| Interview der Woche

Max Heß: „Das war ein perfekter Sprung“

41 Jahre Weitsprung-Geschichte sind ausgelöscht. Der 18-jährige Max Heß hat am Samstag bei den sächsischen Hallenmeisterschaften in Chemnitz den deutschen U20-Hallenrekord von Frank Wartenberg um zwei Zentimeter auf 8,03 Meter verbessert. Und ganz nebenbei die Norm für Hallen-EM in Prag (Tschechische Republik) erfüllt. Im Interview spricht der Chemnitzer über übertroffene Erwartungen, warum ihn Wetten anstacheln und warum er sich auch durch einen Rekord-Sprung nicht von seinen Entscheidungen abbringen lässt.
Alexandra Neuhaus

Max Heß, 8,03 Meter. Hand aufs Herz – wo kam dieser Gewalt-Sprung her?

Max Heß:

Ich glaube, der hat schon länger in mir geschlummert. Ich hatte vor diesem Wochenende enorm Lust auf den Weitsprung und bin am Mittwoch mit dem nötigen Schwung aus dem Trainingslager auf Teneriffa zurückgekommen. Da habe ich schon gemerkt, ich bin gut drauf und die Wärme im Trainingslager hat mir noch zusätzlich gut getan. Aber klar, mit dieser Weite habe auch ich nicht gerechnet.

Im letzten Jahr haben Sie bereits auf sich aufmerksam gemacht, als Sie im Dreisprung bei der U20-WM Silber gewonnen haben. Sie haben sich, über das ganze Jahr gesehen, im Vergleich zur Vorsaison um einen Meter gesteigert. Am Sonntag haben Sie zudem Ihre Hallen-Bestleistung im Dreisprung auf 16,10 Meter geschraubt. Sind diese Sprünge nun einfach die logische Konsequenz Ihres ohnehin gesteigerten Leistungsvermögens?

Max Heß:

Ich bekomme meine Schnelligkeit besser aufs Brett. Das ist der eine Punkt, der im letzten Jahr auch schon viel bewirkt hat. Zum anderen bin ich aber auch sehr gut durch die Vorbereitung gekommen. Ich konnte den Aufbau ohne Verletzungen oder Krankheiten durchlaufen. Ich habe einen tollen Trainer, der sehr individuell arbeitet, viel Einfühlungsvermögen hat und den ich nicht wechseln möchte. Und auch aus meiner Trainingsgruppe ziehe ich viel Kraft. Wir stacheln uns gegenseitig an, das pusht mich.

Sie trainieren in Chemnitz unter Harry Marusch unter anderem mit der EM-Neunten im Dreisprung, Kristin Gierisch. Inwieweit können Athleten wie sie Ihnen Rückenwind geben?

Max Heß:

Bei Kristin oder auch Weitspringer Vincent Vogel läuft das vor allem bei Wettkämpfen oft so, dass wir Wetten abschließen, um uns zu vergleichen und aufzustacheln. Das war an diesem Wochenende aber nicht nötig. Da hatte ich auch ohne eine Wette genug Elan. Wenn, dann wetten wir aber auch meistens um Dreisprung-Ergebnisse.

Im Weitsprung treten Sie ja auch vornehmlich nur zum Auftakt in die Hallensaison an. Ändert sich das nach diesem Wochenende?

Max Heß:

Der Weitsprung läuft für mich einfach so nebenbei. Ich finde, der Dreisprung ist einfach die schönste Disziplin in der Leichtathletik. Man fliegt da gefühlt einfach viel länger als beim Weitsprung. Und wenn man es richtig macht, ist die Disziplin auch nicht so verletzungsanfällig wie man vielleicht denken könnte.

Mit 8,03 Metern müssen Sie sich nun aber schon gefallen lassen, dass man Sie auch im Weitsprung als großes Talent bezeichnet. Mit diesem Sprung haben Sie immerhin einen 41 Jahre alten Rekord ausgelöscht. Sind Sie ein Typ, der sich aus Rekorden etwas macht?

Max Heß:

Ich wusste ehrlich gesagt gar nicht vorher, wo der U20-Rekord im Weitsprung liegt. Daran können Sie schon ablesen, dass ich mir da keine großen Gedanken drum gemacht habe. Aber wenn bei solchen Weiten nebenbei auch noch ein Rekord herausspringt, nehme ich den natürlich gerne mit. Generell spornen mich aber eher die Weiten an sich an.

Wo Sie gerade über Weiten reden: Die acht Meter, hatten Sie die im Hinterkopf?

Max Heß:

Überhaupt nicht. Auch nicht für nächstes Jahr oder so. Das stand einfach gar nicht auf meiner Liste. Ich hatte mir dieses Jahr 7,70 Meter zugetraut und wäre damit auch mehr als glücklich gewesen. Inzwischen habe ich mir den Sprung nun aber schon einige Male in der Wiederholung angeschaut.

Und? Wie fällt Ihre Analyse aus?

Max Heß:

Ich finde ihn perfekt. Von vorne bis hinten. Und mein Trainer war auch zufrieden. Mehr brauche ich auch dann nicht von ihm zu hören.

Nach diesem perfekten Sprung stehen Sie nun aber plötzlich vor der Entscheidung: Hallen-EM, ja oder nein.

Max Heß:

Definitiv ja. Ich liebäugle im Dreisprung noch mit der Norm und werde die 16,55 Meter in den nächsten Wettkämpfen jagen und maximal vielleicht noch zwei Weitsprung-Wettkämpfe in der Halle absolvieren. Momentan ist das natürlich noch sehr frisch und ich muss erstmal so richtig realisieren, was ich da am Samstag eigentlich gesprungen bin und was da dran hängt. Aber zur Hallen-EM würde ich, wenn es im Dreisprung nicht klappt, auch gerne als Weitspringer fahren.

Wie weit kann es für Max Heß, egal ob als Dreispringer oder als Weitspringer, in diesem Jahr denn noch gehen?

Max Heß:

Im Weitsprung möchte ich diese Weite erstmal überhaupt bestätigen. Und im Dreisprung traue ich mir 16,50 Meter in diesem Winter durchaus zu. Im Sommer kann es dann gerne auch noch ein kleines bisschen weiter gehen. Da ist mein großes Ziel die U20-EM in Schweden. Da wären 16,70 Meter schon toll.

Mehr:

<link news:38753>Max Heß fliegt über die Acht-Meter-Marke
<link http: youtu.be q6p0qybp6fa _blank>Der Rekord-Sprung auf Youtube

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