WM 2003 in Paris - Athletendorf und Transport
Zu gerne würden die Franzosen bei den Weltmeisterschaften im eigenen Land ähnliche Triumphe feiern wie fünf Jahre zuvor bei den Fußballweltmeisterschaften. Insgeheim hofft die Grande Nation, dass ihren Leichtathleten im Stade de France ebenso eine Sensation gelingt wie damals der Equipe Tricolore beim Endspiel gegen Brasilien. Hochmotiviert und mit innovativen Ideen ist das Organisationskomitee am Werk. Im Vorfeld nimmt leichtathletik.de immer wieder die Mega-Veranstaltung unter verschiedenen Blickwinkeln unter die Lupe und informiert Sie über die Vorbereitungen. Ulrike Philipp berichtet über die Unterkünfte der Athleten und den Transport.
In einem solchen Komplex wird das DLV-Team bei der WM in Paris voraussichtlich wohnen (Foto: Maison Heinrich Heine)
Jedes Organisationskommitee (OK) leichtathletischer Grossveranstaltungen steht am Anfang der Planungen vor der Frage "Ins Dorf oder ins Hotel?". Hatten die Veranstalter der Hallenweltmeisterschaften 1997 in der Seinemetropole die Athleten noch auf Hotels rund um den damaligen Austragungsort, das Palais Omnisports de Bercy, verteilt, so kommt 2003 die spartanische Variante zum Zug: Die Pariser werden das Internationale Studenten- in ein Athletendorf verwandeln, um - wie in München 2002 oder Stuttgart 1993 – olympisches Gemeinschaftsgefühl unter den Athleten entstehen zu lassen.Studentenfeeling für die Weltklasse
Die Cité Internationale Universitaire, im Süden von Paris zwischen der Porte de Gentilly und der Porte d´Orléans gelegen, ist dafür ideal geeignet. Das Areal besteht aus eleganten Häusern und Pavillons, die im Stil der vertretenen Länder gebaut sind. Das Deutsche Haus ist nach dem Dichter Heinrich Heine benannt. Seit 2001 werden die Nationenhäuser eines nach dem anderen renoviert, um rechtzeitig zur Eröffnung des Dorfes am 15. August 2003 in frischem Glanz zu erstrahlen. Den 2.200 Athleten – auch die französischen Equipe ist dort untergebracht - wird es an nichts mangeln.
Auf dem Gelände gibt es Krafträume, gleich nebenan liegt der Parc de Montsouris fürs Lauftraining und zum Relaxen und quer über die Strasse das Stade Sébastien Charléty, eine der fünf offiziellen Trainingsstätten. Gegessen wird in der zentralen "Mensa" und auch für alle möglichen Freizeitvergnügungen ist gesorgt. Die IAAF Community, die Presse und Sponsoren sind in siebzehn Hotels quer über Paris verstreut.
Logistisches Meisterstück
Einer der fünf nationalen Partner der Weltmeisterschaften ist die RATP, der Pariser Verkehrsverbund. Dessen Commitment geht sogar soweit, dass er dem OK großzügig Büroräume in der eigenen Zentrale im 12. Arrondissement zur Verfügung stellt. Die RATP hat sich das ehrgeizige Ziel gesetzt, ähnlich wie 1998 bei der Fußball-WM durch einen reibungslosen Transport aller Beteiligten mit zum Erfolg der 9. Leichtathletikweltmeisterschaften beizutragen.
In Zahlen bedeutet dies: über 2.000 Athleten, 2.500 IAAF-Vertreter und Gäste des OKs, 3.500 Journalisten, 4.000 freiwillige Helfer, 7.000 Servicekräfte und eine halbe Million Zuschauer an neun Tagen sicher und schnell durch Paris zu befördern - von den Flughäfen und Bahnhöfen zu den Unterkünften, zum Stadion, zu den Trainingsstätten, Akkreditierungszentren und sonstigen Veranstaltungsorten.
17 Minuten vom Dorf ins Stadion
Die RATP verspricht, die Athleten in nur 17 Minuten vom Dorf zum Stadion zu bringen. Kein leichtes Unterfangen, denn um zum Stade de France zu gelangen, geht die Reise von der südlichen Stadtgrenze einmal quer durch Paris bis zum Arbeitervorort Saint Denis im Norden. Möglich machen dies spezielle Waggons, die auf der RER Linie B - entspricht den deutschen S-Bahnen - eingesetzt werden und ausschließlich akkreditierte Personen transportieren. Eine Station nach dem Nordbahnhof, an der Haltestelle "La Pleine – Stade de France", warten dann Shuttlebusse auf die Athleten, mit denen es direkt weiter zum Aufwärmplatz geht.
Den Zuschauern sei die Fahrt mit der RER ebenfalls empfohlen, da dies die schnellste, bequemste, günstigste und sicherlich nervenschonendste Art der Fortbewegung in Paris ist.
Die Wege bei der WM in Paris (Grafik)