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Max Heß – Von der U20 in die Weltspitze

Bei der Hallen-DM in Leipzig haben sieben DLV-Athleten ihren ersten nationalen Einzeltitel geholt. leichtathletik.de stellt sie in einer Serie vor. Heute: Dreispringer Max Heß (LAC Erdgas Chemnitz).
Jan-Henner Reitze

<link https: www.leichtathletik.de nationalmannschaft athletenportraet athlet detail max-hess _blank>Max Heß
LAC Erdgas Chemnitz

*13. Juli 1996
Größe: 1,85 Meter
Gewicht: 77 Kilo

Dreisprung

Bestleistung: 17,14 Meter
Silber Hallen-WM 2016
Silber U20-WM 2014
Achter U18-WM 2013
Deutscher Hallenmeister 2016

Großes Talent hat Max Heß in den vergangenen Jahren schon mehrfach bewiesen. Bei der U18-WM 2013 sprang er ins Finale, ein Jahr später bei der U20-WM sogar mit 16,55 Metern zu Silber. In der Hallensaison 2015 erzielte der damals 18-Jährige überraschend 8,03 Meter im Weitsprung und löschte damit den 41 Jahre alten deutschen U20-Hallenrekord von Frank Wartenberg (8,01 m).

Gerade erst der Nachwuchsklasse U20 entwachsen, erfolgte im zurückliegenden Winter gleich der nächste gewaltige Satz nach vorn – mitten rein in die Weltspitze der Aktiven. Station I: Leipzig. Bei der Hallen-DM landete der Chemnitzer bei glatten 17 Metern. Außer dem früheren Weltmeister und heutigem Bundestrainer Charles Friedek konnte in diesem Jahrtausend kein weiterer DLV-Athlet die 17 vor dem Komma erreichen. Station II: Portland (USA). Noch einen drauf setzte Max Heß bei der Hallen-WM, bei der er zweimal 17,14 Meter in die Grube setzte und Silber gewann.

Das DLV-Trainer-Team an der Bande freute sich über das plötzliche internationale Interesse an deutschem Know-How in Sachen Dreisprung-Technik. Großen Anteil am Erfolg hat Harry Marusch, der mit Kristin Gierisch (LAC Erdgas Chemnitz) noch eine Silbermedaille in Portland feiern konnte.

Alle Zubringerwerte verbessert

Die Trainingsgruppe in Chemnitz und das über Jahre aufgebaute Umfeld dort sind der Schlüssel zum Erfolg von Max Heß. Ausgerichtet auf langfristige Ziele hat der Deutsche Hallenmeister auch verletzungsbedingt schwierige Zeiten überstanden – im vergangenen Jahr verhinderte ein Muskelfaserriss im Beuger eine Teilnahme an der U20-EM. Zum Saisonausklang war der Titel bei der U20-DM im Spätsommer ein versöhnlicher Jahresabschluss.

Eine verletzungsfreie Wintervorbereitung gepaart mit dem seit Jahren kontinuierlichen Trainingsaufbau machten die Steigerung der diesjährigen Hallensaison fast zu einer logischen Konsequenz. Die verbesserten Schnelligkeits-, Kraft- und Sprungkraftwerte konnte der 19-Jährige auch durch eine Umstellung auf den Doppelarmschwung voll in Weite umsetzen. Das Konzept von Harry Marusch, der eng mit Nachwuchs-Bundestrainer Charles Friedek zusammenarbeitet, ist voll aufgegangen.

Dafür bekommt er einen Dank von seinem Athleten, der dabei aber auch ins Schmunzeln kommt: "Mein Trainer hat an dem Erfolg einen großen Anteil. Er hat mich in seine Trainingsgruppe aufgenommen, obwohl ich ziemlich schlecht war, und hat einen Vize-Weltmeister aus mir gemacht. Dafür bin ich ihm sehr dankbar."

Erst Abitur, dann Rio?

Die Bodenhaftung verliert Max Heß nur, wenn er auf Brett- und Sprunggrube zurast, um sich für ein paar Sekunden fast schwerelos zu fühlen. Dazu bei trägt auch, dass für den Schüler neben den sportlichen Reisen rund um die Welt und dem Traum von Olympia auch etwas ansteht, was weniger außergewöhnlich für sein Alter ist: das Abitur. Bevor die Wettkampfsaison richtig Fahrt aufnimmt, muss er zunächst die schulische Reifeprüfung bestehen. Ein schwieriger Spagat.

Auch deshalb macht sich Maß Heß in Sachen Rio de Janeiro (Brasilien; 12. bis 21. August) keinen Druck. Er will sich seine Lockerheit erhalten. Auch dass er die Olympia-Norm (16,85 m) in der Halle schon in zwei Wettkämpfen geknackt hat, sieht er nicht als Garantie, dass es auch im Sommer wieder klappt. "Draußen herrschen andere Bedingungen als in der Halle. Da ist es relativ steril, es gibt keinen Wind.“

Seine Leistungen des Winters könnten auch eine Initialzündung für die weitere DLV-Dreisprungszene der Männer sein, in der weiteres Potenzial steckt. Mit Athleten wie dem Hochsprung-Umsteiger Raúl Spank (LG Nord Berlin), dem Deutschen Hallenmeister 2015 Marcel Kornhardt (ASV Erfurt) oder dem Deutschen Meister 2014 Manuel Ziegler (LG Telis Finanz Regensburg) wollen weitere Athleten den Anschluss an die internationale Spitze schaffen.
 
Video: <link video:13792>Max Heß segelt auf magische 17,00 Meter
Video-Interview:
<link video:13846>Max Heß: "17,00 Meter überragend"

Das sagt Bundestrainer Tamás Kiss:

Max hat sowohl physisch als aus technisch eine kontinuierliche Entwicklung genommen. Er springt eine ganz saubere Technik, was auch durch Verbesserungen der Zubringerleistungen insbesondere im Sprungbereich ermöglicht wird. Dass er weit springen kann, hat sich angedeutet. Dass er das auch in Portland getan hat, zeigt, was für ein cooler Typ Max ist. Er bleibt ruhig und behält die Nerven. Das hat er auch schon bei der U20-WM in Eugene bewiesen. Die weiteren Entwicklungsmöglichkeiten sind groß. Er ist Jahrgang 96, das Durchschnittsalter im Dreisprung liegt wesentlich höher. Wenn Max gesund bleibt, gehe ich davon aus, dass er die Dreisprung-Szene national bestimmen und international vorne mitmischen kann. Max hat sehr große koordinative Fähigkeiten, über die Leichtathletik hinaus, auch in anderen Sportarten. Trotz seines Erfolgs bleibt er bodenständig und bescheiden.

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