Maximilian Kessler - Ziel klar, Strecke nicht
Noch ist er einer von vielen Sprintern, die national um einen Platz ganz vorn mitrennen. Für seinen Traum von Olympia 2016 investiert Maximilian Kessler einiges - und schließt sogar einen Wechsel zum Langsprint nicht aus.

Eine glückliche Fügung hatte die Reise möglich gemacht: Das Studium hat Lorcan O‘Cathain aus Irland nach Berlin gezogen, wo der 20 Jahre alte Sprinter nach einem Bandscheibenvorfall an seinem Comeback arbeitet.
Und zwar in der Trainingsgruppe von Maximilian Kessler beim SCC Berlin. Der junge Ire ist der Sohn des Präsidenten des irischen Verbandes und erzählte von der neuen Halle in Athlone. „Wir sind zu dem Wettkampf eingeladen worden und mussten nur den Flug bezahlen“, erklärt Maximilian Kessler diese Gelegenheit. Gemeinsam mit Trainingspartner Erik Franke machte er sich auf die Reise.
Zwei Siege
Die erhoffte Zeit unter 21 Sekunden über 200 Meter kam zwar noch nicht heraus - in 21,30 Sekunden dafür aber der Sieg, genau wie über 60 Meter (6,81 sec). „Ich hatte mir eine kleine Erkältung eingefangen und starke Beuger-Probleme“, kommentierte der 23-Jährige. Für die beste internationale Leistung gab es immerhin noch einen Scheck über 250 Euro.
Zeiten und Prämie sind zwar nicht der große Durchbruch, die Reise beweist aber: Maximilian Kessler hat dazugelernt. 2012 hatten Platz drei bei der Hallen-DM über 60 und 200 Meter Hoffnungen auf Olympia geschürt. Unerfahrenheit und ein Muskelbündelriss machten dem Studenten aber dann einen Strich durch die Rechnung. „Ich habe es mir selbst verbaut.“ Dass man auch mal Verbindungen spielen lassen muss, um einen Platz in guten Rennen zu bekommen, ist eine Erkenntnis, die er mitgenommen und mit der Irland-Reise schon umgesetzt hat.
Mehr internationale Starts
Internationale Starts sollen in Zukunft häufiger anstehen. „Ich trainiere nicht achtmal die Woche, um Berliner Meister zu werden“, meint der ehrgeizige Athlet. Finanziell sucht sich „Maxi“ auf eigene Faust Unterstützung - eine mühsame Sache: „Manchmal komme ich mir vor wie ein Bettler.“ Eine vierstellige Summe im Jahr kommt immerhin zusammen.
All der Aufwand für ein Ziel: Rio de Janeiro. Der große Traum ist ein Einzelstart bei Olympia 2016. „Ob über 100, 200 oder vielleicht 400 Meter, weiß ich noch nicht.“ Probleme am Start und eine gute 300-Meter-Zeit (33,86 sec) zum Auftakt der laufenden Hallensaison sprechen dafür, mittelfristig zum Langsprint zu wechseln. Eine Option, die einige Sprinter nennen, aber kaum nutzen.
Ausflug auf die 400 Meter?
Dass ein Ausflug auf die 400 Meter einem Kurzsprinter nicht schadet, beweisen die weltweit führenden Sprinter aus Jamaika. Alle Läufer der jamaikanischen Gold- (Männer) und Silberstaffel (Frauen) über 4x100 Meter bei Olympia in London (Großbritannien) haben den deutschen Sprintern eine Sache voraus: eine 400-Meter-Bestzeit, zum Teil auf internationalem Spitzenniveau.
Sprintsuperstar Usain Bolt ist schon 45,28 Sekunden gelaufen, Sherone Simpson 51,25 Sekunden. Wenn die deutschen Sprinter im Winter am Kurzsprint über 60 Meter arbeiten, trainieren die Jamaikaner über die Stadionrunde. Wohl ein Mosaikstein für ihren Erfolg.
Maximilian Kessler ist klar, dass die Trauben auch über 400 Meter hoch hängen, wenn es um internationale Einzelstarts geht. „45,3 Sekunden muss man erst mal laufen.“ Mit Ingo Schultz ist 2004 zum letzten Mal ein Deutscher unter der diesjährigen WM-Norm (45,28 sec) geblieben. Für Maximilian Kessler gilt es, in kleinen Schritten seinem Traum von Olympia näherzukommen. Der nächste soll jetzt am Wochenende bei den Norddeutschen Hallen-Meisterschaften folgen.
Quelle: leichtathletik - Ihre Fachzeitschrift