| Weltmeisterschaften 2017

Mateusz Przybylko wird Fünfter, Barshim einsame Spitze

Platz fünf in seinem ersten WM-Finale: Hochspringer Mateusz Przybylko bewies am Sonntag bei den Weltmeisterschaften in London starke Nerven und behauptete sich in der Spitze der Welt. Es wäre sogar noch mehr drin gewesen. Unangefochten war Mutaz Essa Barshim, der endlich seinen ersten Freiluft-Titel holte.
Silke Bernhart

Einer schwebte über allen: der Olympia-Zweite und Hallen-Weltmeister von 2014 Mutaz Essa Barshim (Katar). Kaum zu glauben, dass der 2,43 Meter-Springer bis zu diesem Sonntag noch keinen Freiluft-Titel auf dem Konto hatte. Am finalen Tag der WM von London aber ließ der gertenschlanke Athlet mit dem riesigen Sprungvermögen keinen Zweifel daran aufkommen lassen, dass ihm diesmal die Goldmedaille zusteht: Ohne einen einzigen Fehlversuch schwang er sich über alle Höhen einschließlich 2,35 Meter. Damit war er der neue Weltmeister. Nur hauchdünn scheiterte er dann dreimal an 2,40 Metern.

Der Deutsche Meister Mateusz Przybylko (TSV Bayer 04 Levekursen) hatte nicht nur mit dem Einzug in sein erstes großes Finale seine Stärke bewiesen. Auch sein Auftritt im Finale zeugte von neuer Souveränität: Sein dritter Versuch über 2,29 Meter fiel mitten in die heiße Phase des 5.000 Meter-Finals, in dem das Feld sich fast über das gesamte Rund verteilt hatte. Przybylko wartete, animierte das Publikum zum Klatschen, wartete wieder, nahm wieder Konzentration auf – und konnte die Höhe schließlich erst attackieren, als alle Läuferinnen an der Hochsprung-Anlage vorbei gerannt waren. Die Latte blieb liegen.

Platz fünf mit Tuchfühlung zu den Medaillen

Damit war er zunächst sicher in den Top Sechs und wenig später sogar in den Top Fünf. Denn der Weltmeister von 2013 Bohdan Bondarenko (Ukraine), der 2,29 Meter ausgelassen hatte, riss dreimal 2,32 Meter. Es blieb ein unruhiges Finale für alle Teilnehmer, immer wieder mussten sie warten, weil Finals angekündigt wurden, Läufer vorbei rannten oder die Diskuswerferinnen im Fokus standen. So entschied bereits die vierte Sprunghöhe des Tages über die Medaillenränge.

Mateusz Przybylko scheiterte schließlich dreimal an 2,32 Metern, so wie mit Ausnahme von Barshim und dem zweiplatzierten Danil Lysenko, russischer Athlet unter neutraler Flagge, auch alle anderen Athleten. Unter den 2,29 Meter-Springern gab die Anzahl der Fehlversuche den Ausschlag über den Sprung aufs Treppchen. Und den schaffte Madj Eddin Ghazal. Der 30-Jährige holte erst die dritte WM-Medaille überhaupt für Syrien, nach Gold und Bronze im Siebenkampf 1995 und 1999 für Ghada Shouaa.

Für Eike Onnen (Hannover 96) war schon das Erreichen seines dritten WM-Finals zehn Jahre nach seinem ersten 2005 in Helsinki (Finnland) ein erster Erfolg gewesen – nach einer schwierigen Saison, in der er eine Anlauf-Umstellung schließlich kurz vor den Weltmeisterschaften wieder verwarf. In der Runde der besten zwölf Springer der Welt fehlte wieder die Feinabstimmung: Nach zwei Fehlversuchen über 2,20 Meter war am Sonntag bereits bei 2,25 Metern Endstation.

STIMMEN ZUM WETTKAMPF

Mateusz Przybylko (TSV Bayer 04 Leverkusen)
Ich habe mich hier beirren lassen von der Kulisse. Wenn ich mir die Saison angucke, Erfurt, Bühl, Bottrop… Da bin ich immer alles im ersten Versuch gesprungen. Das wäre hier die Medaille gewesen. Das muss ich lernen für die Zukunft, auch beim internationalen Höhepunkt. Beim Einspringen wurde noch mal der Anlauf verschoben. Der Balken vom Wassergraben hat den Anlauf eines Athleten blockiert. Wir haben aber wegen des Fernsehens nicht mehr Zeit zum Einspringen bekommen. Das war dann hektisch, ich musste meinen Anlauf neu ausmessen. Ach, es war einfach nicht mein Tag. Dass 2,29 Meter zu einer Medaille reichen, hätte ich nicht gedacht. In der Quali sind Fünf über 2,31 Meter, aber da ist man auch fitter, im Finale muss man immer schauen. Nächstes Jahr in Berlin haue ich einen raus, da will ich eine Medaille!

Eike Onnen (Hannover 96)
Heute war eine gewisse mentale Erschöpfung da. Das habe ich schon nach der Quali gemerkt. Ich habe mich wenig kraftvoll gefühlt. Ich habe es im Sprung einfach nicht geschafft, die Hüfte zu bringen. Mein Ziel waren die Top Acht, mit einer Höhe mehr hätte ich das sicher geschafft. Natürlich bin ich enttäuscht. Aber es war eine Saison mit vielen Aufs und Abs, sehr schwankend, super anstrengend. Und ich kann mitnehmen, dass ich es auch in einem schlechteren Jahr ins WM-Finale geschafft habe. Ich muss entspannter reingehen, das hat nicht geklappt, trotz meiner Erfahrung. Die Sprünge von Mutaz Essa Barshim sind schon toll anzusehen, so stellt man sich schönen Hochsprung vor. Er wiegt kaum 60 Kilo und springt technisch super. Die 2,40 Meter hätte ich ihm gegönnt. Ich springe in 14 Tagen noch in Eberstadt. Dann will ich Kraft tanken, Abstand gewinnen und einfach mal abschalten.

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