborg. Als "EM-Touri" schildert der Münchner auf leichtathletik.de seine Eindrücke und seine Erlebnisse in der schwedischen Hafenstadt.
Martin Kallmeyer unterwegs in Göteborg (Foto: Kiefner)
Stationen eines EM-TagesAlles, was im Stadion passiert, ist minutiös geplant. Aber manchmal muss man eben raus in die Realität. Bleiben wir aber beim gewohnten Leichtathletik-Vokabular…
Der Vorlauf
Nach einem kurzen Frühstück (im Fernsehen sieht man die Leichtathletik-Zusammenfassung des Vortags) geht's über den Hafen ins Stadion. Wenn man spät dran ist, kann man sich an den Docks mit ein paar Hafenarbeitern auf der Großbildleinwand die ersten Vorläufe und Versuche anschauen…
Der Zwischenlauf
Wie in der "richtigen Leichtathletik" – da muss man durch! Also, gegen 14 Uhr wird man von den Sicherheitskräften höflich aber bestimmt aufgefordert, das Stadion zu verlassen.
Der Einfachheit halber geht man gemütlich essen. Endlich sitzen ;-)
Dazu gibt es drei "Prachtstraßen" in Göteborg, den Linnegatan, den Vasagaten und den Kungssportsgatan (die EM-Party-Zone). Ach ja, und den Hafen natürlich.
Lecker ist es überall, nur die Preise unterscheiden sich erheblich. Zuerst muss man sich aber zwischen Fisch (Fish and Chips oder Meeresfrüchte), Fleisch (in den Geschmacksrichtungen Hamburger und Steak) oder Pasta entscheiden. Egal, was man mag, ab zehn Euro ist man dabei. Dafür gibt's meistens Wasser und Kaffee gratis dazu. Auf der "Viking", einem Viermaster im Hafen mit Hotel, Bar und Restaurant kann man (auch für zehn Euro) ein hervorragendes All-you-can-eat-Buffet mit Fisch und Krabben genießen. Gegen 17 Uhr braucht man dann nur den Massen nachzulaufen: man kommt immer zurück ins Ullevi-Stadion.
Der Endlauf
Endlauf-Zeit ist normalerweise von 21 Uhr bis 1 Uhr. Start war am Götaplatsen mit den Simple Minds. Dda die alten Männer aber deutlich kürzer gespielt haben und unsere jungen Zehnkämpfer umso länger hochgesprungen sind, war bis auf das letzte Lied nichts mehr zu hören.
Aber was soll`s! Gut 200 Meter weiter Richtung Hafen ist die nächste Bühne. Dort spielte sogar eine schwedische Gruppe, mit zugegebenermaßen aber sehr geringer Halbwertszeit (im Gegensatz zu manch anderen Export-Stars), stampfenden Techno-Beat. Die "Rednex" spielten dort allein in der letzten halben Stunde ungefähr 15 Minuten lang "Cotton Eye Joe"…
Nach einem Bier und einem Donut (den mir der Schwede ganz stolz auf "Deutsch" verkaufte) zog ich weiter. Die vollen Cafés und Nachtklubs ließ ich links liegen, um zumindest die Chance zu haben, vor Beginn der Wettkämpfe am nächsten Morgen kurz im Bett gewesen zu sein…
Am Hafen angekommen, wurde zu einem schwedischen Schlagerstar gesungen und getanzt. Hier muss man den Schweden aber großen Respekt zollen: Die sind nicht nur in der Leichtathletik gut, sondern auch beim Tanzen auf ganz hohem Niveau! Ich, mit großem Abstand der Jüngste (wenn man von den Kindern, die sich nicht wehren konnten, absieht), floh ganz schnell weiter.
Mit der Fähre zum HeavyMetal-Konzert
Da mit fast zwei Kilometern die Party-Meile wohl noch zu kurz ist, geht's mit der Pendel-Fähre auf die Docks in der Mitte des Hafens. Hier kann man sich dann entscheiden, ob man in der alten Reederei in die Techno-Disco will oder Richtung OpenAir-Bühne zur HeavyMetal-Band tendiert.
Mit einem leichten Pfeifen in den Ohren ging`s mit der Fähre wieder Richtung Festland…
Der Abend endete dann kurze Zeit später doch noch gemütlich vor einer "Seemanns-Kneipe" (mit Rock´n´Roll-Musik) am Pier mit einem Bier in der Hand. Während sich ein ziemlich betrunkener Schwede bei mir beschwerte wie "fu…- expensive" das Bier in Schweden ist, gab er mir das Nächste gleich aus! Dafür musste ich mir aber ungefähr fünf Mal anhören, dass er mit der Fähre immer zum billigen Einkaufen nach Kiel fährt und Deutschland - also besser gesagt das deutsche Bier - total toll ist… Ganz schön schwer verdient, das letzte Bier des Abends…
Manche Endläufe können ganz schön anstrengend sein!
Euer EM-Touri Martin