Mehdi Baala läuft 1000-Meter-Rekord
Mehdi Baala strahlte. "Ich wollte hier, auf meiner Bahn, meinen französischen Rekord unterbieten", sagte der Hauptdarsteller beim Abendsportfest in Straßburg nach seiner eindrucksvollen Solo-Vorstellung über 1000 Meter (2:13,96 min), "und ich hab's geschafft!" Glücklich war er. Überglücklich.
Mehdi Baala ist bereits in guter Form (Foto: Kiefner)
"Aber wo ich wirklich stehe, weiß ich erst nach dem Meeting in St. Denis, wo ich über 1500 Meter auf all meine Konkurrenten treffen werde, also auch Hicham El Guerrouj." Mehdi Baala, der amtierende Europameister, hat seine Hausaufgaben gemacht. Kein Zweifel, er ist gut gewappnet für die WM im eigenen Land.Die Erwartungen waren groß. Riesengroß. "Ich fühl' mich super", hatte er tags zuvor optimistisch verkündet, "wenn das Wetter stimmt, wenn ich einen guten Tag habe, ist alles möglich." Die alte Bestmarke hatte Mehdi Baala im September 2002 in Nancy aufgestellt. Damals lief er 2:15,17 Minuten. "Eine Zeit unter 2:15 soll's sein", ließ Mehdi Baala verlauten, "den Zuschauern und meiner Familie möchte ich was bieten." Er hat Wort gehalten.
Mit Hasen und Anfeuerung
Nachdem die beiden "Hasen", der Franzose Romain Delmas und der Kenianer David Kiptoo, ein hohes Anfangstempo angeschlagen hatten, war Mehdi Baala allein auf sich gestellt. Mit langen Schritten eilte er über den roten Kunststoff. Angefeuert von einem begeisterten Publikum sorgte der Lokalmatador vom ASPTT Strasbourg für das absolute Highlight dieser Veranstaltung.
Als er durchs Ziel sauste, brauste der Applaus durchs Stadion. 2:13,96! Mit diesem Top-Resultat schob sich Mehadi Baala an die siebte Position in der ewigen Weltbestenliste. Noah Ngeny aus Kenia, Olympiasieger über 1500 Meter, ist die Nr. 1 mit 2:11,96. Dann folgen die beiden Engländer Sebastian Coe 2:12,18 sec) und Steve Cram (2:12,88 sec). Mehdi Baala ist nunmehr der drittschnellste Europäer.
Dritter Rekord in diesem Jahr
Der 22-jährige Franzose feierte den dritten nationalen Rekord innnerhalb weniger Monate. In der Halle war er bereits über 800 Meter (1:44,82 min) und 1000 Meter (2:17,18 min) so flott unterwegs wie nie zuvor in seiner Karriere.
Jean Michel Dirringer, der Coach, war hochzufrieden mit seinem ehrgeizigen Schützling, der sich bei der EM in München ein packendes Duell mit dem Spanier Reyes Estevez geliefert hatte, das vielen in Erinnerung geblieben ist. Mehdi Baala bekam Gold, Reyes Estevez Silber, nachdem das Kampfgericht sie anfangs gemeinsam auf Platz eins gesetzt hatte.
Spät zur Leichtathletik
Mehdi Baala, Olympia-Vierter in Sydney, ist in Straßburg geboren, doch fließt afrikanisches Blut in seinen Adern. Sein Vater stammt aus Algerien, genauer gesagt aus Batna, doch seine Mutter ist Elsässerin. Mit Sechzehn kam er zur Leichtathletik. Spät zwar, aber nicht zu spät.
Als Profi, für den die Lauferei längst zum Full-Time-Job geworden ist, bereitet sich Baala akribisch genau auf die WM vor. Im Stade de France von St. Denis, vor den Toren von Paris, will er eine Medaille. Unbedingt! Alle drücken ihm fest, ganz fest die Daumen. Insbesondere seine bessere Hälfte, Ehefrau Hanana, selber eine 1500-Meter-Läuferin (4:07,14 min), unterstützt ihn, wo sie nur kann. Vor einigen Wochen ist Nachwuchs angekommen bei den Baalas. Jetzt noch eine WM-Medaille, dann ist ihr Glück komplett.