Maryse Luzolo - Die junge Instinktspringerin
Heimvorteil blendend genutzt: Im Januar verbesserte die junge Weitspringerin Maryse Luzolo von der LG Eintracht Frankfurt bei den Landesmeisterschaften in Kalbach ihre eigene Bestmarke um neun Zentimeter auf 6,32 Meter und gilt damit als Goldkandidatin bei den anstehenden U20-Titelkämpfen am Wochenende (18./19. Februar) in Sindelfingen. Es war ein Sprung, von dem Maryse Luzolo Wochen später sagen wird: „Ich bin immer noch ein bisschen verwirrt.“

Binnen drei Jahren steigerte sich Maryse Luzolo von 5,46 Meter über 5,93 (2010) und 6,23 (2011) auf eben jene 6,32 Meter bei den Hessischen Jugend-Hallen-Meisterschaften in Frankfurt-Kalbach, die sie noch immer ein bisschen verwirren. Denn Maryse Luzolo wird im März erst 17 Jahre alt, überall ist sie das Küken, wie sie selber sagt, ob 2010 beim ersten internationalen Auftritt im DLV-Trikot in Polen oder im vergangenen Sommer bei der U18-WM in Lille (Frankreich), als sie mit gerade 16 Jahren nur knapp die Bronzemedaille verpasste.
Dem Verein in die Arme gelaufen
Richtig rund wird die Geschichte, wenn Trainerin Melanie Zecha zudem bestätigt, dass sich die LG Eintracht Frankfurt bei einer Hortbetreuerin bedanken darf, die vor sieben Jahren das Bewegungstalent entdeckte und Maryse Luzolo in den Sportverein schickte. „Dass passiert einem auch nicht jeden Tag, dass einem eine Instinktspringerin wie Maryse buchstäblich in die Arme läuft“, sagt Melanie Zecha.
Die Eltern stammen aus dem Kongo, Maryse Luzolo selbst ist in Frankfurt geboren und aufgewachsen, wechselte extra für den Sport auf die Carl-von-Weinberg-Schule. Das bedeutet fünf Mal Training die Woche im Verein plus drei Mal Frühtraining in der Schule, manchmal ist es ein schmaler Grat für Schülerin und Trainerin, denn „Maryse muss Spaß und Freude am Sport haben, man darf sie nicht in eine bestimmte Schiene pressen“, erklärt Melanie Zecha.
Spaß macht die Leistung
Stimmt der Spaß, stimmt auch die Leistung. Die Kraft- und Sprungwerte haben sich in dieser Saison dank gezieltem Training deutlich verbessert, zudem startet sie erfolgreich in anderen Disziplinen, zieht aus den Sprints zusätzliche Schnelligkeit, adaptiert aus dem Hürdenlauf den Rhythmus. So erklären sich die Weitsprünge in den vergangenen Jahren, so erklären sich auch die 6,32 Meter, mit denen Maryse Luzolo im Januar für große Unruhe bei den anderen U20-Athletinnen sorgte.
Nun gilt es, diese Weiten nicht nur in der Halle konstant anzubieten - zum Beispiel am Wochenende bei den Deutschen Jugend-Hallen-Meisterschaften -, sondern auch bei den Qualifikationswettkämpfen für die U20-WM, die im Sommer in Barcelona (Spanien) stattfindet.
Mentale Stärke
Das wird schwer genug, die deutsche Konkurrenz ist beeindruckend gut, doch die junge Frankfurterin verrät, wie sie möglichst unverkrampft diese Herausforderung annimmt: „Ich mache das für mich. Ich sage vor einem Wettkampf nicht, dass ich gegen die oder die gewinnen will, sondern dass ich zum Beispiel 6,35 Meter springen möchte. Wenn es dann reicht, umso besser.“
Ihr großes Plus ist zudem ihre mentale Stärke, sie versteht es, sich auf den Punkt zu fokussieren, im richtigen Moment alle Komponenten zu bündeln und die Konkurrenz mit einem weiten Satz zu düpieren. Selbst wenn im Wettkampf die rote Fahne am Balken ein ums andere Mal hochschnellt und die Trainerin bereits sorgenvoll die Luft anhält, bleibt Maryse Luzolo ungerührt, rückt noch einmal die Brille zurecht und liefert dann den perfekten Sprung.
Keine Träumereien
Wobei Perfektion immer vom Standpunkt des Betrachters abhängt. Melanie Zecha weiß, dass auch eine Instinktspringerin wie Maryse Luzolo noch vieles besser machen kann, um zum Beispiel die Landung geschmeidiger in den Sand zu setzen.
Schon kursieren zukünftige Weiten, die man sich von der 1,67 Meter großen Springerin erhofft, geistern jene 6,58 Meter durch den Raum, die die junge Heike Daute 1981 als bis heute gültige nationale Hallen-Bestmarke verewigt hatte.
Melanie Zecha wischt solche Gedankenspiele rasch vom Tisch, will weder sich noch ihren Schützling mit Zielzahlen unter Druck setzen. Schritt für Schritt soll Maryse Luzolo machen, der Weitsprunggrube Zentimeter um Zentimeter abtrotzen. Locker und unverkrampft. Und mit hohem Verwirrpotenzial für die Konkurrenz.