Marvin Reitze – "China riesiges Erlebnis"
Bei der Bauhaus DLV-Junioren-Gala in Mannheim sprang Marvin Reitze am Samstag unter den tosenden Anfeuerungen des Publikums 5,45 Meter. Damit verbesserte er seine persönliche Bestleistung gleich um 14 Zentimeter. Trotz teilweise starkem Regen ließ sich der Leverkusener nicht beirren und verbesserte seine Bestleistung von 5,31 Meter auf zunächst 5,35 Meter, um dann noch einmal nachzulegen. leichtathletik.de sprach mit dem 17-Jährigen.
Marvin Reitze fliegt immer höher (Foto: Gantenberg)
leichtathletik.de:Marvin, was sagst Du zu Deinen 5,45 Meter?
Marvin Reitze:
Ich hatte Glück, dass ich erst nach der ersten Regenunterbrechung eingestiegen bin. Ich bin dann gut in den Wettkampf gekommen. 5,10 Meter waren schon gut, aber ich bin eher ein Spätstarter. 5,30 Meter waren dann sehr gut ausgebaut und auch bei 5,45 Meter war noch Luft. Der Bundestrainer meinte, es wären sogar 5,50 Meter drin. Nach 5,45 Meter habe ich aber aufgehört, da ich etwas müde war und auch schon viel mehr erreicht hatte, als ich mir vorgenommen hatte.
leichtathletik.de:
Das war, auch durch die Regenunterbrechung bedingt, ein sehr langer Wettkampf. Macht der Regen da nicht etwas aus?
Marvin Reitze:
Nein, eigentlich beeinflusst mich das nicht so stark. Als Stabhochspringer muss man oft warten, warten, warten. Läufer laufen beim Startschuss los, aber wir müssen auch warten, bis die ganze Konkurrenz die jeweilige Höhe genommen hat. Es wehte, für Mannheim sehr selten, ein kräftiger Wind auf der Anlage. Deshalb hat jeder Athlet seine maximale Zeit ausgenutzt, um bessere Verhältnisse zu kriegen. Solche Wartezeiten gehören einfach dazu.
leichtathletik.de:
Welches Ziel hast Du dir für die Saison gesteckt?
Marvin Reitze:
Eigentlich hatte ich nur 5,30 Meter erwartet. 5,45 Meter reichen voll und ganz. Ich bin erst seit acht Wochen beschwerdefrei. Davor habe ich mir in sechs Monaten vier Zerrungen und einen Muskelfaserriss geholt. Das war sehr schwierig, denn immer, wenn ich wieder einigermaßen gut dabei war und Spaß gewonnen hatte, wurde ich erneut zurückgeworfen. 5,30 Meter letzte Woche waren schon genial, aber jetzt in neun Sprüngen auf 5,45 Meter, das ist einfach fantastisch.
leichtathletik.de:
Das Publikum hat voll hinter Dir gestanden und frenetisch Beifall geklatscht. Hat das bei der Leistung geholfen?
Marvin Reitze:
Ja, ich hatte eine sehr gute Unterstützung. Gerade der Ansager hat großen Anteil daran gehabt, da er die Leute immer wieder zum Klatschen aufgefordert hat. In den Pausen merkt man dann, dass alle hinter einem stehen. Wenn ich mit meinem Anlauf beginne, ist das aber alles weg. Ich fokussiere mich dann voll auf den Sprung.
leichtathletik.de:
Bei welchem Sprung hast Du gemerkt, dass es heute richtig gut läuft?
Marvin Reitze:
Bei 5,20 Meter würde ich sagen. Da habe ich dann auch den Stab gewechselt und einen ganz neuen Stab gesprungen, den ich vorher noch nie ausprobiert habe. Das hat wunderbar geklappt. Ich hab dann 5,45 Meter einfach versucht und endlich ist der Knoten geplatzt. Bei meinem Sprung war sogar noch Platz.
leichtathletik.de:
Was hast Du Dir für die Deutsche Jugend-Meisterschaft vorgenommen?
Marvin Reitze:
Mindestens 5,10 Meter, also die Qualifikationsnorm für Peking. Dann bin ich hoffentlich so gut wie diesmal dabei. Ich möchte natürlich gerne Deutscher Meister werden. Aber mit Raphael Holzdeppe habe ich einen starken Konkurrenten. Hoffentlich ist er bis dahin wieder fit, damit es einen spannenden Wettkampf gibt.
leichtathletik.de:
Und hast Du auch für Peking schon ein Ziel vor Augen?
Marvin Reitze:
Meine Höhe von Mannheim ist wohl der dritte Platz in der Bestenliste, aber man kann nicht davon ausgehen, dass man das da auch einfach so abrufen kann. Mir reicht schon das riesige Erlebnis, einmal China zu sehen. Ich meine, wann kommt denn sonst dort hin? Den Vorkampf will ich schon überstehen. Die ersten sechs Plätze finde ich ein gutes Ziel, eine Medaille wäre der absolute Hammer.
leichtathletik.de:
Nächstes Jahr darfst Du noch in der A-Jugend starten. Was erhoffst Du Dir von 2007?
Marvin Reitze:
Nächstes Jahr ist U20-Europameisterschaft. Hoffentlich habe ich da gute Chancen, aber erstmal heißt es die Qualifikation schaffen. Alle sagen mir, ich hätte großes Potential und das würde ich gerne beweisen. Vielleicht sind dieses Jahr noch 5,50 Meter möglich. Dann könnte ich nächstes Jahr den Deutschen Jugendrekord (5,62 m) angehen. Ich meine, wenn man eine solche Marke setzt, ist das schon etwas ganz besonderes. Hauptsache ist, dass ich bis dahin gesund bleibe.
leichtathletik.de:
Wie klappt denn die Vereinbarkeit von Sport und Schule bei Dir?
Marvin Reitze:
Ich gehe auf ein Sportgymnasium. Da gibt es spezielle Betreuung und Nachhilfe nach der Schule. Man wird als Sportler optimal unterstützt und die Lehrer haben viel Einsicht, wenn man mal leistungssportbedingt fehlt. Hoffentlich kann ich das nach meinem Abi auch so halten. Die Sportfördergruppe wäre in jedem Fall eine gute Möglichkeit. Aber bis dahin sind es ja auch noch zwei Jahre. Leichtathletik soll aber auch nach dem Abi oberste Priorität haben.
leichtathletik.de:
Zum Schluss: Hast Du ein persönliches Vorbild?
Marvin Reitze:
Ja, ich würde Sergej Bubka so bezeichnen. Man muss sich mal überlegen, dass er vor zwölf Jahren 6,14 Meter gesprungen ist und seitdem niemand höher als 6,05 Meter. Er war einfach ein perfekter Springer.
leichtathletik.de:
Vielen Dank für das Gespräch und viel Erfolg in Wattenscheid und hoffentlich in Peking.