Martin Wierig - Spaß wiedergefunden
Platz vier in der Welt in diesem Jahr und Platz sechs in der ewigen deutschen Bestenliste - seine 68,33 Meter von Schönebeck am Donnerstag haben Diskuswerfer Martin Wierig (SC Magdeburg) in den Statistiken ein ordentliches Stück nach vorne gespült. Für den 25-Jährigen zählte aber vor allem, den eigenen Kopf besiegt zu haben, der größere Weiten in diesem Jahr bisher verhindert hatte. Gleichzeitig war es eine optimale Generalprobe für Olympia in London (Großbritannien; 3. bis 12. August).
Schon als er in Schönebeck das erste Mal in den Ring ging, war für Martin Wierig alles anders als in den Wettkämpfen dieser Saison zuvor. "Der Spaß stand im Vordergrund." Bisher hatte er in diesem Olympiajahr vor allem eins mit in seine Versuche genommen: Druck. "Zwischenzeitlich war es nur noch Krampf." Die guten Trainingswerte wollten sich einfach nicht im Wettkampf niederschlagen.Gespräche mit Trainer Armin Lemme und einer Sportpsychologin halfen, den Druck los zu werden. "Ich bin mental stärker geworden." Die zurück gewonnene Lockerheit ließ den Diskus in Schönebeck im ersten Versuch auf 67,66 Meter fliegen - Bestleistung. Aber Martin Wierig spürte, dass noch mehr geht. Und auch das konnte er in die Tat umsetzen: 68,33 Meter im zweiten Versuch. "Den habe ich auf den Punkt getroffen."
Olympia-Quali „harter Brocken“
Mit dieser Weite ist der nächste Schritt in die Weltspitze getan - dass der Magdeburger großes Potential hat, zeigt ein Blick auf die Erfolge im Nachwuchsbereich. Jeweils Bronze gab es bei U20-WM 2006 und -EM 2005, sowie der U23-EM 2009. Der bisher größte Erfolg war U23-EM-Gold 2007. Die 68,33 Meter katapultieren den ehemaligen EM-Siebten auf Platz vier in der Welt in diesem Jahr.
Trotzdem wird die Qualifikation für die besten Zwölf bei Olympia alles andere als ein Selbstläufer - das ist Martin Wierig klar. "Die Quali ist ein ganz harter Brocken. Die Konkurrenz ist extrem stark. Es wird außerdem morgens um zehn Uhr geworfen. Das ist etwas ganz anderes, als um fünf Uhr nachmittags."
Wie schnell in der Qualifikation Endstation sein kann, musste der Bundespolizist bei der EM in Helsinki (Finnland) erleben - zu ebenfalls früher Stunde. Mit seinen 61,34 Metern fehlte gut ein Meter fürs Finale. Er versuchte, daraus für London zu lernen. "Ich werde in der Gestaltung der Quali etwas ändern. Vor dem Call-Room werde ich mich schon einwerfen, damit ich ein paar Würfe mehr habe. Dann klappt es auch."
Bauchkribbeln vor erstem Olympiastart
Sein Traum ist es, im Finale dabei zu sein und den Endkampf zu erreichen. Vor dem ersten Einsatz bei Olympischen Spielen steigt das Lampenfieber. "Ich bin gespannt, was mich erwartet. Man kann sich das gar nicht richtig vorstellen." Der Bauch kribbelt schon.
In Kienbaum rückt die DLV-Mannschaft beim "Teambuilding" noch näher zusammen, bevor es für Martin Wierig am Freitag (3. August) nach London geht. Dort will der DM-Zweite mit einer genauso positiven Einstellung in den Ring gehen, wie in Schönebeck. Der Abschied Richtung Olympia war optimal. "Ich habe richtig Selbstbewusstsein getankt, will das mit nach London nehmen und da richtig einen raushauen."