Matthias Bühler meistert schwere Zeit
Einige Wochen nach seinem Start bei den Europameisterschaften in Barcelona verspürt Matthias Bühler plötzlich starke Bauchschmerzen. Er geht ins Krankenhaus. Dort vermutet man zunächst nichts Schlimmes und lässt den Hürdensprinter der LG Offenburg wieder nach Hause. Als sich keine Besserung einstellt geht er zurück ins Krankenhaus. Die Diagnose: Blinddarm-Durchbruch. Im Bauchraum des 24-Jährigen befindet sich Eiter, er muss operiert werden.
„Es ging mir so schlecht, wie noch nie“, sagt Matthias Bühler rückblickend zu seiner Zeit im Krankenhaus. Er habe nur noch wieder gesund werden wollen, an den Sport oder mögliche Folgeschäden habe er zunächst nicht denken können. Gut zwei Monate später ist das schon wieder anders und der Hürdenläufer schaut zurück auf eine Saison, der er Highlights, aber auch Enttäuschungen abgewinnen kann.Ende 2009 absolvierte er seinen Grundwehrdienst, um Sportsoldat zu werden. „Das Aufbautraining war daher etwas unvollständig“, sagt Matthias Bühler. Die Folge: Im Laufe der Saison hatte er immer wieder mit leichten muskulären Problemen zu kämpfen. Die waren jedoch glücklicherweise mehr störend, als wirklich behindernd.
Titelverteidigung in Braunschweig
Die Hallensaison verlief zunächst gut. Dann kam der erste Rückschlag: Den Start bei den Deutschen Hallen-Meisterschaften in Karlsruhe musste der Athlet wegen einer Grippe kurzfristig absagen. Unter freiem Himmel lief es besser: Kurz vor den nationalen Meisterschaften schaffte er zum ersten Mal die EM-Norm, in Braunschweig verteidigte Matthias Bühler dann seinen deutschen Meistertitel über die 110 Meter Hürden. „Das war schon sensationell“, zeigt er sich auch jetzt noch stolz.
Mit dem Titel löste er die Fahrkarte zur Europameisterschaft in Barcelona. Das Ziel: Finalteilnahme. Geklappt hat dies jedoch nicht, im Halbfinale war Schluss. „Mit meiner Bestzeit wäre das Finale möglich gewesen, deshalb war ich etwas enttäuscht“, sagt der 24-Jährige, nicht ohne hinterher zu schieben „aber es war auch erst meine zweite internationale Saison. Aus Niederlagen lernt man mehr als aus Siegen.“
Trainieren statt feiern
Im kommenden Jahr soll die Karriere noch mal ein Stück weiter nach vorne gehen. „Ziel muss es sein, von der erweiterten Weltspitze in die Weltspitze vorzudringen.“ Daher strebt er die Titelverteidigung bei den Deutschen Meisterschaften und damit die Qualifikation für die WM an, bei der es nach Möglichkeit mindestens in das Halbfinale gehen soll. Erfahrung sammeln will er dafür auch auf internationalen Wettkämpfen: „Es ist besser bei einem großen internationalem Meeting Fünfter zu werden, als national vorneweg zu laufen“.
Bis dahin heißt es vor allem trainieren. Bereits kurz nach dem Krankenhausaufenthalt fing Matthias Bühler ganz langsam, auch auf anraten der Ärzte, mit dem Training an. Seit Mitte Oktober ist er im normalen Aufbautraining. Demnächst geht es mit dem Topteam London ins Trainingslager nach Zypern und auch Silvester steht Training an: Dann ist er mit seinem Trainingspartner Quentin Seigel auf Fuerteventura. „Gefeiert wird da nur ein wenig, denn am nächsten Tag steht wieder Training an.“ In der Hallensaison will er vor allem an seinem Start arbeiten, den er selbst als „noch deutlich ausbaufähig“ bezeichnet.
Wenn alles gut läuft, erlebt Matthias Bühler 2011 vielleicht einen deutlich angenehmeren Durchbruch. Von seinen Tagen im Krankenhaus sind keine Folgeschäden geblieben. Nur eine kleine Narbe erinnert an den Schockmoment. Und manchmal, wenn die Tempoläufe besonders anstrengend sind, erinnert er daran zurück, wie schlecht es ihm im Krankenhaus ging, gesteht er. „Das spornt mich dann nochmal besonders an.“