Überraschender Marathonerfolg von Jaouad Gharib
Unter dem bedeckten Pariser WM-Himmel ermittelten die Marathonläufer am Samstagnachmittag ihren neuen Titelträger. Nach einem packenden Kopf-an-Kopf-Duell bis zum Stadion mit dem Spanier Julio Rey hatte am Ende der marokkanische Außenseiter Jaouad Gharib in einer neuen persönlichen Bestzeit von 2:08:31 Stunden das goldene Ende für sich.
Jaouad Gharib ist der überraschende Marathon-Weltmeister. (Foto: Kiefner)
Die erste Hälfte, die in 1:04:45 Stunden zurückgelegt wurde, war noch von den sich abtastenden großen Marathonnationen und sich überwiegend bedeckt haltenden Favoriten geprägt.Die ersten Minuten gehörten unter anderem dem Schweizer Viktor Röthlin, der gemeinsam mit Julio Rey (Spanien) und Joao N'Tyamba (Angola) zwanzig Minuten lang die Gunst nutzte, um sich den Fernsehkameras in Führungsposition zu zeigen.
Danach führte ein dichtes Spitzenfeld von rund 45 Läufern, dem als Prominentester der frühere Olympiasieger Josiah Thugwane (Südafrika) nicht mehr folgen konnte, durch die Prachtstraßen von Paris.
Antritt nach der Dreißig
Die taktischen Geplänkel hatten erst nach Kilometer 30 ein Ende. Dann trat der Marokkaner Jaouad Gharib beherzt an. Der fleißige und bereits zuvor einen guten Eindruck hinterlassende Spanier Julio Rey konnte ihm zunächst als einziger folgen, später schloss noch der Kenianer Michael Rotich zu diesem Duo auf.
Kurz vor dem Erreichen des WM-Geländes in Saint Denis musste der Paris-Marathon-Sieger des Frühjahrs, Michael Rotich, aber wieder abreissen lassen, während Jaouad Gharib weiter die Führungsarbeit leistete. Der Kenianer fiel ab und konnte im Kampf um Bronze dem Italiener Stefano Baldini keine Paroli mehr bieten.
Jaouad Gharib und Julio Rey eilten gemeinsam dem Stadion entgegen. Brust an Brust bogen sie in den Marathontunnel ein und dort startete Jaouad Gharib noch einmal den entscheidenden Angriff, der ihm nach 2:08:31 Stunden WM-Gold einbrachte. Sieben Sekunden dahinter eilte Julio Rey über die Ziellinie. Bronze ging mit einer Zeit von 2:09:14 Stunden an den Italiener Stefano Baldini.
"Der Sieg überrascht mich nicht. Ich habe hart genug gearbeitet, um mir all das zu verdienen", meinte Jaouad Gharib nach dem Lauf, der sein zweiter Marathon des Jahres gewesen ist. Auch Julio Rey hatte sich gezielt auf das Paris-Rennen vorbereitet und war in den Lauf mit der Zielstellung gestartet, mindestens Dritter zu werden. "Silber ist jetzt ein Bonus", stellte er zufrieden fest.
Ulrike Maisch am Sonntag dran
Ein deutscher Langstreckler war bei dem Rennen nicht vertreten. Einzig Nordlicht Ulrike Maisch, die sich in der Höhe von Sankt Moritz auf ihren Einsatz in Paris vorbereitete, wird am Sonntag bei den Frauen die DLV-Marathonfarben hochhalten.
Zur Betreuung der 26-jährigen rekrutierte der deutsche Lauf-Teamleiter Lothar Hirsch unter anderem auch seinen Kollegen aus dem Geher-Lager, Ron Weigel, der als "pfiffiges Kerlchen" (O-Ton Hirsch) die 20- und 40-Kilometer-Marke mit der Pariser Metro ansteuern wird.