Matthias Prey - Auslaufen, essen, schlafen
Er ist der U20-Europameister im Zehnkampf: Matthias Prey von der Bramstädter Turnerschaft setzte sich im niederländischen Hengelo souverän gegen die Konkurrenz durch und konnte es anschließend kaum fassen: "Ich werde noch Zeit brauche, bis ich das realisiert habe", sagte der 18-Jährige.

Lief Bestleistung über die Hürden: Matthias Prey (Foto: Möldner)
Angereist war der Zehnkämpfer mit einer Bestleistung von 7.751 Punkten, erzielt in Ratingen. In Hengelo steigerte er sich auf 7.908 Punkte und ließ die gesamte europäische Konkurrenz hinter sich. Es waren seine zwei Tage, an denen zu Beginn es aber erst einmal nicht nach einem großen Erfolg aussah.Der erste Tag begann mit einer 11,11 Sekunden über 100 Meter, die achtbeste Zeit der Meisterschaft in Hengelo. Und Matthias Prey fragte sich, warum es direkt in der ersten Disziplin so durchschnittlich laufen musste. 17 Hundertstel über der Bestzeit, nicht das, was er sich unter einem guten Einstieg vorgestellt hatte: "Ich hatte mich eigentlich gut gefühlt." Von einem kleinen Zwicken im Rücken abgesehen, erinnerte ihn nichts mehr an den ausgerenkten Wirbel, den er sich einige Tage zuvor zugezogen hatte.
Vergessen und abschalten
Doch der junge Zehnkämpfer machte das einzig Richtige: "Ich habe einfach nicht mehr an die erste Disziplin gedacht." Einen Weitsprung-Wettkampf hatte er noch zum Abschluss der Vorbereitung vor einer Woche absolviert, hatte dort 7,41 Meter erzielt. Mit diesem Wissen im Hinterkopf ließ es sich in Hengelo gut leben und vor allem springen: Mit 7,36 Metern blieb er nur knapp unter seiner Zehnkampf-Bestleistung im Weitsprung von 7,42 Metern. Weiter als er sprang kein anderer Zehnkämpfer. "Das hat mich voll nach oben gebracht," sagte Matthias Prey. Nach dem Weitsprung lag ich wieder auf Ratingen-Kurs." Und nach dem Kugelstoßen sogar darüber. Mit 16,26 Metern setzte er sich äußerst klar an die Spitze. Der Norweger Vikan Lars folgte als Zweitbester mit 15,66 Metern.
Im Hochsprung ordnete sich der 18-Jährige im Mittelfeld ein, sprang 1,86 Meter: "Das ist die einzige Leistung, über die ich enttäuscht bin." Im Training hatte er schon oft die 1,90 Meter überquert, in Hengelo sollte es nicht klappen: "Das sind viele vertane Punkte", ärgerte sich Matthias Prey. "Aber es mangelt einfach an der Technik." Über 400 Meter kämpfte sich der Athlet erfolgreich durch. 50,43 Sekunden, dann war auch der erste Tag geschafft: "Eigentlich wollte ich unter 50 Sekunden bleiben. Aber es ist schon okay, schließlich ist es nur zwei Zehntel über meiner Bestleistung." Die Nacht verbrachte der Athlet ruhig: "Ich war ziemlich entspannt, habe nicht an den nächsten Tag gedacht, sondern nur ans Auslaufen, Essen, Schlafen."
Paukenschlag am Tag zwei
Der zweite Tag begann mit einem Paukenschlag. 14,06 Sekunden über 110 Meter Hürden, die zweitbeste Einzelleistung am frühen Morgen und persönliche Bestleistung: "Aus Ratingen hatte ich zuvor 14,14 Sekunden stehen", erinnerte sich der Athlet. "Aber da hatte ich zuviel Rückenwind. Ansonsten steht meine Bestleistung bei 14,31 Sekunden aus dem Vorjahr." Ein Tag der äußerlichen Widrigkeiten stand dem Athleten bevor. Wettkampfunterbrechungen, erneutes Aufwärmen und Verzögerungen von gut einer Stunde.
Mit dem Diskus zeigte der 18-Jährige wieder seine Wurfstärke. Mit 47,45 Metern war er wieder der beste Werfer der Veranstaltung. Ganz davon abgesehen, dass wie im Hochsprung galt: "Die Technik ist schlecht." Auf Rang zwei folgte in dieser Disziplin sein Teamkollege Rico Freimuth (45,65 m). Seine Bestleistung im Stabhochsprung stellte er anschließend ein. 4,40 Meter übersprang der Bramstädter. Im Speerwurf folgten 57,33 Meter, die drittbeste Weite des Tages: "Damit liege ich auch unter meinen Möglichkeiten."
8.000 Punkte sind das Ziel
Über 1.500 Meter hieß es dann noch einmal richtig beißen: Nach 4:50,04 Minuten war auch das geschafft und die bisherige Bestleistung war Geschichte. "Ich war einiger der wenigen, der anschließend noch stehen konnte", sagt Matthias Prey und lacht. "Wenn es eng gewesen wäre, hätte ich mich noch mehr angestrengt." Der Wettkampf ist vorbei und der Zehnkämpfer sagt von sich: "Ich werde noch Zeit brauchen, bis ich das realisiert habe. Ich bin jetzt erst einmal ziemlich kaputt, habe wenig geschlafen."
Und es bleibt eine Erkenntnis: In den technischen Disziplinen ist noch viel Potenzial versteckt. Die Technik ist ausbaufähig und daran will der junge Athlet in der Vorbereitung auf die nächste Saison arbeiten: "Ich gehe sehr selbstbewusst an das nächste Jahr ran. Ich will technisch konstanter werden." Und dann sollte es auch mit dem nächsten Ziel des Matthias Prey klappen. 8.000 Punkte will er 2008 erreichen: "Das ist mein einziges Ziel für die nächste Saison."