Matthias Prey: "Kindheitstraum erfüllt"
Endlich über 8.000 Punkte. Matthias Prey (SC Rönnau 74) erfüllte sich in Ratingen einen Traum, als er den Zehnkampf mit 8.215 Punkten beendete. Im Interview spricht der 24-Jährige über die Faszination Zehnkampf, seine Arbeit mit einem Mentaltrainer und warum er trotz seiner frühen Jugend-Erfolge doch so lang auf seinen ersten 8.000er warten musste.

Matthias Prey:
Als ich das Ergebnis auf der Anzeigentafel gesehen habe, war das wirklich ein sehr emotionaler Moment für mich. Als kleiner Junge habe ich immer zu den Top-Athleten aufgeschaut, denen eine solche Punktzahl gelungen ist. Und so war es seit Beginn meiner Zehnkampf-Karriere mein Ziel, das auch irgendwann zu schaffen. Und nachdem ich in den vergangenen Jahren schon ein paar Mal haarscharf an den 8.000 Punkten vorbeigeschrammt bin, kann ich sagen, dass ich mir mit dem Wettkampf von Ratingen einen Kindheitstraum erfüllt habe.
Sie haben schon im Jugendbereich mit guten Leistungen überzeugt, waren 2005 U18-Vize-Weltmeister und zwei Jahre später sogar U20-Europameister. Warum hat der erste 8.000-Punkte-Wettkampf so lange auf sich warten lassen?
Matthias Prey:
Eine solche Leistung ist immer ein Zusammenspiel von ganz vielen Faktoren. Das Potenzial für 8.000 Punkte war sicher schon in den vergangenen Jahren da. Aber die gute Form dann auch im Wettkampf auf den Punkt genau abzuliefern, ist eine andere Geschichte. Trotz aller Rückschläge und Enttäuschungen habe ich aber immer an mich geglaubt. Das hat sich jetzt ausgezahlt.
Ihre Leistung von 8.215 Punkten wäre wohl in jedem Land dieser Welt ein WM-Ticket wert – nur in Deutschland nicht. Sind Sie enttäuscht darüber, in Moskau nicht dabei sein zu können?
Matthias Prey:
Nein, das trübt meine Freude überhaupt nicht. Mein Ziel für dieses Jahr war es, endlich die 8.000 Punkte zu machen. Darauf habe ich mich konzentriert und ich bin sehr glücklich, dass es mir endlich gelungen ist. Alles Weitere wäre nur das i-Tüpfelchen gewesen.
Seit Anfang des Jahres starten Sie für den SC Rönnau 74. Gibt Ihnen dieser doch sehr kleine Verein den Rückhalt, den Sie sich erhofft haben?
Matthias Prey:
Auf jeden Fall. Es ist sehr wichtig, ein professionelles Umfeld zu haben, das sich mit der Materie Zehnkampf voll und ganz identifiziert – und das hat für mich nichts mit der Größe eines Vereins zu tun. Die Verantwortlichen des SC Rönnau stehen zu 100 Prozent hinter mir. Das gibt mir ein gutes Gefühl.
Sie trainieren unter der Anleitung von Hinrich Brockmann. Was zeichnet Ihre Zusammenarbeit aus?
Matthias Prey:
Mein Trainer ist einer der engagiertesten Menschen, die ich kenne. Er beschäftigt sich sehr intensiv damit, wie man mein volles Leistungspotenzial abrufen kann. Unser Verhältnis ist einfach sehr gut und wir finden selbst dann, wenn wir einmal nicht einer Meinung sind, immer sehr gute Kompromisse.
Darüber hinaus arbeiten Sie seit dem Winter mit einem Mentaltrainer zusammen ...
Matthias Prey:
... das stimmt. Und diese Zusammenarbeit tut mir sehr gut. Ich bin viel lockerer geworden und kann mich besser konzentrieren. Das haben meine Leistungen der vergangenen Wochen ja auch gezeigt.
Was fasziniert Sie am Zehnkampf?
Matthias Prey:
Ein Zehnkampf ist immer spannend bis zur letzten Disziplin und jeder Wettkampf erzählt seine ganz eigene Geschichte.
Haben Sie eine Zitterdisziplin?
Matthias Prey:
Jede Disziplin hat ihren ganz besonderen Reiz und fordert den Athleten auf eine ganz bestimmte Art und Weise. Und natürlich gibt es Disziplinen, die einem leichter fallen und solche, die einem nicht so sehr liegen. Ich bin ja dafür bekannt, nicht gerade der begnadetste Stabhochspringer zu sein. Im Wettkampf versuche ich mich dann immer ganz besonders darauf zu konzentrieren, das umzusetzen, was wir im Training erarbeitet haben.
Was machen Sie in Ihrer Freizeit?
Matthias Prey:
Die verbringe ich am liebsten mit meiner Freundin, meinen Freunden und meiner Familie. Für mich ist dieser Rückhalt sehr wichtig.
Auf Ihrem Trikot ist auch der Schriftzug der Modelagentur „Freistil“ zu lesen ...
Matthias Prey:
... ja, das ist einer meiner Sponsoren. Vor ein paar Jahren habe ich mich dort beworben. So ist der Kontakt entstanden. Der Chef dieser Agentur arbeitet mit derselben Leidenschaft, mit der ich meinen Sport ausübe. Diese Botschaft transportiere ich nach außen. Das passt sehr gut.
Welche Ziele haben Sie noch für das Jahr 2013?
Matthias Prey:
Natürlich würde ich meine Leistung von Ratingen gerne bestätigen. Ende Juli steht für mich der Thorpe Cup in Chula Vista für mich auf dem Programm. Dort noch einmal eine „8“ vor dem Endergebnis stehen zu haben, wäre für mich ein traumhaftes Ergebnis.
Haben Sie einen sportlichen Traum?
Matthias Prey:
Wie wahrscheinlich jeder Athlet träume auch ich davon, einmal bei Olympischen Spielen dabei zu sein. Somit werde ich alles daran setzen, 2016 in Rio de Janeiro mitmischen zu können.
Quelle: leichtathletik - Ihre Fachzeitschrift