Mary Keitany - Die Halbmarathon-Queen
Mary Keitany war keine schlechte Läuferin. 2007 gewann die Kenianerin bei sieben Starts über die Halbmarathon-Distanz immerhin fünfmal. Den Durchbruch schaffte die 28-Jährige jedoch erst, nachdem sie 2008 ein Jahr pausierte und einen Sohn zur Welt brachte. Seitdem ist sie im Halbmarathon das Maß der Dinge. Im Oktober wurde sie in Birmingham (Großbritannien) überlegen Weltmeisterin und will jetzt am 9. Mai in Berlin den Weltrekord über 25 Kilometer attackieren.
Der Herbst 2009 war der mit Abstand beste in der Karriere von Mary Keitany. Die Kenianerin lief binnen 57 Tagen drei der sieben schnellsten jemals erreichten Halbmarathon-Zeiten. Im französischen Lille überzeugte sie erstmals mit einem deutlichen Sieg in 67:00 Minuten, was sie gleichzeitig in die Favoritenrolle für die Halbmarathon-WM in Birmingham brachte.Der Favoritenrolle wurde Mary Keitany gerecht, obwohl es zunächst alles andere als gut begonnen hatte. Einen Tag vor dem Rennen blieb sie auf dem Weg zur Pressekonferenz im Aufzug stecken und musste fast eine Stunde lang dort verharren, ehe sie befreit wurde. Im Rennen machten ihr dann zunächst die Äthiopierinnen das Leben schwer, die keinen Meter Führungsarbeit leisteten und die Kenianerin alleine im Wind liefen ließen.
Im Höllen-Tempo zum WM-Titel
Beirren ließ sich Mary Keitany davon jedoch nicht. Nach einigen "netten" Worten an die Konkurrentinnen forcierte die 28-Jährige nach der Hälfte der Strecke und ließ die Konkurrenz zurück und das obwohl sie mit einer Durchgangszeit von 31:04 Minuten so eben ihre 10-Kilometer-Bestzeit pulverisiert hatte.
Hätte sie das Tempo durchgehalten, wäre dies auf eine Endzeit von 65:32 Minuten hinausgelaufen, was fast eine Minute schneller als der Weltrekord der Niederländerin Lornah Kiplagat (1:06:25 h) gewesen wäre. Zwar musste Mary Keitany auf den letzten Kilometern ihrem Husarenritt etwas Tribut zollen, in 66:36 Minuten lief sie dennoch die zweitschnellste jemals gelaufene Zeit und stellte somit zugleich einen neuen Afrikarekord auf. Es war der erste Sieg einer Kenianerin bei einer Straßen-WM seit Tegla Loroupe im Jahr 1999.
Bald wieder Marathon
1:19 Minuten betrug der Vorsprung im Ziel. Eine Leistung, die auch die Experten beeindruckten, denn die äußeren Bedingungen waren in Birmingham alles andere als gut. Nasse, rutschige Straßen und kräftiger Gegenwind machten den Läuferinnen das Leben schwer. Zudem war die Strecke mit langen Anstiegen gespickt und somit alles andere als leicht.
Entsprechend groß waren nach dem Rennen auch die Lobeshymnen auf die Kenianerin. "Mary hat alles, was man braucht. um Weltrekord zu laufen. Sie ist eine dominante Persönlichkeit, übernimmt selbst die Initiative und sie hat die Kraft, Schnelligkeit und mentalen Fähigkeiten", sagt Mary Wittenberg, die Renndirektorin vom New York Marathon ist und hofft, die Kenianerin 2010 oder spätestens 2011 in den Big Apple zu locken.
Die Chancen auf einen Marathonstart von Mary Keitany stehen nicht schlecht. Zwar hat die 28-Jährige bereits 15 Marathonläufe in ihrer Karriere absolviert, allerdings sind die Erfolge hier im Vergleich zur halben Distanz eher bescheiden. Ihre Bestzeit steht bei 2:29:45 Stunden und datiert vom Frankfurt Marathon, wo sie im Jahr 2005 Fünfte wurde. Ihren letzten Start über die 42,195 Kilometer absolvierte Mary Keitany am 13. Mai 2007 in Essen, wo sie in 2:30:05 Stunden siegte.
Angriff auf den 25-Kilometer-Weltrekord
Seitdem konzentriert sich Mary Keitany auf den Halbmarathon, möchte jedoch auch bald wieder die doppelte Distanz in Angriff nehmen. "In naher Zukunft will ich wieder Marathon laufen", sagt die Kenianerin, die nur drei Wochen nach ihrem WM-Titel in Neu Delhi (Indien) in 66:54 Minuten erneut unter 67 Minuten blieb.
Bevor sich die Halbmarathon-Weltmeisterin aber wieder an den Marathon wagt, hat sie noch ein anderes Ziel vor Augen. Bei der 30. Auflage der "BIG 25 Berlin" will die Kenianerin den Weltrekord über 25 Kilometer verbessern. Diesen hält die Japanerin Mizuki Noguchi, die im Jahr 2005 ebenfalls auf den Straßen der deutschen Hauptstadt 1:22:13 Stunden lief.
Vorbereiten wird sich Mary Keitany dabei wie immer im kenianischen Iten. Dort trainiert die 28-Jährige zusammen mit ihrem Ehemann und Läufer Charles Koech.