Matthias de Zordo überrascht selbst Experten
Matthias de Zordo – sogar manchen internationalen Leichtathletik-Experten war dieser Name vor wenigen Tagen noch unbekannt. Doch völlig überraschend ist der Speerwerfer ins Rampenlicht der großen Sport-Welt gerückt. Denn am Samstagabend hat der 22-Jährige vom SV Schlau.com Saar 05 Saarbrücken die Silbermedaille bei der EM in Barcelona (Spanien) gewonnen.
„Nein, so richtig realisiert habe ich das alles noch nicht. Ich brauche wohl noch ein paar Tage, um zu begreifen, was ich hier erreicht habe“, sagte Matthias de Zordo am Sonntagmittag im DLV-EM-Club, nur wenige Stunde nach seinem Überraschungs-Coup. Er betonte, „dass bei diesem Wettkampf die ganze Kette des Bewegungsablaufs gepasst hat, über das Stammbein, die Hüfte und die Hand bis hin zur Schulter.“Zudem sei der Speerwerfer im Anlauf schneller als sonst gewesen, „weil mich die vielen Zuschauer im Stadion richtig gepusht haben. Ansonsten bin ich im Vergleich zu den Konkurrenten ein langsamer Anläufer. Aber diesmal hatte ich ja überhaupt nichts zu verlieren, so dass ich deutlich schneller wie den letzten Wettkämpfen war.“ Dies seien die Gründe, sagte Matthias de Zordo, weshalb es zu seiner überragenden Leistungssteigerung gekommen ist.
Gratulation von Andreas Thorkildsen
Hatte er zuvor noch eine persönliche Bestleistung von 84,38 Metern auf dem Papier stehen, so steigerte er diese um satte 3,31 Meter und gewann mit unerwarteten 87,71 Metern Silber. Ganz knapp geschlagen wurde er nur vom großen norwegischen Olympiasieger Andreas Thorkildsen, der im zweiten Versuch 56 Zentimeter weiter warf und auf 88,37 Meter kam. Hinter Matthias de Zordo landete der Olympia-Dritte Tero Pitkämäki (Finnland; 86,67 m) auf Platz drei.
Über viele Jahre hatten Andreas Thorkildsen und Tero Pitkämäki alleine die Speerwerfer-Szene dominiert, bis ein junger Deutscher diese Dominanz nun gebrochen hat. „Andreas Thorkildsen kam sogar zu mir und hat mir gratuliert“, sagte Matthias de Zordo, „das ist ein sehr freundschaftliches Verhältnis zwischen uns beiden.“ Die Eltern des 22-Jährigen, Franco und Jutta de Zordo, drückten ihrem Sohnemann sogar live im Stadion die Daumen. Opa de Zordo ist übrigens ein Italiener.
Neuer Linkshänder-Weltrekord
Geboren ist Matthias de Zordo in Bad Kreuznach (Rheinland-Pfalz), aufgewachsen in der benachbarten 3.700-Seelen-Gemeinde Langenlonsheim, ehe er 2007 nach Saarbrücken wechselte. Hier trainiert er unter den Fittichen des früheren Weltklasseathleten Boris Henry. „Unser Saisonziel war, 84 oder 85 Meter zu werfen, sich für die EM zu qualifizieren und vielleicht ins Finale der ersten Acht zu kommen. Deshalb ist es unfassbar, dass ich jetzt Silber gewonnen habe“, strahlte Matthias de Zordo, der früher beim HGC Bad Kreuznach Handball spielte.
Neben EM-Silber darf sich der Linkshänder über einen inoffiziellen Titel freuen: Mit seinem Top-Wurf von 87,71 Meter stellte er einen neuen Linkshänder-Weltrekord auf, den bislang der Kubaner Emeterio Gonzalez mit 87,12 Meter gehalten hatte. Und Fakt ist: Matthias de Zordo, der junge Speerwerfer aus Deutschland, ist in der Weltspitze angekommen.
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