Maschine Mensch: An der Schwelle zum Machbaren
Höher, schneller, weiter: Bei den Sommerspielen in London (Großbritannien) steht nicht nur die Jugend der Welt, sondern auch das olympische Motto auf dem Prüfstand. Sind Rekorde überhaupt noch möglich, oder hat der Mensch sein Potenzial bereits ausgereizt?
Die Prognosen sind düster, die Szenarien längst gemalt: Nein, von den Wetterbedingungen bei den Olympischen Spielen in London (Großbritannien; 27. Juli bis 12. August) ist ausnahmsweise nicht die Rede. "Der Mensch hat über 99 Prozent seiner Leistungsfähigkeit ausgeschöpft", lautet die These französischer Forscher vom biomedizinischen Institut INSEP in Paris. Das olympische Motto "Höher, schneller, weiter" also nur noch ein Muster ohne Wert?"In allen Sportarten besteht noch riesiges Entwicklungspotenzial, und zwar mit legalen Mitteln", sagt Sport- und Trainingswissenschaftler Erich Müller von der Universität Salzburg und gibt damit Entwarnung. Vor allem bei der Belastung der Knochen, Sehnen und Muskeln sei noch Luft nach oben ebenso wie bei der Koordination von Körper und Geist. "Das Entwicklungspotenzial unseres Gehirns ist noch dramatisch groß", sagt Erich Müller.
Kein Sieger-Gen
Neben der Weiterentwicklung des Menschen und immer ausgefeilteren Wettkampfvorbereitungen seien Rekorde stets durch Ausnahmeerscheinungen wie den dreifachen Sprint-Olympiasieger Usain Bolt im Bereich des Möglichen, sagte Reza Noubary von der Bloomsberg Universität in Pittsburgh (USA): "Er kombiniert die mechanischen Vorteile eines größeren mit den schnellen Muskelkontraktionen eines kleineren Mannes."
Der 25-jährige Jamaikaner drückte die Bestzeit über 100 Meter bei der WM in Berlin 2009 auf 9,58 Sekunden. Unter Berücksichtigung der aktuellen Datenlage hält Reza Noubary gar eine Zeit von 9,4 Sekunden für vorstellbar.
Der Mensch rückt zwar immer näher an die Schwelle des Machbaren heran, doch Rekorde sind weiterhin möglich. Diesen Beweis trat erst im Juni Zehnkämpfer Ashton Eaton an, der 24-Jährige steigerte die Bestmarke bei den US-Trials in Eugene auf 9.039 Punkte. Derlei Leistungen setzen unabhängig von den körperlichen Voraussetzungen eine hohe Trainingsintensität voraus. Denn ein Sieger-Gen, sagt Erich Müller, gibt es nicht.
Quelle: Sport-Informations-Dienst (sid)