| Neuer Meister

Mateusz Przybylko - Auf Richtung 2,30 Meter

Die Deutschen Hallen-Meisterschaften in Karlsruhe haben sieben junge Titelträger hervorgebracht, die noch nie zuvor bei den Erwachsenen ganz oben auf dem DM-Treppchen gestanden haben. Wir stellen neue Gesichter und Aufsteiger vor. Einige der „Neuen Meister“ gehören trotz ihrer Jugend schon zu den bekannten Athleten der Szene. Heute an der Reihe: Hochspringer Mateusz Przybylko (TSV Bayer 04 Leverkusen).
Jan-Henner Reitze

Mateusz Przybylko
TSV Bayer 04 Leverkusen

*09. März 1992
Größe: 1,95 Meter
Gewicht: 79 Kilo

Hochsprung
Bestleistung: 2,24 m (2013); Halle: 2,26 m (2015)
Fünfter U23-EM 2013
Siebter U20-EM 2011
Deutscher Hallenmeister 2015

Er kämpft für jeden Zentimeter. In den Nachwuchsklassen ist Mateusz Przybylko national seit der U18 die Nummer eins, international war er in den Finals der U18-WM, der U20-EM sowie der U23-EM. Mit seinem Sprung über 2,26 Meter bei der Hallen-DM in Karlsruhe hat der 23-Jährige nicht nur erstmals bei den Erwachsenen den nationalen Thron erklommen, gleichzeitig gelang erstmals die Qualifikation für einen internationalen Höhepunkt bei den "Großen". Durch kontinuierliches Training ist die nächste Stufe der Karriere erreicht.

Dieser Fortschritt bedeutete aber gleichzeitig wieder eine Art Neuanfang. Bei der Hallen-EM in Prag lernte der Leverkusener eine neue Bühne kennen. Die Anfangshöhe von 2,14 Meter war in der Qualifikation so hoch wie nie. Mateusz Przybylko nahm sie im ersten Anlauf. Dann ging es auf 2,19 Meter. "Da hat der Anlauf nicht ganz gepasst. Ich war zu nah, dann zu weit weg und dann auch schon raus. Das ging ganz schnell", erinnert sich der Deutsche Hallenmeister. "Vielleicht bin ich zu locker an die Sache rangegangen."

Der Sprung über die Norm für die Hallen-EM von 2,26 Metern war das Ziel Nummer eins der Hallensaison. Nach dem Quali-Aus von Prag sind die nächsten Ziele schnell formuliert, damit es beim nächsten internationalen Einsatz besser klappt. "Ich werde demnächst höher einsteigen und schon im Training größere Höhen angehen, damit ich mich an das Niveau bei den Großen gewöhne", so der 23-Jährige.

Beim Fußball früh ausgemustert

Sein Sportlerleben begonnen hatte Mateusz Przybylko in Bielefeld mit Fußball - wie seine jüngeren Zwillingsbrüder Kacper und Jacub. Im Alter von zehn Jahren plagten Mateusz allerdings Verletzungssorgen. Daraufhin reichte es wegen "mangelnder Leistung" nicht mehr für das Team. "Meine Mama hat mich dann zur Leichtathletik geschickt", erinnert sich der spätere Hochspringer, auf den der Leverkusener Trainer Hans-Jörg Thomaskamp bei einem Meeting in Unna aufmerksam wurde. "Ich habe ein Probetraining in Leverkusen gemacht und nach der 10. Klasse bin ich dann dorthin gewechselt", beschreibt Mateusz Przybylko seinen sportlichen Weg in die Leichtathletik-Hochburg.

Seine Brüder sind beim Fußball geblieben - und das erfolgreich. Kacper spielt in der 2. Bundesliga bei Greuther Fürth, Jacub in der zweiten Mannschaft des Clubs in der Regionalliga. Dass ihn das Schicksal zur Leichtathletik geführt hat, ist für Mateusz absolut okay. "Auch im Fußball mussten sich meine Brüder alles erkämpfen", erzählt der Fünfte der U23-EM.

Auch wenn die Publikumswirksamkeit der Leichtathletik die des Fußballs nicht antasten kann, sieht er mit Spezialmeetings in denen beispielsweise Stabhochsprung und Hochsprung angeboten werden, einen Fortschritt. "So wird Leichtathletik für die Zuschauer interessanter." Im französischen Dijon war der DLV-Athlet in diesem Winter zum Beispiel von der Stimmung eines Meetings nach diesem Konzept beeindruckt.

Weniger Kurvenlage für mehr Stabilität

Um bei internationalen Meetings und auch internationalen Meisterschaften in Zukunft weiter vorne zu landen, gilt es vor allem gesund durchzukommen und sich durch kontinuierliches Training weiter zu entwickeln. Kleinere Verletzungen haben in den vergangenen Jahren immer wieder noch größere Fortschritte verhindert. Das soll sich ändern.

"Durch meine starke Kurvenlage habe ich mir im letzten Jahr einen Bänderriss zugezogen. Deshalb haben wir meinen Anlauf weiter nach außen verlagert. So konnte ich meinen Fußaufsatz verbessern", erklärt Mateusz Przybylko, deren technische Auswertung der Sprünge schon gezeigt hat, dass der Körperschwerpunkt über 2,31 Meter gewesen ist.

Genau diese Höhe ist die Norm für die WM in Peking (China; 22. bis 30. August), an die sich der Hochspringer heranarbeiten möchte. Nach der Arbeit am Anlauf, gilt es dafür noch den Absprung zu verbessern und konstanter werden zu lassen. "Ich muss mich da besser treffen." Die 2,26 Meter aus der Halle sollen im kommenden Sommer möglichst häufig liegen bleiben, um dann noch größere Höhen anzugreifen und mit 2,30er-Höhen den nächsten Schritt der Karriere anzugehen. Ein erfolgreiches Jahr 2015 soll Grundlage für den Traum von Olympia 2016 sein.

Video: <link video:11814>Mateusz Przybylko springt Norm für die Hallen-EM</link>
Video-Interivew: <link video:11871>Mateusz Przybylko: "Norm war das Ziel"</link>

Das sagt Bundestrainerin Brigitte Kurschilgen:

Mateusz hat die Saison mit 2,23 Metern sehr gut begonnen. Durch seine Anlaufumstellung hat er in den Wettkämpfen danach einige Unsicherheiten gezeigt. Bei der Hallen-DM war er auf den Punkt topfit und hat mit 2,26 Metern eine Bestleistung aufgestellt. Eine Leistung, die er schon im vergangenen Jahr im Winter angedeutet hat, verletzungsbedingt aber im Sommer nicht abrufen konnte. Mateusz hat sich sportlich über einen langen Zeitraum kontinuierlich verbessert. Er ist körperlich sehr belastungsfähig, manchmal aber ein wenig übermotiviert. Er hat größere Verletzungsproblematiken im Bereich des Sprunggelenks. Mateusz ist sehr stark und kann inzwischen sehr hohe Anlaufgeschwindigkeiten herstellen. Wenn es ihm gelingt, den Anlauf/Absprungkomplex besser zu kontrollieren, gehört er zu den Athleten, die Richtung 2,30 Meter springen können.

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